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Full text: 60, 1940

Joachim Blüthgen: Geographie der winterlichen Kaltlufteinbrüche in Europa. 
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Summe der acht Jahre 1925/26 —• 1952/55 
Stadium X 
XI XII 1 II III I\ Zusammen 
lu 
D> 
Ic. 
5 9 6 9 10 2 1 40 
2 S 5 7 7 2 1 52 
1 2 2 6 5 — — 14 
Iläufigkeitsieihenfolge der Stadien: Ia, Ib, Ie. 
2. cj Die s k a n d i n a v i s c h e n Nordluftvorstöß e. 
In engem Zusammenhänge mit der zuvor besprochenen skandinavischen Kaltluft müssen 
maritimpolare KE behandelt werden, die über Lappland von Norden her einströmen und auf 
ihrem weiteren Wege kontinental modifiziert werden. Selten treffen sie mit NW-Winden ein. 
meist mit Nord- bis Norclostwinden. Sie können mit gewaltiger Kraft einsetzen, ohne daß damit 
zunächst ein wesentlicher Temperatursturz verbunden ist. 
Folgendes Beispiel möge diese Verhältnisse beleuchten. Am 17. Dezember 1926 lagert in Lappland ein Zwischen 
hoch von 757.5 mm, in dessen Bereich stilles Frostwetter herrscht (Gällivare C —17°, Haparanda N2 —21°, 
Kuopio C —18°). Aus diesem Reservoir fließt die KL zum Eismeer ab (Ingö SO 4 —6°). Am folgenden Tage trifft 
jedoch auf der Rückseite eines Kolatiefs ein Schwall polarer Luft ein. der an der Küste Nordwinde (2—4), Schnee 
und Temperaturanstieg bedingt (Ingö 0°, Varclö — 1°). In Innerlappland dagegen bleibt das ruhige Frostwetter un 
berührt fortbestellen (Gällivare C —25°). — Ein ähnliches Beispiel bildet der 9./10. März 1926. Zwar fehlt 
hier ein ausgedehntes Kaltluftkissen, aber der Temperatursprung ist auch hier in Vardö erkennbar (am 9. März: 
SW 2 —5°, am folgenden Tage NW 5 Schnee —2°). In diesen Falle sind also die Südwestwinde noch kontinentale 
Landwinde mit den tieferen Temperaturen. Da gleichzeitig in Ingö schon eine zweite KL-Staffel mit einer weiteren 
Winddreliung nadi N eingetroffen ist, die entsprechend kälter ist. ist dort der Temperaturanstieg bereits wieder 
kompensiert (N8 —4° gegen SO 4 —4° am Vortage). 
Es kann also durchaus als häufiger, zu gewissen Jahreszeiten sogar als normaler Fall be 
trachtet werden, daß die Temperatur bei einem Windsprung von SW auf N nicht sinkt. Es 
prägen sich hierin gewisse Ähnlichkeiten mit Island aus. Dort aber war die Hauptzugrichtung 
der Tiefdruckgebiete SW—NO. einen KE jeweils aus NW bedingend. — hier dagegen kommen 
die Tiefdruckgebiete selbst aus NW. Sie umgehen das nördliche Skandinavien, um über Kola 
südlichere Bahnen einzuschlagen. Die Steuerung auf südöstliche Richtung bedingt 
aber, daß die Kaltluft der Rückseite nur anfangs aus NW, dann aus N bis NO nach Lappland 
gelangt. 
Da die Luftmassen über Lappland im Winter einer fortgesetzt intensiven Abkühlung unter 
liegen, und dabei der Luftmassentransport im Innern nicht sehr durchgreifend ist, gelangt eigent 
lich milde Meeresluft selten am Boden nach dem inneren Lappland; sie berührt vielmehr nur die 
Küstenstriche. Die einem Tief über Kola nachfolgende Kaltluftwelle stößt daher auf festländisch 
ausgekühlte Luft in Iunerlappland. Die Temperaturen in Inari oder Sodankylä erfahren daher 
zunächst einen Anstieg, wenn der Wind auf nördliche Richtungen springt. Das sind ebenfalls 
Zusammenhänge, wie sie sonst im Rahmen des Untersuehungsbereiches nur Island aufzuweisen 
hat: in Island vorfrontale Strahlungskälte ersetzt durch mildere maritimpolare Luft, in Lapp 
land kontinentale KL ersetzt durch maritimpolare Luft. Während in Island die Fälle von Tem- 
peraturzunahme bei NW-Luft aber nicht häufig waren, liegen die Dinge in Lappland doch anders. 
Der jahreszeitliche Gang prägt sich bei den hier behandelten KE über Lappland 
wesentlich stärker aus, der sich hier mit dem gegenüber Island ungleich viel kräftiger aus- 
gebildeten Kontinentalregime kombiniert. Im Winter, während in Innerlappland die Aus 
strahlung der Breitenlage entsprechend schon tiefe Temperaturen bewirkt, erhalten Nordwinde 
durch Meereseinlluß eine wesentlich höhere Temperatur, die dann um diese Zeit eine Tempe 
raturerhöhung für Lappland bedeuten. Wir müssen hierbei berücksichtigen, daß Island den 
Polarkreis eben noch berührt, daß aber der größte Teil Lapplands nördlich davon liegt und den 
polaren Lichtverhältnissen entsprechend stärker unterliegt. Das bedeutet aber in diesem Falle 
eine intensivere Ausstrahlung, die noch indirekt unterstützt wird durch eine die Einstrahlung 
herabsetzende relativ geringe Heiterkeit des Himmels (vgl. Blü thgen 1938 [e], S. 621—622).
	        
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