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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 59. Band Nr. 9
wie Advektion, Strahlung und dynamische Effekte (z. B. Absinken) hervorgerufen wurden. Es wird
im einzelnen besonders bei Untersuchungen in den beobachtungsarmen Meeresgebieten schwierig, wenn
nicht unmöglich sein, mit Sicherheit zu entscheiden, ob außer den Austauschvorgängen andere Erschei
nungen beteiligt waren oder nicht. Hierbei kann die einschränkende Bedingung, daß der Austausch
koeffizient A nur positiv sein kann, ein brauchbares Hilfsmittel zur Ausscheidung solcher Änderungen
darstellen, die sicher nicht allein auf Austauschvorgängen beruhen.
Die zur Errechnung der Austauschwerte von uns angewandte Methode geht auf folgende Grund
gleichung zurück
(17)
d#
dt
TT
d» d»
+ U — 1- W ——
ox dZ
A
e
d 2 » 1 b& ÖA
d 2 z (t dz dz
Dabei bedeutet p die Luftdichte, - — - den substantiellen und — den lokalen Differentialquotienten.
dt d
u und w sind die Windgeschwindigkeitskomponenten in der x- bzw. z-Richtung. Wir betrachten den
Fall einer rein horizontalen, einheitlichen Strömung, in der keinerlei advektive Änderungen auftreten.
Dann gilt w = 0 und = 0. Somit wird aus (17) nach Umformung der rechten Seite
dx
s°
dt
Die Luftdichte p soll im Hinblick auf die geringen Dichteänderungen in dem betrachteten Höhenbereich
von 0 bis 200 m als konstant gelten. Durch Integration erhalten wir nunmehr für ein festes t = t 0
A(z)
d»
d $
/ at
dz
J
z o
dz
Dabei ist — an der Stelle z zu bilden.
dz
Für die rechnerische Auswertung ersetzen wir das Integral näherungsweise durch die ent-
(J&)
\AU
sprechende Summe. Bedeutet
Mittelwert von — , so gilt
4t
jeweils den über das zugehörige Intervall (Az); gebildeten
(18)
A(z)
dz
A&
At
(Az)j
Die Indizes i durchlaufen die einzelnen Intervalle (Az)j in dem Bereich von 0 bis z.
Unter Benutzung der Formel (18) werden wir nunmehr die Austauschwerte für den 22. 8. 1936
berechnen. Wie bereits erwähnt, lag der Meßort 10 sm nordwestlich von Helgoland in einer einheitlichen
nordwestlichen Luftströmung, die ozeanische Luftmassen heranführte. Advektive Einflüsse und eben
falls sonstige dynamische Vorgänge wie Absinken, Aufgleiten usw. scheiden somit weitgehend aus. Die
Wirkung der Sonnenstrahlung kommt im Hinblick auf die zwar wechselnde, aber meist stärkere Be
wölkung (Cumulonimbus, Cumulus, Stratocumulus 4—8/10) nur mittelbar in Betracht, indem diese die
höheren Schichten der Atmosphäre erwärmt, die ihrerseits auf dem Wege des Austausches die Wärme
an die hier allein betrachteten unteren Luftschichten zwischen 0 und 200 m abgeben. Die Temperatur
änderungen in diesen unteren Schichten sind somit als im wesentlichen durch den vertikalen Wärme
austausch verursacht anzusehen. Die Berechnung von Austauschwerten mit Hilfe der Beziehung (18)
aus den Meßwerten erscheint daher berechtigt. Auf eine in gewissem Umfang erforderliche Einschrän
kung wird später eingegangen werden.
Aus den am 22. 8. 1936 auf D. „Mellum“ durchgeführten acht Ballonaufstiegen und den zuge
hörigen Aßmannmessungen wurden zunächst die potentiellen Temperaturen
■& = t + 0,00974 z +
1000 — p 0
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