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Full text: 60, 1940

82 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. —- 60. Band. Nr. 6/T. 
Audi die C-Vor stoße haben keine lange Dauer, 2 tägige wiegen vor. In allen 
Tagesklassen sddießen sie sich ungefähr an den Strahlungsgang an, wobei der Abfall im März 
stärker ist als der Anstieg im Oktober/November. Im allgemeinen kann von diesem Typ etwas 
Ähnliches gesagt werden wie von dem der SO-Vorstöße: die kurzlebigen Fälle schließen sich 
an Zyklonen an (in diesem Falle unter dem Einfluß eines einem NW-KE folgenden Zwischen- 
hochs), die langlebigen gehen auf die Zufuhr kontinentaler KL aus NO zurück. Das ist wie 
gesagt, cum grano salis, bei den SO-KE das gleidie. Diese zeigen jedodi eine längere Durch- 
.schnittsdauer; das würde heißen, daß die antizyklonal beeinflußten stärker vertreten sind als 
die zyklonalen. Der längste überhaupt während der acht Jahre beobaditete kontinuierliche KE 
war der SO-Strom vom 19. November 1951 bis 6. Dezember 1951, er fiel jedodi nicht mit 
extremer Reichweite zusammen, sondern blieb auf Nordeuropa und Mittel eutschlancl— Polen 
beschränkt. Auffallend gering ist auch bei diesem Typ die Zahl der 4 tägig Sri KE. Das Maxi 
mum besitzen die 5 tägigen, ein zweites geringeres liegt bei clen 5 tägigen SO-KE. Diese 
letzteren sind auf die zweite Winterhälfte beschränkt, jedoch ist die Verteilung der vieltägigen 
KE ungleichmäßig. Auch dürfen wir natürlich clen relativ geringen Unterschieden in An 
betracht der niedrigen Gesamtzahl keine große Bedeutung' beimessen. Bezeichnend für das 
mitteleuropäische Novemberwetter ist die Höchstzahl der 1 tägigen SO-Ströme im November. 
Merkwürdig ist dabei allerdings der Zufall, daß ausgerechnet der längste beobachtete KE ein 
SO-Strom des November ist. Wir sehen daraus also, was auch an anderer Stelle hervorgehoben 
ist, daß der symmetrische An- und Abstieg der SO-Vorstöfie von Oktober über Januar zum 
April sich auflöst, sobald wir die Vorstöße gesondert nach einzelnen Tagesklassen betrachten. 
4. Degeneration und Regeneration. 
Bei Besprechung der KE-Typen wurde wiederholt von den Modifikationen der Kalt- 
lufteinbriiche gesprochen, die diesen ein bestimmtes Gepräge verleihen. Die Verteilung 
von Land und Meer, clie Orographie, die Breitenlage in Verbindung mit der Jahreszeit 
sowie die Vertikalströmungen innerhalb der Luftmasse (Rodewald, 1957) sind die 
hauptfaktoren für die Abänderungen der KE während ihres Verlaufs. Dies ist ausführ 
lich dort behandelt worden, wo es zum Bild des betreffenden KE-Typs selbst gehört. 
Hier sollen jedoch jene Veränderungen behandelt werden, die zu einem Absterben 
bzw. Wiederaufleben von KE führen. Die dabei besprodienen Vorgänge stehen in enger 
kausaler Beziehung zu den Luftdruckverhältnissen 57 ). So wie clie Auslösung von KE durch den 
Luftdruck ausschließlich reguliert wird (Kapitel C6), so unterliegt auch das weitere Schicksal 
des KE den Veränderungen der Luftclrucktopographie. Am eindringlichsten prägt sich dieser 
Einfluß aus beim Abreißen eines NW-KE infolge Aufziehens eines von SM 7 kommenden Tiefs. 
Die nordwestliche KL ist bereits bis nach Südengland gelangt — so setzen wir den 
Fall —, wenn in Island bereits vorfrontaler Stau mit Absinken eintritt. Mit Annäherung des 
neuen südwestlidi Islands gelegenen Tiefs drehen die Winde auf südöstliche, später südwest 
liche Richtungen; abgesehen davon ist clie KL in einem breiten vorfroutalen Streifen stilliegend. 
Der Zusammenhang des breit entwickelten Kaltluftschwalles über England und der Nordsee 
mit dem Ursprungs gebiet wird immer schmaler. Da ferner das abziehende Tief in der Regel 
rasch abgeschwächt wird und von dem nachfolgenden, noch nicht so weit aufgefüllten eingeholt 
wird, verliert clie abgerissene Kaltluftmasse mehr und mehr an Aktivität. Zwar wehen in ihrem 
Bereich noch nordwestliche Winde, und sie vermag sich noch auf clen Kontinent zu schieben, 
jedoch liegt sie dort bald still, ln ihrem Bereich tritt Divergenz mit Absinktendenz ein. Wäh 
rend sie ostwärts nicht mehr an Raum gewinnt, wird sie von Westen her durch die andrängen- 
den Fronten allmählich auf geleckt. Eine Reaktivierung der zerfallenden Kaltluftmasse in 
gleichem Sinne findet nicht statt. Mit dem Abreißen der Kaltluftströmung über Island ist das 
Schicksal dieses KE nttr nodi eine Frage von ein bis zwei Tagen, in stürmischen Perioden oft 
nur von Stunden. Die Degeneration der NW-KE beruht in diesem Falle im wesentlidien in 
einfacher Aufzehrung durch die nachfolgende kräftigere Warmfront. Mit dem Übertritt der 
af ) Ygl. hierzu die Untersuchung Bakalows (1939) über die Transformation der Luftmassen.
	        
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