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Josef Marner: Die klimatischen Bedingungen für die Siedlung von Nordeuropäern in den Tropen.
Die größte Windstärke finden wir in den Troekenmonaten, in denen der Passat vorherrscht. Vor allem
zeigt sich mittags in der Regel eine Zunahme der Luftbewegung. In diesen Monaten ist daher die größte
Abkühlung zu erwarten. Am schwächsten weht der Wind in der Regenzeit, also in der Zeit, in der die
Winde kentern.
Die klimatische Abkühlungsgröße sinkt weder in Daressalam noch in Tanga im Monatsmittel unter
5 mg cal/cm = sec. In Tanga liegt sie in den Monaten Juni bis September über 10 (von Juni bis August auch
in der Mittagszeit); in Daressalam ist dies sogar von Mai bis September der Fall. Das würde nach der Ein
teilung von Conrad (Seite 15) bedeuten: Daressalam hat sieben Monate und Tanga vier Monate Schonungs
klima. In diesen Monaten würde die abkühlende Wirkung des Windes also eine Verschiebung des Klima
gramms bis in die Behaglichkeitszone zur Folge haben. Die restlichen Monate (in Daressalam 5, in
Tanga 8) haben Überhitjungsklima, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß die Abkühlungsgrößen alle
nahe bei 10 liegen, und daß die morgendliche Abkühlungsgröße in Tanga in 6 Monaten und in Daressalam
in 8 Monaten größer als 10 ist.
Mohoro kann kaum zum Vergleich herangezogen werden, weil Mittel aus ungleich langen Perioden
vorliegen. Doch ergeben schon Berechnungen mit Hilfe der in den Tabellen eingesetzten klimatischen Größen
ähnliche Verhältnisse wie in Daressalam und in Tanga.
Es wären noch zu den bisher behandelten Stationen einige Beobachtungsorte aus dem Innern des nörd
lichen Küstengebietes heranzuziehen. Leider gibt es keine Stationen mit langjährigen Reihen, ja nicht
einmal eine einzige mit einer vollständigen Jahresreihe der in Frage kommenden Klima-Elemente. Ki s se
ra we, 24 km landeinwärts von Daressalam in 330 m Höhe, hat gute Temperaturbeobachtungen, aber andere
Klima-Elemente sind nur spärlich veröffentlicht. Zum Vergleich mit den Küstenstationen mögen folgende
Angaben in Übersicht 4 dienen (Januar, Februar 1907, März bis Juni 1903):
Übersicht 4: Kisserawe.
Monat
t
mittleres
F (%)
v (in/sec)
7h
14h
21h
Tag
Max.
Min.
7^
14h
21h
Tag
7h
14h
21h
Tag
i.
24.1°
27.6°
23.4°
24.6°
30.3°
21.8°
8.5°
92
76
95
88
1.7
4.8
3.2
3.2
ii.
23.6
28.4
23.5
24.7
30.8
21.8
9.0
95
73
95
88
1.1
3.2
1.8
2.0
hi.
24.4
29.3
24.7
25.8
32.0
21.5
10.5
93
72
90
85
0.5
1.7
1.0
1.1
IV.
23.6
26.7
23.5
24.3
29.4
20.5
8.9
91
80
92
88
0.5
1.1
1.2
0.9
V.
22.0
26.7
22.9
23.6
28.5
19.4
9.1
91
71
88
83
2.0
2.6
2.1
2.2
VI.
21.4
27.3
22.3
23.4
29.0
18.4
10.6
90
65
82
79
1.7
2.9
2.6
2.4
Im Juni würde die Abkühlungsgröße in Kisserawe den Wert 11 mg cal/cm 2 sec und im März 7 haben.
Die Höhenlage von 300 m scheint noch keine wesentliche Änderung gegenüber den Küstenstationen zu be
dingen. Allerdings muß die Unsicherheit dieses Urteils wegen der unzulänglichen Beobachtungen beachtet
werden. Die folgende Übersicht 5 der Temperaturmittel, errechnet aus den Jahren 1909, 10 und 11 und für
die Extreme außerdem unter Berücksichtigung derjenigen von 1902, mögen die Verhältnisse etwas genauer
beleuchten: , _ ,,.
Übersicht 5: Kisserawe.
Monat
t
Tag
mittleres
Max. Min.
ZÜ
zD w
r
mm
I.
25.9°
30.9°
21.5°
9.4°
6.7°
96
II.
27.0
32.2
21.6
10.6
5.6
43
III.
27.4
30.0
21.8
8.2
5.1
180
IV.
24.9
29.4
20.9
8.5
5.7
404
V.
24.0
28.1
20.2
7.9
4.6
120
VI.
23.3
28.1
18.7
9.4
3.1
4
VII.
22.7
27.4
18.3
9.1
4.1
37
VIII.
23.0
28.3
18.1
10.2
4.0
29
IX.
24.4
29.9
19.0
10.9
3.8
35
X.
24.5
29.8
19.3
10.5
5.2
47
XI.
25.9
31.3
20.5
10.8
4.7
77
XII.
26.1
30.9
21.1
9.8
6.1
118
Jahr
24.9
29.7
20.1
9.6
4.9
1190