Walter Kups: Niederschlagsverhältnisse und Ursache der Niederschlagsverteilung im Weichselmündungsgebiet 21
Die Jahresniederschlagskarte des Weichselmündungsgebietes zeigt im Westen und Osten, entsprechend
der Lage der Höhenrücken, Gebiete maximalen Niederschlags, die durch die Isohyeten 700 mm bzw. 750 mm
umschlossen werden. Die geringsten Niederschlagsmengen fallen mit weniger als 500 mm westlich Dirschau
und östlich der Stadt Danzig. Die 600-mm-Isohyete paßt sich im Westen etwa dem Höhenzug an, im Osten
dagegen entfernt sie sich von den Elbinger Höhen, um im nordwestlidien Vorlande und über das Frische Haff
zu verlaufen. Außerdem befindet sich ein abgeschlossenes Gebiet mit mehr als 600 mm Niederschlag in der
Mitte des östlkhen Teils der Tiefenbucht. Im Niederungsgebiet zwischen den Pommerschen und den Elbinger
Höhen findet man also nicht, wie man vermuten könnte, ein stetiges Absinken der Niederschlagsmenge zu
einem Minimalwert, sondern eine recht unregelmäßige Verteilung. Da die Gegend des Trockengebiets westlich
Dirsdaau bis zu 100 m über dem Meere ansteigt (Station Nr. 15 Klein Malsau 90 m; 493 mm), das Niederungs
gebiet östlich der Weichsel dagegen im Meeresniveau oder darunter liegt (Station Nr. 31 Tiegenhof 2 m;
603 mm), erscheinen die inversen Niederschlagshöhen bemerkenswert. Sie zeigen, daß der Niederschlags
reichtum eines Gebietes nicht von seiner absoluten Höhe, sondern von anderen noch zu untersuchenden
Faktoren abhängig ist.
Die von Hellmann auf Grund lOjähriger Beobachtungen (1893—1902) entworfene Regenkarte von
Deutsdiland, ferner die auf Grund 20jähriger Messungen (1890—1909) für die Provinzen Westpreußen und
Posen ebenfalls von Hellmann gezeichnete Jahreskarte (19, 26) sowie die im Klima-Atlas von Deutschland
für den Zeitabschnitt 1893—1912 enthaltene Karte (20, Blatt 60) zeigen sämtlich für das unterste Weichsel
gebiet allgemein geringere Niederschlagsmengen als die auf Grund 47jähriger Mittel des Zeitraums 1891 bis
1937 von mir entworfene Jahreskarte. In diesen drei älteren Karten stößt das Warthe-Weichsel-Trockengebiet
mit seiner 500-mm-Isohyete nach Norden bis über Dirschau hinaus und bis dicht an die Elbinger Höhen vor.
Die Abschnürung der 500-mm-Isohyete bei Mewe läßt ein Gebiet besonders geringer Niederschlagsmenge
westlich Dirschau vermuten. 700 mm Niederschlag werden in den Elbinger Höhen, aber nicht im Westen bei
Karthaus erreicht. Das Gesamtbild des Isohyetenverlaufs bei den älteren Karten, zeigt daher, trotz der
allgemein kleineren Mittelwerte, große Ähnlichkeit mit der von mir gezeichneten Jahreskarte. Die nahe
liegende Vermutung, daß während der letzten 25 Jahre mehr feuchte Jahre auf getreten sind als in dem Zeit
raum 1890—1912, findet ihre Bestätigung bei der Durchsidit der im Anhang befindlichen Stationstabellen.
Auch die Jahreskarte, die Staben auf Grund löjähriger Beobachtungen (1921—1937, unter Auslassung des
Jahres 1922) erhält (36, 20), zeigt für das Gebiet der Freien Stadt Danzig, daß die letzten 15 Jahre als be
sonders feucht zu gelten haben. Allgemein liegen die 16jährigen Mittelwerte um 50 mm höher als die
47jährigen und sogar um 100 mm höher als die 20jährigen Hellmanns. Bemerkenswert ist in der Stabensdien
Karte aber auch das Auftreten eines abgeschlossenen Gebiets mit mehr als 650 mm Niederschlag in der
Niederung östlich der Weichsel sowie das Trockengebiet bei der Stadt Danzig.
Die nun folgende Betrachtung der Monatskarten des Niederschlags soll neben dem Vergleich mit den
älteren Karten zeigen, wieweit sich die in der Jahreskarte erkennbaren Zonen maximaler bzw. minimaler
Niederschlagshöhe im Bild der einzelnen Monate widerspiegeln.
Der Isohyetenverlauf der Januarkarte läßt die Höhenzüge recht deutlich hervortreten. Während im
200-m-Niveau über 50 mm Niederschlag gemessen werden, zeigt das von der Küste entferntere Binnenland
und das Gebiet westlich Dirschau eine mittlere Niederschlagshöhe von weniger als 25 mm. Die Niederung
östlich der Weichsel ist mit mehr als 30 mm allgemein etwas feuchter. Die Hellmannschen Karten für die
Perioden 1890—1909 und 1893—1912 zeigen ähnlichen Isohyetenverlauf. Die Mittelwerte für den Zeitraum
1921—1937 dagegen sind allgemein kleiner als die der Jahre 1891—1937.
Die Ähnlichkeit mit der Jahreskarte ist im Februar sehr ausgeprägt. Trotz der geringen Niederschlags
mengen hebt sich westlich Dirschau ein Gebiet mit weniger als 20 mm und um Tiegenhof ein anderes mit
mehr als 30 mm Niederschlag deutlich ab. Auf den Höhen werden bis zu 44 mm gemessen. Gegenüber den
Karten der kürzeren Beobachtungsperioden ergeben sich nur geringfügige Veränderungen.
Im März sind Land- und Wassereinfluß etwa gleich stark, so daß sowohl an der Küste als auch im
Binnenlande um 30 mm Niederschlag im Durchschnitt fallen. Die Höhen heben sich mit 45 mm noch recht
gut heraus. Die Karten Hellmanns und Stabens zeigen nur unwesentliche Abweichungen.
Die größten Niederschlagsmengen fallen im April mit 50 mm in den Elbinger Höhen, die niedrigsten
mit 31 mm im Stadtkern von Danzig bzw. an der Küste. Das Niederungsgebiet weist 35 mm auf und zeigt
damit den stärker werdenden Einfluß des Landes. Die 40-mm-Isohyete paßt sich etwa den Höhenzügen an.
Die Karten der Zeiträume 1890—1909 und 1921—1937 zeigen das gleiche Bild, gegenüber der Periode 1893
bis 1912 sind die 47jährigen Mittel angestiegen.
Im Mai schwanken die Mittelwerte zwischen 60 mm im 200-m-Niveau und 43 mm an der Küste. Das
ganze zwischen den Elbinger und den Pommerschen Höhen gelegene Gebiet hat um 50 mm Niederschlag.