Walter Kups: Niederschlagsverhältnisse und Ursache der Niederschlagsverteilung im Weichselmündungsgebiet 33
schlagsbild auch dann festzustellen sein, wenn die Luftmassen aus einem anderen als dem Westquadranten
über das Weichselgebiet transportiert werden. Die häufig vom Mittelmeer heraufziehenden Störungen, unter
denen nicht nur die sogenannten Vb-Störungen zu verstehen sind, bei denen aber allgemein maritime Warm
luftmassen aus den Mittelmeerregionen mit Süd- bis Ostwinden in unsere Breiten gelangen, gaben mir genug
Material für entsprechende Untersuchungen. Wie ein Blick auf die Reliefkarte bestätigt, sind bei Winden
aus Ost bis Südost genügend Hindernisse vorhanden, die ein luvseitiges Aufsteigen bzw. ein leeseitiges
Absteigen der Luftmassen hervorrufen können. Einige der untersuchten Wetterlagen möchte idi im folgenden
beschreiben.
Am 8.10.32 liegt über Rußland ein umfangreiches Hoch, während im Raume zwischen Island und den
Britischen Inseln eine kräftige Zyklone südostwärts vordringt. Das Wetter Böhmens und Mährens be
herrschen flache Störungen, die von Oberitalien kommend um das atlantische Tief schwenken und durch
Warmluftzufuhr in der Höhe zu Niederschlägen Veranlassung geben. Nach dem Königsberger Frühaufstieg
sind die Luftschichten bis 1700 m Höhe in NE-Deutschland etwa 5° C kälter als in Mitteldeutschland. Zur
Ausbildung einer reinen Vb-Lage kommt es aber nicht, da die Temperaturgegensätze nicht groß genug sind.
Auf ihrem Wege nordwärts gehen die flachen Tiefdruckgebilde in die sich südostwärts ausbreitende Atlantik
zyklone ein. Sie sind am 9.10.32 08.00 Uhr an der Ausbuchtung der Isobaren und dem Niederschlagsgebiet
über Ostdeutschland zu erkennen. Leider sind an diesem Tage keine Höhenaufstiege ausgeführt worden,
so daß nicht festzustellen ist, wie hoch in Königsberg noch der Kaltluftberg reicht. Im Laufe des 9. 10.
schwenkt der Kaltfrontausläufer des Atlantiktiefs bis nach Polen, während ihr Kern bis zur mittleren Nordsee
wandert. Die SE-Winde auf der Vorderseite des Ausläufers frischen dabei wieder stark auf; die aufgleitenden
Warmluftmassen verursachen im Osten wieder verbreitet Niederschläge. Die Bodenwarmfront liegt am
10.10. 32 etwa auf der Linie Bromberg—Suwalki, erreicht aber das Untersuchungsgebiet nicht mehr, da die
nachfolgende Front der feuchten Polarluftmassen, die um 08.00 Uhr etwa über die Orte Stolp, Bromberg,
Krakau geht, rasch ostwärts zieht. Bis zum Termin der Frühbeobachtung am 10.10. liegt demnach das untere
Weichselgebiet immer noch in der kontinentalen Kaltluft, in der durch aufgleitende Warmluft bei vorwiegend
SE-lichen Winden Niederschläge fallen.
Die ersten Niederschläge werden im Untersuchungsgebiet am 8.10. 32 um 18,00 Uhr von Langfuhr
gemeldet; um 18.15 Uhr setzt der Regen in Marienburg, um 19.30 Uhr in Lauenburg ein und dauert bis in
die Naht an. Der Wind kommt dabei einheitlih aus SE mit Stärke 4 bis 7 B. Die Wolkenhöhe wird am
21.00 Uhr am 8.10. 32
Station
Wetter
Wolken
Temp.
Wind
Reinwasser . . -
Regen
10/10
7,5
E 5
Lauenburg . . .
Regen
10/10
8,2
SE 6
Gotenhafen . . .
Regen
10/10
9,8
SE 8
Langfuhr (F) . .
Regen
10/10 Sc 300 m, 10/10
8,6
ESE 3
Langfuhr (O) . .
Regen
10/10 Fst 300 m, 10/10
8,4
SE 5
Marienwerder . .
Regen
10/10 As
8,5
SE 8
Marienburg . . .
Regen
10/10 Fst
8,7
E 5
Braunsberg . . .
Regen
10/10
8,5
SE 4