Ulrich Roll : Zur Frage des täglichen Temperaturganges und des Wärmeaustausches
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(t = trockene Lufttemperatur, z = Meßhöhe, p 0 = Bodendruck in mb) berechnet. Die Gradienten der
potentiellen Temperatur wurden graphisdi ermittelt. Dabei wurde, um die durch Schiffseinflüsse ver
fälschten Messungen in 5 m Höhe nach Möglichkeit zu verbessern, der Temperaturwert als in dieser
Höhe gültig angesehen, der sich aus der geradlinigen Verlängerung der Temperaturverteilung von 20 m
herab in 5 m ergab (vgl. Fig. 14 auf S.29). Die Abweichungen dieser auf die beschriebene Art korri
gierten von den gemessenen Werten betragen V 10 — 2 /io° C. Die zeitlichen Änderungen der poten
tiellen Temperatur
Vdt
wurden jeweils als Mittelwert zwischen den Endpunkten des zugehörigen
Intervalls (Az) ; unter Heranziehung der zeitlich benachbarten Aufstiege bestimmt. Die Bildung der
Produkte und die Addition erfolgte gemäß (18). Das Ergebnis enthält Tabelle 5.
Tabelle 5.
Austauschwerte, ermittelt aus den Temperturmessungen auf D. „Mellum“,
am 22.8.1936 bei Helgoland
in g cm" 1 sec -1
Zeit
MEZ
0,5 m
5
20
40
Höhe
60
80
100
120
140
150
1015
0,0066
4,1
8,3
12,6
16,1
18,9
21,0
23,1
24,4
1315
0,0083
2,3
3,7
3,7
5,1
6,4
7,7
9,1
8,4
1445
0,0092
1,0
3,7
6,4
9,1
13,1
18,5
23,9
26,6
1615
0
5,0
13,1
21,2
30,6
41,4
53,5
67,0
73,8
1745
0,00019
0,74
3,1
5,9
9,0
12,3
15,4
18,2
21,0
22,4
1915
0,00025
6,5
24,7
43,6
62,4
81,3
94,8
103
108
110
Mitt.
0,00022
1,46
6,7
15,1
19,2
25,7
31,7
37,0
42,1
44,2
Die Genauigkeit der berechneten Austauschkoeffizienten ist in Anbetracht der Unsicherheit der
Ausgangswerte verhältnismäßig gering. Eine Abschätzung liefert für den mittleren prozentualen Fehler
der A-Einzelwerte ±27%, für den mittleren prozentualen Fehler der A-Mittelwerte ±11%.
Für den Termin 1145 Uhr ergab das Verfahren negative A-Werte, was nicht angehen kann.
Dieses Ergebnis hängt mit der Tatsache zusammen, daß die
(-4
d S"
und die — voneinander abhängig
dz
d .'/
sind, und zwar überwiegend gleiches Vorzeichen haben müssen; denn bei stabiler Schichtung ( > 0)
wird der durch den Austausch bedingte abwärts gerichtete Wärmestrom in den unteren Schichten einen
Anstieg der Temperatur bewirken. Entsprechend erzeugt der aufwärts gerichtete Wärmestrom für
—< 0 in den unteren Schichten Abkühlung. Aus den negativen A-Werten des Termins 1145 Uhr
dz
ist also zu schließen, daß die zur Berechnung des Austausches mit Hilfe von (18) benutzten Werte von
dS" A $
und ' ' zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließlich durch Turbulenz, sondern auch noch durch
dz dt
andere Vorgänge bedingt sind. Eine Aufklärung hierüber geben die Bodenwetterbeobachtungen des
Tages, die um 1100 Uhr Regenschauer verzeichnen. Die durch diese Schauer verursachte vorübergehende
Unterbrechung des austauschbedingten Temperaturanstieges in den Schichten 80 bis 150 m führte bei der
angewandten Methode zu unzulässigen Austauschwerten, die auszuschalten sind und daher in die
Tabelle 5 nicht aufgenommen wurden.
Die Bestimmung der Austauschwerte in 0,5 m Höhe erfolgte unter der Annahme, daß die Tem
peratur der der Wasseroberfläche unmittelbar aufliegenden Luftschicht mit der Wassertemperatur über
einstimmt. Unter dieser Voraussetzung ergeben sich für den Austauschkoeffizienten in 0,5 m Höhe
Werte, die nur um ein Geringes größer sind als die molekulare Zähigkeit (0,00017 gern" 1 sec -1 ). Es ist
daraus zu schließen, daß der Wärmeübergang an der Grenzschicht zwischen Wasser und Luft im wesent
lichen nach den Gesetzen der molekularen Wärmeleitung vor sich geht. Für die A-Werte in 0,5 m Höhe
und zu den Zeiten 1015—1445 Uhr erhalten wir unter Benutzung von (18) negative Werte, für deren
Auftreten folgende Erklärung gegeben werden kann.
Trotzdem die Wassertemperatur stets beträchtlich höher liegt als die Lufttemperatur in 0,5 m
Höhe, also dauernd ein — wenn auch in Anbetracht der sehr niedrigen Austauschwerte geringer — auf