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Full text: 60, 1940

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Joachim Bliitiigen : Geographie der winterlichen KaUlufteinbrüche iu Europa. 
Fig. 4: Staffelung und Eiuzelbeobaelitungen 15 ) des KE 
vom 7. Januar 1932 (Bad. Wett.-Ber.) 
Fig. 5: Hochdruckwetterlage mit mildem Oststrom 
vom 1?. November 1951 (Bad. Wett.-Ber.). 
im Winter gar nicht einmal selten und schon seit Teisserenc de Bort (1883 [b]) bekannt: Bei 
hohem Luftdruck über Schottland mit SW—NO verlaufender Hochdruckachse werden die Tiefs 
über Europa von N nach S gesteuert. Die Warmluft gelangt auf dem Umwege über Island und 
das Nordmeer mit nordwestlichen Winden in das Zyklonenfeld. Der KE. der bei normalem 
Isobarenbild aus NW kommt, stammt jetzt daher analog aus NO: aber trotz alledem weist er 
nicht die gleichen Eigenschaften wie ein NW-Vorstoß auf. Die Abhängigkeit des KE vom 
Raum» in dem er abläuft, wird dadurch sinnfällig gemacht. Insbesondere ist die Staffelung, 
von der wir in den vorhergehenden Zeilen ausgegangen waren, in dieser Form nidit auf einen 
anderen als den NW-Raum übertragbar. Bei Kaltluftströmungen aus NO findet sie sich zwar 
prinzipiell mitunter auch, jedoch in ganz anderer Physiognomie. So kann die Kaltluft aus NO 
zwar in mehreren Schwällen herangeführt werden, jedoch ändert sich die Windrichtung dabei 
nicht, dagegen nimmt clie Aufheiterung zu und der Luftdruckanstieg erfährt neue Impulse. 
Die Temperatur ist das sich hierbei hauptsächlich ändernde Element (vgl. S. 54/55, Beleg 15. De 
zember 1938, in Kapitel C2d). 
Bei geringem Luftdruckgradienten und steigendem Druck im Bereiche der Kaltluft, gleich 
gültig, wo diese liegt, ist mit der Ausbreitung der Kaltluft meistens ein krasser Windsprung 
verbunden (vgl. das Beispiel S. 152); d. h. clie Kaltluft selbst strömt so aktiv, daß sie durch den 
geringen Gradienten nicht sehr abgelenkt wird. So scheint es wenigstens! In Wahrheit dürfte 
dieser Vorgang, wie E. Dinies (1938, S. 364—566) am Beispiel des 23./26. Dezember 193? zeigen 
konnte, vielfach durch ein unabhängiges Steigegebiet bedingt sein, das an sich still liegende 
Kaltluft gegenüber ebenfalls still liegender Warmluft aktiviert. Selbständige Luftdruckände 
rungen in höheren Druckniveaus des Luftraumes können dabei eine entscheidende Rolle 
spielen. Wir finden dafür Beispiele vor allem bei NO-KE. Anders liegen die Dinge bei 
kräftigen Zyklonen, die auf ihrer Rückseite einen KE aus NW bedingen. Infolge des hohen 
Luftdruckgradienten ist die Fliehkraft der Kaltluftströmung sehr viel größer: dieselbe wird 
daher in sehr spitzem Winkel zu den Isobaren dem Kern des Tiefs zustreben. Durch diese 
kräftigen Tiefs eigentümliche Erscheinung wird bewirkt, daß mit dem KE entgegen der 
sonstigen Norm kein deutlicher Windsprung verbunden ist, daß ferner die KL schon auf der 
Südseite cles Tiefkernes mit SW-Winden in Erscheinung treten kann. Infolge der kräftigen 
15 ) Obere Zahl -- gemessene Temperatur; untere Zahl - Abweichung gegen den Vortag; schraffiert = Nieder 
schlagsbereiche.
	        
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