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Full text: 60, 1940

Joachim В I ü t li g e и : Geographie der winterlichen Kaltlnfteinbriiche in Europa. 
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2. cl) Nordostluftvorstöße. 
In Mitteleuropa können die aus NO eintreffenden KE als die augenfälligsten Typen der 
Advektion arktisch-kontinentaler KL im Winter gelten." 1 ) Dieser Typ deckt sich ziemlich genau 
mit van Bebbers winterlichem N—NO-Тур, wobei allerdings v. B. auch noch zahlreiche Eis 
meerkaltluftvorstöße über Lappland einbeziehen dürfte, die hier nach Möglichkeit ausgesondert 
sind. Das geht auch aus van Bebbers Bemerkung hervor, wenn er sagt, daß N—NO-Typen 
meist auf W—NW-Typen folgen. Das trifft nun zwar für clie maritimpolaren Vorstöße über 
Nordeuropa zu, bei denen der Wind von NW in NO überzugehen pflegt, nicht aber für die 
echten kontinentalen Vorstöße, welche hier behandelt werden sollen. Wichtig ist in diesem Zu 
sammenhänge van Bebbers Hinweis, daß auf den U r s p r u n g cler nordöstlichen Wincle zu 
achten ist. — Wir können einen echten NO-KE mit dem Typ I a von O. Fink bzw. A von 
Teisserenc de Bort parallelisieren. 
Die NO-KE stammen mitunter gar nicht allzu weit her (vgl. Markgraf, 1929) und haben 
ihre Wurzelzone entweder in Finnland oder im Baltikum und Mittel—Nordrußland. Teilweise 
stehen sie jedoch direkt mit Eismeerkaltluit in Verbindung (vgl. hierzu auch Fig. 17). Audi 
dann, wenn ein Nordoststrom schließlich aus einem Eismeernordstrom kommt, ist die KL in 
zwischen vollkommen kontinental abgewandelt, und ein kräftiges Ausstrahlungszentrum mit 
geringer Luftbewegung ist dann in Lappland, Finnland oder Nordrußland als ein entscheiden 
des Kennzeichen anzutreffen. Selbst in dem anormalen Winter 1928/29 konnten die extremen 
Kälteeinbrudie aus NO nicht immer unmittelbar bis nach Nordrußland verfolgt werden, sondern 
die KL drang etappenweise vor. allerdings nicht durch mildere Gegenströmungen unterbrochen. 
Nordost- und Nordströmungen über Lappland wird man nur dann zu diesem Typ rechnen 
können, wenn es sich dabei um maritimpolare KL handelt, die rasch kontinental abgeänclert 
wird und allmählich in den NO-Strom übergeht. Da schon das nördliche Innerlappland als 
kräftige Kontinentalisierungsschwelle zu gelten hat. stehe ich nicht an, einen 
Nsk-KE vom Typ des 26. Oktober 1.931 (Fig. 17) auch als ausgedehnten NO-Strom in diesem 
Sinne zu bezeichnen, man bedenke doch gerade bei diesem Beispiel das frühe Datum und die 
große negative Abweichung der Temperatur aller betroffenen Orte von dem langjährigen 
Mittel dieses Tages. Die Einschaltung von z. T. milderer Eismeerluft in kontinentale Luft ist 
sogar (wie auch O. Fink betont) ein Charakteristikum, vorausgesetzt, daß sie sich ohne Ände 
rung cler Stromrichtung über Mitteleuropa einfügt. Es sei zugegeben, daß dadurch die Ab 
grenzung gegen Nsk-KE (Vorstöße polarmaritimer KL vom Eismeer nach Skandinavien) manch 
mal sehr erschwert wird. 
Die Verbreitung dieser KE nimmt im übrigen ein sehr großes Areal ein. Dabei kann sich 
ein NO-KE durchaus aus einem engeren Gebiet heraus entwickeln, worauf oben schon hin 
gewiesen wurde. Bevorzugt ist in dieser Hinsicht Südfinnland Iris zum Baltikum hin. Man ver 
gleiche hierzu das im Kapitel Di näher besprochene Beispiel des 8. Januar 1931 (Fig. 83), bei 
dem still lagernde KL sich über ganz Nordeuropa befindet mit tiefen Strahlungsfrösten, wäh 
rend in Südfinnland (ohne sichtbaren strömungsmäßigen Zusammenhang zum Eismeer!) eine 
NO-Strömung aufkommt, welcher ganz Mitteleuropa den NO-KE verdankt. Bei hohem Druck 
über Skandinavien (und Nordrußland), der allein die NO-KE einleitet, beginnt cler KL-Trans- 
port zuerst in diesem Gebiet. Von da aus dringt clie KL siidwestwärts vor, gefolgt von noch 
kälterer Kontinentalluft, gleichzeitig wird aber auch skandinavische KL mit von der sich weiter 
fortpflanzenclen und um sich greifenden NO-Strömung ergriffen. — In anderen Fällen liegt clie 
NO-Strömung anfangs auch nördlicher: von Mittelschweden hinüber nach Mittelfinnland auf der 
Nordseite einer über der südlichen Ostsee liegenden Tiefdruckrinne. Welcher Fall eintrifft, 
hängt ganz und gar von der Luftdruckentwicklung der vorangegangenen Zeit ab. Insbesondere 
ist das Eintreffen weit ausholender NO-KE aus dem äußersten NO Rußlands, das relativ selten 
vorkommt, von einer ganz bestimmten Folge von Luftdruckkonstellationen abhängig (vgl. 
sl ) Nach Markgraf (1929) stellen sie das wesentlichste Merkmal des nordwestdeutschen Winterklimas dar. 
insofern man seinen Typ 4 (KL aus Norddeutsehlaud. dem Baltikum und Polen heim Vorliegen eines Biskavatiefs) 
mit unserem NO-KE parallelisieren darf.
	        
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