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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriuras. — 60. Band. Nr. 3/4.
Die Wetterlage V kann auch so ausgebildet sein, daß das Tief die Meerenge von Gibraltar als Einfalls
straße ins Mittelmeer benutjt (V w , 45, Karte 16). Dieser Fall traf auf die Tage vom 8. bis 12. Oktober 1921
zu. Das untersuchte Gebiet erhielt bei südöstlichen Winden Regen, und dieser war besonders im südlichen
Gebiet reichlich. So läßt sich der auffallende Reichtum an Niederschlag in der Provinz Castellón im Ok
tober 1921 erklären. Die Wirkung dieser Gibraltarzyklonen ist also hier im Süden am intensivsten, während
ihre niederschlagserzeugende Kraft nach Norden allmählich erlischt.
Als Schönwetterlage erscheint wie in den Vormonaten die Lage II t . Außerdem entwickeln sich über der
Iberischen Halbinsel auch zum Teil schon selbständige Hochdruckgebiete. In den meisten Fällen gewinnen
sie aber Anschluß an das Azorenhoch, oder sie erlangen Kontakt mit einem Gebiet hohen Luftdrucks über
Mitteleuropa und Frankreich. Am 2. Oktober 1930 lagen diese Bedingungen vor, und infolge der Ein
strahlung stiegen die Temperaturen in Gerona auf 28°, in Tortosa auf 27° an. Befindet sich das Hoch über
dem nördlichen Atlantik, so treten im untersuchten Gebiet niedrige Temperaturen ein. Am 25. Oktober 1930
erreichten die Temperaturen in Gerona bei Nordwind nur 16° und in Tortosa bei stürmischem NW nur 17°.
Wenn sich das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa und die Iberische Halbinsel erstreckt und auch noch
den nördlichen Teil des westlichen Mittelmeerbeckens erfaßt, aber im Atlantik westlich der Halbinsel ein
Tief sich ausbreitet, tritt ein Luftdruckgefälle in NE-SW-Richtung ein. Dabei können im Küstengebiet
Steigungsregen niedergehen; da das Land jetjt kälter ist als das Meer, sind die Kondensationsbedingungen
für die Seewinde sehr gut. Am 14. Oktober 1924 lagen diese Verhältnisse vor. Die Winde wehten aus
FNE, und es fielen in Barcelona 57 mm Niederschlag. Im Innern blieb der Himmel klar, oder es zeigte sich
nur geringe Bewölkung (66, 21 f.). Für diesen Feuchtigkeit spendenden NE bzw. ENE ist an der katalonischen
Küste die Bezeichnung „Gargal“ (106) üblich. In der Gegend von Perpignan nennt man einen ähnlichen
Wind „Gregal“ (Hann: 51,126).
Der Oktober 1923 fällt durch seine große Niederschlagsarmut im ganzen Gebiet auf. Verursacht wird
diese durch das kaum unterbrochene Auftreten von Schönwetterlagen, besonders in der ersten Hälfte des
Monats. An den restlichen Tagen brachten atlantische Zyklonen Niederschlag. Das lassen auch die Angaben
über die vorherrschenden Winde erkennen:
Station
Wind bei Regen
Wind bei
maximal. Regen
1923: Manresa
w
w
Montserrat
sw
sw
Puigcerdä
s—SW
s
Ritter
w
NW
Tivisa
N—W
N
Das Tief vom westlichen Mittelmeerbecken
i kam 1923 selten
zur Geltung.
neben den atlantischen Zyklonen viel öfter in
Erscheinung. Dieser Monat war
Oktober 1923. Die Regenwinde kamen aus nordöstlicher Richtung:
Station
Wind bei Regen
Wind bei
maximal. Regen
1925: Riner
NE
NE
Tivisa
E
NE
Im Oktober 1925 trat es
In den Jahren 1921 und 1922 empfing der südliche Teil des Gebietes, 1921 vom Ebrodelta an und
1922 vom Campo de Tarragona an südwärts, auffallend mehr Niederschlag als das übrige Gebiet. Die
Wetterkarten zeigen in beiden Jahren eine sehr rege Tätigkeit der Tiefdrucklagen V und V w . Das südliche
Gebiet liegt im engeren Wirkungsbereich dieser Minima, und daher fielen auch dort die ergiebigeren Regen.
Die Bedingungen für die Schönwetterlage II S häuften sich im Oktober 1924. Mit Ausnahme der Küsten
zone war das Gebiet in diesem Monat sehr trocken. Der mediterrane Saum erhielt jedoch Steigungsregen,
die die östlichen Winde am Randgebirge erzeugten. Das Beispiel vom 14. Oktober 1924 zeigt diese Ver
hältnisse sehr schön. An Hand der Wetterkarten ließen sich etwa 12mal Luftdruckverhältnisse wie am 14.
feststellen.