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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 59. Band, Nr. 2
„Eine solche Wetterkatastrophe erlebte ich auf Dagelet. Nachdem ich bei strahlend klarem, heißem Wetter
und sanftem Südmonsun am 5. Juni 1933 den Senimbo bestiegen hatte, verstärkte sich am gleichen Abend der Süd
wind. Die Sonne ging grellgelb hinter einer hoch am Nordwesthimmel emporragenden Dunstschicht unter. Am
Morgen des 6. Juni ist der Himmel halb bedeckt. Der Wind geht nach SW herum und verstärkt sich um 10 Uhr
zum Sturm. Um 11 Uhr beginnt der erste Regen zu fallen. Bei furchtbarem SW-Sturm setzt darauf ein Unwetter
mit ungeheuren Wolkenbrüchen und sehr dichtem Nebel ein, das bis 6 Uhr abends unvermindert anhält. Dann hört
der Regen auf, aber der Sturm dauert, nach Westen herumgehend, fort. An der Siidwestküste schlägt die Brandung
25 m hoch empor. Die Fischer bei Nanyodo, an einer jener Talmündungen, ziehen in Gemeinschaftsarbeit mit Hilfe
von Gangspillen ihre Boote hoch auf den Strand. Am 7. Juni früh ist der Wind weiter nach NW herumgegangen
und dreht, im Laufe des Vormittags abflauend, nach N. Er hat sich also in 36 Stunden um 180 Grad im Uhr
zeigersinn gedreht. Eine Zyklone ist in geringer Entfernung nördlich von Dagelet vorübergezogen. Die Berge hängen
zunächst noch im Nebel, dieser verschwindet um 9 Uhr morgens. Weiße Kumuli segeln schnell über den strahlend
blauen Himmel gen Süden. In Todo wird eine Fischerflottille vermißt. Bis zu meiner Abfahrt von der Insel ist
keine Spur von ihr gefunden.“
8. Juli.
Die Temperaturen sind bei allen Stationen recht hoch. Der Juli erreicht in 28,1% aller betrachteten Jahres
reihen den Maximalwert der mittleren Monatstemperatur und sogar in 31,3% das Maximum der mittleren täg
lichen Maximaltemperatur. Das absolute Temperaturmaximum aller Jahre entfällt bei einem Drittel aller Stationen
auf den Juli. Im allgemeinen sind die Juliwerte der Temperatur wenig unterschiedlich gegenüber den August
werten.
Der Juli bringt die höchsten sommerlichen Durchschnittswerte des Niederschlags; in 46,4% aller Jahres
reihen erreicht die monatliche Niederschlagshöhe in diesem Monat ihr Maximum. Die Niederschlagsintensität, die
relative Feuchtigkeit und die mittlere Bewölkung, mit Ausnahme von Saisyü, haben im Jahresgang ihren maxi
malen Wert.
Von den 4 Hauptaktionszentren des ostasiatischen Klimas sind in diesem Hauptsommermonat 2 fast völlig
verschwunden, das Minimum des Beringmeeres und das Maximum des Baikalsees. Es gibt nur die beiden entgegen
gesetzten Zentren: das Meeresmaximum und das stabile Festlandsminimum; das erstere ist seit dem Vormonat
noch stärker ausgebildet, die 768-mm-Isobare befindet sich dort, wo im Juni die 766-mm-Isöbare lag, entsprechen
des gilt von den 760-mm- und 758-mm-Isobaren. Das Luftdruckgefälle ist also stärker geworden. Untersucht man
die Tage der größten Windstärken im Juli nach ihrer Wetterlagen-Zugehörigkeit, so können diesmal drei Wetter
typen verantwortlich gemacht werden: außer Msa 1 und Tx 2 auch Tx x . Denn der Juli ist der Beginn der Taifune,
wenn dieselben meist auch noch recht schwach ausgeprägt sind. Die durchschnittliche Zahl der Taifuntage beträgt
I, 6; da Koreas Wetter von diesen schwach entwickelten Taifunen je etwa 3 Tage beeinflußt wird, entfällt somit auf
je 2 Jahre ungefähr 1 Taifun. Bei einem Taifun der Bahn c am 18. Juli 1930 verzeichnete Saisyü N-Sturm mit
19,3 m/Sek., Moppo NNW-Sturm mit 14,2 m/Sek., Husan NNW-Sturm mit 15,2 m/Sek. und Taikyü NE-Sturm mit
II, 9 m/Sek. Vergleicht man hiermit etwa die Windstärkenmaxima bei der Td 2 -Wetterlage vom 1. Juli 1933 oder
bei der Msaj-Wetterlage vom 9. Juli 1927, so erkennt man, daß die oben angegebenen Werte der schwachen Taifune
immerhin meist nicht viel kleiner sind. Bei dem Taifun vom 18. 7. 1930 fielen außerdem große Regenmengen: in
Saisyü 91,1 mm, in Moppo 51,1 mm und in Husan 71,3 mm. Diese Beträge werden aber noch überboten durch
folgende Tageshöhen von Zyklonairegen:
Saisyü
bei Tf 2
180,3
mm,
Moppo
„ Td 2
90,7
99
Husan
„ Td 2
153,7
99
Husan
„ Te 2
179,4
99
Zensyü
„ Tc 2
80,3
99
Taikyü
„ Td 2
142,2
99
davon 121,8 mm in 8 Std.
,, 87,2 ,, ,, 8 ,,
„ 116,2 „ „ 8 „
,, 152,9 ,, „ 8 „
„ 78,1 „ „ 8 „
„ 81,4 „ „ 8 „
Der schon im Juni hervorgehobene charakteristische Sommerzug gilt auch für den Juli: die Regenmengen
werden nicht vom Monsun, sondern vielmehr von einzelnen Zyklonen gebracht. Die 31 Tage des feuchten Juli 1926
brachten insgesamt für Moppo 377,6 mm Regen, davon erreichten aber 6 T(c, d, e)-Tage allein 338,5 mm. Ebenso
gilt für Zensyü: Monatssumme 1926 331,3 mm, an den 6 T-Tagen 283,8 mm; für Taikyü: Monatssumme 356,5 mm,
an den 6 T-Tagen 326,0 mm; in Husan beträgt die Monatssumme 1927: 551,6 mm, an 6 T(c, d, e)-Tagen fielen
davon 489,1 mm. Endlich brachten in Saisyü 1931 8 T(d, /)-Tage 400,5 mm vom Monatsbetrag von 457,9 mm.