Joachim Blii tilgen: Geographie der winterlichen Kaltlufteinbräche in Europa. 81
Zwar müßte man, wollte man ganz korrekt vorgelien, so viel Einzel-KE zählen, wie
Zyklonenkerne vorbeiziehen, das ist jedoch aus 24 stiindigen Terminbeobachtungen nicht gut
möglich. Es bleibt nur der hier gewählte Weg, von diesen Einzelimpulsen abzusehen und die
allgemeine Kontinuität der Kaltluftzufuhr als solche als Test zu verwenden. Es ist daher bei
der Errechnung der mittleren Dauer der NW-KE aus dem vorliegenden Material exakt mete
orologisch gesehen ein etwas zu hoher Wert entstanden. Immerhin ergibt sich trotz dieses Vor
behalts schon aus unserem Material ein Vor wiegen der 2tägigen NW-KE, denen
allerdings die 3tägigen nicht viel nachstehen, so daß die letzteren hinsichtlich der von ihnen
beanspruchten Tagessumme also einen größeren Teil des Winters ausmachen als die 2 tägigen.
Allerdings verhalten sich in dieser Beziehung die Monate verschieden: das Maximum der ein
zelnen Dauerklas °,n liegt keineswegs im gleichen Monat. Kennzeichnend ist, daß der Februar
nie von einem Ma An um einer bestimmten Tagesklasse betroffen wird, wohl aber der Januar.
In den 8 Wintern hätte cler Januar 17 2 tägige, 12 3 tägige und 4 7- bis 10 tägige NW-KE auf
zuweisen. Die 3tägigen NW-KE schwellen dreimal an im Laufe des Winters: Oktober, Januar.
April: davon sind die Oktober- und Aprilmaxima der 5tägigen KE in diesen Monaten die vor
herrschenden. werden also der Zahl nach von clen Fällen mit geringerer oder größerer Dauer
nicht erreicht.
Hervorzuheben ist ferner, daß die eintägigen NW-KE in keinem Monat, auch nidit in den
Grenzmonaten September und Juni, vor den anderen Tagesklassen vorherrschen, obwohl man
das in clen beiden Übergangsmonaten vielleicht für wahrscheinlich halten würde (stärkere
Insolation). In dem Fehlen vieltägiger KE in diesen Grenzmonaten macht sich andererseits die
Bedeutung der Advektions- bzw. Insolationswärme geltend. Ein zehntägiges ununterbrochenes
Anhalten eines NW-Stromes im Untersuchungsgebiet wird sehr selten überschritten.
Hinsichtlich der maximalen Dauer stehen NO-KE an der Spitze. So ist
clie 7- bis 10 tägige Klasse von den NO-KE absolut viel stärker besetzt als von den NW-KE,
obwohl nur halb so viele NO-KE in clen 8 Jahren insgesamt gezählt wurden. Das Übergewicht
ist also relativ noch größer. Wie auch z. T. bei clen NW-KE stehen in manchen Monaten die
4 tägigen KE etwas zurück. 3 tägige wiegen zwar zahlen- und tagessummenmäßig vor, aber die
höheren Klassen (4-, 5- und 6 tägige) kommen jede für sich immer noch häufiger vor als 1- und
2 tägige. Entsprechend ist die Tagessumme dieser Klassen recht hoch. Selbst clie Tagessumme
der selteneren 7- bis 10 tägigen Klasse liegt noch weit über der der 1- und 2tägigen. Die Betonung
vieltägiger KE ist in allen Monaten von Oktober bis April spürbar. Lediglich clas hohe Maxi
mum der 3 tägigen NO-KE im März, das sowohl für diesen Monat wie für diese Klasse clen NO-
I lochst weri darstellt, fällt aus diesem Rahmen etwas heraus. Das hängt mit dem Höchstwert
der NO in den nordeuropäischen Bereichen in diesem Monat (im Gegensatz zu clen südlicheren
Gebieten) zusammen. Es ist das eine Bestätigung des allgemeinen Parallelgehens zwischen
Reichweite und Dauer: clie nur 3tägigen NO-KE bleiben vorzugsweise auf die nordeuropäischen
Stadien beschränkt und können sich in diesem Zeitraum nicht weiter südwärts entwickeln.
Im großen und ganzen bestätigt sich die Parallelität zwischen Dauer und Reichweite auch
bei den Nsk-KE. Diese haben jedoch eine durchschnittlich viel kürzere Dauer als z. B.
clie NO-KE. Fälle, die sechs Tage überschreiten, sind äußerst selten (nur 4 °/o gegen 21 °/ 0 bei
clen NO), und über zehn Tage dauerte kein einziger während der acht Winter an. 4 tägige sind
daher hierbei schon als langanhaltend zu bezeichnen. Sie sind es, die clem März zu seinem
zahlen- und tagemäßigen Maximum verhelfen, und zwar fast in allen Stadien. Die achtjährige
Höchstzahl entfällt allerdings auf clie 2 tägigen KE. hinsichtlich der Tagessumme sind es clie
4tägigen. Markant ist das Ausbleiben vieltägiger Nsk in der an sich schon an diesem
KE-Typ armen Mittwinterzeit. Der Januar hat daher meistens nur 1- und 2tägige Nsk
aufzuweisen. Der Grund ist. wie schon in anderem Zusammenhänge betont, der Widerstand
des lappischen Kaltluftblocks. Daher ist clie Entstehung des Vorwiegens cler niedrigen Tages
klassen im Januar anderer Art als die des gleichen Yorwiegens im September und Juni, in
denen nicht Kaltluftwiderstand, sondern Wirkung von Insolation bzw. Warmluftadvektion
maßgebend ist.