Joachim Blii tilgen: Geographie der winterlichen KaltlufteinbrUdie in Europa. 2B
Es seien für diese, für das Klima Nordwes teuropas im Winter so wichtige Erscheinung zwei Beispiele angeführt.
- Über Island liegt am 3. Februar 1928 Kaltluft, die in Nordisland still liegt, schon gebremst durch ein neues von
SW herauf ziehendes Tief. Durch Absinken in Verbindung mit Aufheiterung entstehen starke Fröste, wie sie nur
selten beobachtet werden (Tsafjord — 7° wolkenlos, Akurevri —17° *U bedeckt). Nur im Süden und Osten Islands
strömt die Kaltluft noch mit leichtem Frost als aktiver Rückseitenstrom in einen zwischen Island und den Färöern
liegenden Ausläufer. Dadurch aber, daß das herannahende Tief südlich an Island vorbeizieht, wird die Kaltluft über
und nördlich von Island erneut aktiviert. An Stelle des gestrigen vorfrontalen Stillstandes mit jenen kräftigen Strali-
lungsfrösten tritt jetzt ein neuer Zustrom aus N bis NO. Dieser Zustrom frischer Polarluft besitzt jedoch Tempera
turen wenig unter 0°, so daß dadurch im Gebiet der vorfrontalen Strahlungsfröste im Innern der Fjorde eine
Temperatur e rh ö h u n g bis zu 14° (!) eintritt. — 51. Januar 1928: Die nördliche Eismeerkaltluft überdeckt Island, lud
jedoch die Gebiete weiter südlich nicht erreicht. Am 31. Januar folgt dem abgezogenen, nordöstlich von Island be
findlichen Tief, das viel an Energie verloren hat, ein neuer Kern nach. Sein Auf gleit regenfeld hat die Südspitze Is
lands erreicht, wo Westmanö bei Ostwind Stärke 0 lialbbedecktes Wetter mit Regen zeigt. Die Temperatur ist dort
0°, während sie sonst überall darunter liegt. Am Boden hat die auf/-«eilende Warmluft also die Kaltluft selbst in
Westmanö noch nicht restlos beseitigen können; der Regenfall zeigt jedoch, daß die Kaltluft nicht mehr sehr mächtig
sein kann. Reykjavik im Nordwesten von Westmanö hat bei Ostwind und —4° noch trockenes Wetter, jedoch be
deckten Himmel. Im Gegensatz zu diesen beiden, im Bereich der Aufzugsbewölkung liegenden Stationen ist die Kalt
luft über Nordostisland still, dort herrscht Strahlungsl'rost (Akurevri — 12°, Seydisfjord —5°) offenbar mit Absink
tendenz der Luft (wolkenloses Wetter!). Daß die äußerste Vorfrontalzone bei diesem Beispiel nicht als SO-Wind.
sondern als reiner Ostwind auftritt, liegt an der Lage des Tiefdruckkerns. der Südisland eben noch berührt, während
er bei einem reinen SO-Strom etwas mehr im NW läge. Der Nordostwind in Isafjord läßt ja auch erkennen, daß
dort die Warmfront nicht mehr direkt fühlbar ist. Eint: Übersicht über das zuletzt genannte Beispiel gibt beifolgende
Skizze b ig. 2.
Fig. 2: Vorfrontalzone vom 51. Januar 1928 Fig. 5: Isobarenbild des KE vom 7. Januar 1932
(Bad. Wett.-Ber.) (Bad. Wett.-Ber.), Kalt luf tstaffeln mit Vorzeichen
der Temperaturänderung
Gerade bei KE über dem Nordatlantik tritt es gelegentlich auch ein, daß mangels eines
dichteren Beobaehttingsnetzes in Island lediglich die dem Westrande des KE genäherten Teile
erfaßt sind, mit anderen Worten also, daß nur die Vorfrontalzone durch Beobachtungen belegt
ist. Bei den notwendigerweise großen Lücken des Beobachtungsnetzes über dem Nordatlantik
muß daher besondere Sorgfalt bei cler Bewertung von Einzel Beobachtungen geübt werden.
Das Auftreten einer Vorfrontalzone in Island reicht im Verein mit dem bekannten Isobaren
bild sowie den Nachbarbeobachtungen im allgemeinen aus. das ungefähre Bereich des KE über
dem freien Meere einigermaßen zuverlässig zu interpolieren.
In verschiedenen Fällen, namentlich wenn eine deutlich ausgebildete Warmfront nicht
nachfolgt, wird die zugeflossene Kaltluft von der allgemeinen W- bis SW-Drift erfaßt und mit
ostwärts abgeschoben. Das ist dann ein besonderer Fall der Vorfrontalzone. wie er eintritt.
wenn ein Tief nördlich cler vorher zugeflossenen Kaltluft vorbeizieht. Die Kaltluft wird am