46
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 3/4.
Im Mai erreichen die thermischen Unterschiede zwischen Festland und umgebenden Meeresteilen kaum
erst den halben Betrag des Temperaturgegensa^es vom Juli. Der Luftdruck ist im Mai über der Iberischen
Halbinsel nicht nur der niedrigste des ganzen Jahres, sondern der barometrische Gradient ist sehr gering;
nach Teisserenc de Bort wird die ganze Halbinsel von der 761er Isobare umgehen, der in einiger Entfernung
vom Festland die 762 mm-Isobare folgt. Ein solch geringer barometrischer Gradient fördert die Entstehung
von flachen lokalen Tiefs und ist auch günstig für den Durchzug ozeanischer Tiefdruckwirbel. Der hohe
Luftdruck auf dem Meer im NW Europas pflegt sich im Mai nördlicher zu verlagern als in allen übrigen
Monaten, und damit gibt er den Weg frei für Tiefdruckwirbel aus der Richtung von Madeira. Außerdem
aber ist es charakteristisch für die Minima des westlichen Mittelmeergebietes, daß sie zur Entwicklung kräftiger
Regenfälle besonders dann Veranlassung geben, wenn im W oder NW ihrer Rückseite der Luftdruck zu
nimmt (24, 202). Infolge der starken Erwärmung und des geringen barometrischen Gradienten kommt es im
Mai noch häufiger als im April zur Bildung von lokalen Teiltiefs. Aus diesem Grunde ist auch im unter
suchten Gebiet neben dem Juni der Mai der gewitterreichste Monat. Beispiele für die Bildung lokaler Tief
druckgebiete (III,) sehen wir am 2. und 27. Mai 1931 (74, 68), an denen im gesamten Gebiet Gewitterregen
fielen. Der 17. und 18. Mai 1929 hatten die gleiche Wetterlage.
Zyklonen schlagen auch jetjt wieder den Weg von W nach E durch die Halbinsel ein, w'ie z. B. am 21.
und 22. Mai 1930. Als regenbringende Lagen treten neben IV t auch noch die Minima des westlichen Mittel
meerbeckens und die Gibraltarzyklonen auf. Einige Beispiele für das Mittelmeertief bietet uns der Mai 1923,
in dem dieses Minimum am 9., 14. und 25. Niederschlag verursachte. Der Mai des Jahres 1923 war für das
gesamte Gebiet regenreich. Den Grund dafür haben wir in dem häufigen Erscheinen des Balearentiefs zu
suchen. Die Angaben der Resúmenes zeigen als Regenwinde im Mai 1923:
Station
Wind bei Wind bei maximalem
Regen
Regen
Barcelona
E
E
La Escala
E
E bis S
Tivisa
E
■ NE
Valls
SE
SE
Von großer Trockenheit
war dagegen der Mai 1922. In diesem Monat herrschten besonders die Hochdruck-
lagen vor. Ähnlich trocken wirkte sich auch der Mai 1924 aus
i; die Tiefdrucklagen, die das Hochdruckwetter
bisweilen unterbrachen,
waren die des Balearentiefs, und en
tsprechend lauten auch die Angaben für die
Regenwinde:
Station
Wind bei
Wind bei maximalem
Regen
Regen
Coli de Foix
SE bis W
SE
Esparraguera
SE „ NE
SE
Falset
E
E
Flix
S bis SE
SE
Puigcerdá
verschieden
SE
In den küstenfernen Gebieten des Innern wird die starke Zunahme der Niederschläge im Mai bedingt „durch
die Gewitterregen, die dieser Monat unter dem Einfluß lokaler Wirbel bei Fehlen eines allgemeinen Druck
gefälles zu bringen pflegt“ (Lautensach: 71, 450). An der Ostküste, wo es bedeutend kühler ist als im Binnen
land, und wo aus dem gleichen Grunde die 761 mm-Isobare das Küstengebiet in Gestalt einer flachen Hoch
druckzunge bedeckt, fällt daher im Mai wenig Regen im Verhältnis zum Innern (24, 202).
Juni.
Im Juni beginnt sich bereits das sommerliche Stadium der Hydrometeore und Temperaturen anzubahnen.
Die Niederschläge gehen allgemein zurück. Besonders kräftig kommt diese Abnahme bei den Küsten- und
Binnenstationen zum Vorschein. Im nördlichen Gebirge ist der Juni noch sehr regenreich. Die Anzahl der