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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 59. Band. Nr. 10.
artige Druckfallgebiete meist „weiträumig, mangelhaft zentriert, schwach“. Doch dürfte dieser „Anteil“
Druckfall auch am Dreimasseneck mitwirken, wobei Verschärfung des Bodendruckgradienten in der Warmluft
und besonders die spätere (immer zu beobachtende) Verlagerung der Frontalzone gegen das warme Gebiet
hin auf sein Konto kommen.
c) Besondere Bedeutung wird schließlich jenem Druckfall beim Dreimasseneck zukommen, der infolge
der Vertikalbewegung in Anlehnung an den D u r s t - S u t c 1 i f f e sehen Satj entsteht.
Während die ersten beiden „Anteile“ Druckfall wesentlich auf die Räume der neutralen Luft bzw. der
Warmluft am Dreimasseneck entfielen, hätte diese Art Druckfall ihren Schauplat; in der Kaltluft und
besonders an deren fronthaftem Rande. Versehen wir uns in die Meeresgegend bei Kap Haiteras, so be
finden wir uns ja über dem Warmwassergebiet des Golfstroms, auf das hier die frischen Polarluftmassen
Nordamerikas hinansgefiihrt werden. Die Anheizung dieser Kaltluft von unten sorgt für vertikale Dehnung
der Luft ün ganzen, für feuchtlabiles, beschleunigtes Aufsteigen in einzelnen Quellmassen im Kallluftinnern
wie besonders in Nähe der Bodenkaltfront.
Hat der Druckfall am Dreimasseneck erst einmal das zyklonale Einströmen von Luft in den bodemiahen
Schichten in Gang gebracht, so ist damit weiteres Aufsteigen gegeben, und die Labilisierung kann auch auf
die „neutrale Luft“ übergreifen, welche als gealterte Polarluft in großen Höhen noch als kalt anzunehmen
ist. Indem auch diese Luft in sich noch ein horizontales — im wesentlichen nordwärts gerichtetes — Tempe
raturgefälle aufweist, wird auch hier heim Aufsteigen Ausströmung erfolgen, die zu weiterem Druckfall
beiträgt.
Daß auch Kaltluftaktivierung in der Höhe, wie sie Rudi off (11) für die Entstehung der „Golfstrom
zyklonen“ annimmt, die Tiefdruckentwicklung am Dreimasseneck unterstütjt, ist nicht von der Hand zu
weisen. In bezug auf das Zustandekommen solcher Höhenkaltluft-Aktivierung scheint dem Verfasser aber
die Ansicht Sclierhags (38, S. 257) die plausiblere, daß weniger ein Drucksteiggebiet in der Höhe als ein
Druckfallgebiet am Boden sie mit sich bringt. Kräftiger Druckfall am Boden ohne wesentliche
Temperaturänderung in der Troposphäre bedingt eine Senkung der isobaren Flächen in der Höhe; auf der
tieferen Höhenisobare strömt aber gewöhnlich die kältere Höhenluft; also kann damit kältere Höhenluft
über den Ort des Bodendruckfalls geraten.
Folgen wir dieser Auffassung, so kann also sekundär, n a c li Eintritt stärkeren Druckfalls am Drei-
masseneck, Kaltluftaktivierung in der Höhe hinzutreten und den laufenden zyldogenetischen Prozeß unter
stützen. Indem der Höhendruck auf der rechten Seite vom Dreimasseneck, wo die Warmluftadvektion der
Tropikluft stattfindet, in geringerem Maße fällt, würde der Effekt der Höhenkaltluft-Aktivierung mehr die
linke Seite betreffen.
d) Fassen wir zusammen: Plötzliche Verschärfung der Frontalzone, ausgeprägte
Delta bil düng, kräftiges und ausgedehnteres Luf tauf steigen erscheinen als die drei
Faktoren, die zum Luftdruckfall am Dreimasseneck beitragen.
Es könnte zunächst scheinen, als ob die gegebene Erklärung zu einem Widerspruch führt insofern, als
die Komponenten der Abweichung vom Gradientwind entgegengesetzt gerichtet sind — nach rechts
heim Höhenströmungsdivergieren, nach links heim frontalen Aufsteigen — und sich gegenseitig etwa aufheben,
womit die resultierende Druckfalltendenz sich abschwächte oder gar illusorisch würde. Hiergegen ist
folgendes zu sagen:
Die nach rechts gerichtete Komponente (im Frontalzonendelta) und die nach links gerichtete Komponente
(im aufsteigenden Strom) wirken durchaus nicht auf ein und dasselbe Raumelement; vielmehr greift
an einem horizontal bewegten Teilchen nur die nach rechts gerichtete Komponente
an, an einem aufsteigenden Teilchen nur die nach links gerichtete. Nicht bloß „teilchen
mäßig“, sondern großraum mäßig sind aber die Gebiete wesentlich horizontaler Bewegung und ver
breiteter Vertikal!)ewegung in unserem Falle getrennt:
Das Divergieren der Höhenströmung prägt sich vor allem in der oberen Troposphärenhälfte, in etwa 6
bis 12 km Höhe (bei subtropischer Breite) aus, das (feuchtlabile) Aufsteigen besonders in der unteren Tropo
sphärenhälfte in 0 bis 6 km Höhe. Hinzu kommt, daß das Höhenströmungsdivergieren inmitten der neutralen
Luft am stärksten ist, das Aufsteigen aber sicherlich am Kaltluftrande. Wir gelangen also zu der Vorstellung,