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Full text: 60, 1940

30 Ans dem Archiv der Deutschen Seewinde lind dos Marineobservatoriiims. — 60. Bund. Nr. 6/7. 
Arktisluft in wenig modifizierter Form bis in die Näbe Islands getragen, im entgegengesetzten 
Falle belädt sieb die südwärts strömende KL über der freien See bereits vor Island mit Feuchtig 
keit und erhält mildere Temperaturen. Dann liegt die Wurzelzone der KE entsprechend weiter 
nördlich und nordwestlich. 
Wieviel schon ein relativ schmales Seegebiet für die Eigenschaften der dar überhin streichenden Luft bedeutet, 
das können wir aus einem Beispiel entnehmen, welches Scherhag (1957 |d]) von Nordamerika beschrieben hat; im 
Falle dieses ostamerikanischen KE vom 9. Februar 1954 zeigte sich, daß die Erwärmung der KL über dem Golfstrom 
wasser dort in der Stunde 1° betrug und sogar eine Luftsäule von 6000 m Höhe erfaßte. Die an der Küste noch —20 
kalte Luftmasse traf nach 1000km Seeweg über den Bermudas bereits mit 4-10° ein 17 ). 
Diese Feststellungen, die sich mit denen Pragers (vgl. Kapitel D 3) für das Barentsmeer 
decken, in denen er auch auf die ähnlichen Verhältnisse nördlich Islands hin weist, müssen vor 
ausgeschickt werden, um zu erklären, daß die KE über Island schon recht verschieden ein- 
lreffen können. Auf jeden Fall kann als sicher angenommen werden, daß die Wurzelzone der 
Kaltlufteinbrüche nie unmittelbar bis Island reicht, sondern daß die Kaltluftabzapfung aus dem 
arktisdien Reservoir weiter nordwestlich im Bereich des Treibeisstromes vor sich geht. Es 
handelt sich wohlgemerkt hierbei nur um die Zeit der winterlichen KE: es ist selbstver- 
ständlidi, daß mit den veränderten Einstrahlung«- und Advektionsbedingungen der warmen 
Jahreszeit auch die Wurzelzone nodi weiter zurück liegt, so weit, daß Frosttemperaturen dann 
von Grönland her nicht mehr bis Island Vordringen. 
Nun zu dem Bild des KE im Untersuchungsbereich selbst! Die KL strömt fast stets aus N 
Iris NW ein mit meist größeren Windstärken; ein langsames Vorschieben der KL. wie es auf 
dem Kontinent häufiger eintritt. ist in Island sehr selten. Es hängt dies zusammen mit dem 
großen Gradienten, der die an Island vorbei ziehenden Tiefdruckgebiete begleitet, der sogar 
nicht selten bewirkt, daß die KL in Island stark verschleppt eintrifft und kaum über die Insel 
südwärts hinausreicht. Der große Ablenkungswinkel des Einströmens der KL gegenüber dem 
Gradienten ist für das gesamte maritime Bereich kennzeichnend. Auf diese bereits von van 
В ebbe г getroffene Feststellung werden wir im Kapitel C 2 d noch zurtickkommen. 
Island wird in fast allen Fällen relativ schnell Überflossen. Fälle, in denen die Kaltluft 
grenze quer durch Island verläuft und diese Lage beibehält, gehören nie dem aktiven Teil 
dieses KE-Typs an. sondern bilden vorfrontale Randerscheinungen zurückgedrängter KL. Das 
gilt auch von vielen aus NO in Island eintreffenden KE: der Hauptstrom verläuft von NW nach 
SO weiter ostwärts, ein Teil davon ist nur als NO-Strömung über Island abgezweigt zu einem 
herannahenden neuen Tief hin. Infolge der wenigen Stationen kann über die Breite des KE 
aus NW nichts Sicheres ausgesagt werden, in den Fällen allerdings, bei denen frische KL ver 
schleppt in England und Irland mit SW-Winden eintrifft, läßt sich extrapolieren, daß der Kalt 
luftschwall westlich und südwestlich weit über Island hinaus reicht. 
Die Färöer werden schon nicht mehr in allen Fällen, in denen Island von KL berührt 
wird, von dieser betroffen. Besonders die verschleppten KE, die die West- bis Südwest 
strömung nicht durchbrechen, sondern von ihr mitgeschleppt werden, geraten kaum w esentlich 
über Island hinaus. Diese vollziehen sich auch so rasch, daß sie in manchen Fällen keine 
24 Stunden über Island verweilen und darum in den Wetterkarten leicht übersehen w r erden 
können. Sie wandern nordostwärts auf das Gebiet des Skandik weiter, wo sie aus Mangel an 
Stationen nicht mehr verfolgt werden können. 
Nicht so häufig sind die Fälle, in denen die KL aus NW über die Färöer hinaus bis nach 
Schottland und En gl an d reicht. Bei einer solchen Ausdehnung des KE ist die Ausbildung 
von Staffeln schon häufiger: auch ist es dann nicht mehr ohne weiteres gegeben, daß gleich 
zeitig in Island noch ein ungeschwächter NW-Strom herrscht. In England pflegt die NW-Luft 
schon mit einer etwas westlicheren Komponente einzutreffen, ja sogar aus SW (bei stärkerem 
Luftdruckgradienten zum Minimum hin). 
1T ) Wichtig ist hier auch Bergerons Feststellung’ (1950 [a|,S. 54). wonach, eine Kaltluitmasse schon nach 200 km 
Meeresweg so viel Feuchte aufnimmt, daß Kondensation eintritt. Auch Takahashi (1940) hat auf Grund ost 
asiatischer Beobachtungen die rasche Wolkenbildung in kalter Luft beim überwehen warmen Meerwassers betont.
	        
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