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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 3/4.
Wie bei allen anderen Monaten kann die Niederschlagsmenge im Juli und August erheblich schwanken.
So regnete es im Juli und August 1911 in Barcelona nicht ein einziges Mal, und im August desselben Jahres
fielen nur 1.0 mm Niederschlag. Im Jahre 1920 dagegen empfing Barcelona 130.4 mm und im August 1921
103.4 mm. Das sind Regenmengen, die noch das 20jährige Mittel des Oktober, des niederschlagsreichsten
Monats von Barcelona (98.7 mm), übertreffen.
Das Hochdruckgebiet der Roßbreiten liegt im Hochsommer über dem europäisch-afrikanischen Sub
tropenbereich. Über der iberischen Halbinsel wird diese Hochdruckzone aber unterbrochen, denn das Innere
der Halbinsel ist gegen die Meere durch einen Kranz von Randgebirgen abgeschlossen und die an sich schon
große sommerliche Wolkenarmut der subtropischen Lage wird dadurch noch erhöht. Die Einstrahlung ver
ursacht im Hochsommer über dem Innern der Halbinsel ein sehr stabiles Luftdruckminimum, und dieses
beeinflußt das planetarische System der Etesien sehr stark kontinental. Nur in Portugal wehen die Etesien
aus NW- bis N-Richtung, d. h. senkrecht zu dem Druckgefälle, das im Hochsommer zwischen dem mit seinem
Zentrum über den Azoren liegenden Roßbreitenhoch und dem Iberischen Tief besteht. Die Etesien stellen
die Wurzel des Passats dar. Wegen ihrer absteigenden Tendenz und ihrer nördlichen Herkunft sind sie
trocken und verhältnismäßig kühl. Das zentral-iberische Tief saugt die kühlere Luft der umgebenden Meeres
teile an und ist dadurch der Urheber eines Monsunsystems, über Neukastilien weht im Hochsommer oft
SW-Wind. Da dieser SW aber nur ein über Land ahgelenkter Passat ist, bleibt er trocken. Die S- und
SE-Winde, die auf der Ostseite des zentral-iberisdien Tiefs in den mediterranen Randgebieten auftreten,
sind ebenfalls trocken (Lautensach: 71,447 f.).
Die sehr stabile Luftdruck- und Wetterlage mit einem Luftdruckgefälle vom Azorenhoch zum zentral
iberischen Tief wurde von Lautensach (70, 63) I a genannt. Ein Beispiel für diese Wetterlage bietet der
4. Juli 1930. Freymann (45, Karte 1) gibt die Wetterkarte dieses Tages wieder. Früh um 7 Uhr zeigt an
diesem Tage die spanische Wetterkarte den Tiefkern über Altkastilien. An der Westküste wehten westliche
Winde. In Katalonien nahm der Luftdruck von Osten nach Westen auf das Zentrum des Tiefs ah: Barcelona
1014.7, Zaragoza 1013.4, Valladolid 1011.5 mb. Barcelona und Zaragoza zeigten schwache Ostwinde und
heiteren Himmel, Tortosa verzeichnete leichten SSE. Dem barisehen Gradienten entsprach auch ein ther
mischer, denn Barcelona besaß zugleich mit dem höchsten Luftdruck auch die niedrigste Temperatur: Barce
lona 15°, Zaragoza 22°. Bei der gleichen Wetterlage am 10. Juli 1931 um 18 Uhr meldete Barcelona
schwachen SW, Tortosa gemäßigten SSE, Madrid WNW und Zaragoza schwachen Ostwind. Die Temperaturen
betrugen bei Madrid und Zaragoza 30° bzw. 34°; am mediterranen Küstensaum blieben die Temperaturen
bedeutend niedriger: Barcelona 27° und Tortosa 26°.
Im Küstenbereich herrschen bei gutem Wetter, wie z. B. bei der Lage I 8 die Seewinde vor, die ja Kon
vektionswinde sind. Entsprechend der stärksten Erwärmung des Landes im Sommer ist ihre Wirkung auch
zu dieser Jahreszeit am intensivsten. Im Frühjahr und Herbst sind sie nicht so stark und so häufig. In
Katalonien heißt der Seewind marinada, garbi oder lleveig entsprechend der Orte und der Richtung (vgl. 106).
Die marinada ist der Seewind aus SE an der Küste von Barcelona und Mataré. Die vorherrschende Richtung
des Seewindes ist aber SSW, das ist der „wahre garbi 1 ' (37, 325). Im Ampurdan kommt der Seewind mehr
aus Ost. An der Küste von Tarragona nennt man den Seewind aus SE xaloc (18, 8), und in der Provinz
Castellón ist dafür die Bezeichnung vent a garbi (111, 2) üblich. Der mitjorn in Katalonien und der mig-dia
in Castellón wehen beide aus südlicher Richtung aufs Land. Auch für den nächtlichen Landwind existieren
verschiedene Namen. In Katalonien heißt er „terral“ und südlich des Ebro „orajet“ (111,2). „Die Seehrise
beginnt durchschnittlich um 8 Uhr a längs des ganzen Küstengebietes, rückt dann ziemlich gleichförmig in
das Innere vor und gelangt erst um 11 Uhr a auf dem Montsant, dem Montserrat und der Ebene von Vieh
(rund 40 km von der Küste entfernt) an . . . Im ganzen Gebiet paßt man die landwirtschaftlichen Arbeiten,
namentlich die Kornernte, dem Eintreffen des Seewindes an“ (37, 326). Auch im Gebiet von Castellón ist
ein verspätetes Eintreffen des Seewindes landeinwärts bekannt (111, 12). Der Seewind bewirkt an der
ganzen Küste eine Cumulusbank von etwa 35 bis 40 km Breite. Nur am Massiv des Montseny verbreitert
sie sich erheblich infolge vorgelagerter Berge von 1700 m Höhe (37,326).
In den Sommermonaten, besonders im Juli und August, kommt es des öfteren vor, daß sich das
Azorenhoch mit einem kräftigen Ausläufer über den NW der Halbinsel legt. Die Isobaren vom 21. Juli
1931 zeigen um 7 Uhr diese Wetterlage II t (45, Karten 3—6; 74, 45). Die ganze Halbinsel war dabei mehr