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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 59. Band Nr. 9
b) Die Phasenänderung der täglichen Temperaturschwankung mit der Höhe.
a) Auswahl der Messungen.
Nach den vorangegangenen mehr qualitativen Betrachtungen über die Größe der täglichen Tem
peraturschwankung über dem Meere und ihre Änderung mit der Höhe, wollen wir uns Untersuchungen
über die Phase des täglichen Temperaturganges über dem Meere zuwenden. Wie schon bemerkt, reicht
das Material zur Ableitung des mittleren täglichen Temperaturganges nicht aus. Wir haben daher die
Einzelfälle untersucht und die am 22. 8. 1936 auf „Mellum“ gemessenen Temperaturwerte als sowohl in
der Zahl einigermaßen ausreichend und auch hinsichtlich der Wetterlage als geeignet gefunden.
Am 22. 8. 1936 herrschte über der gesamten Nordsee eine einheitliche, für die Jahreszeit verhältnis
mäßig kräftige Nordwestströmung, die kühle ozeanische Luftmassen heranführte. Figur 5 zeigt die
Wetterkarte vom 0800-Uhrtermin des betreffenden Tages.
Die stark wechselnde Cumulus-Bewölkung ließ auf lebhafte thermische und dynamische Austausch
vorgänge schließen. Gegen Abend wurde bei Helgoland eine Trombe beobachtet. Ein Luftmassen
wechsel trat an dem Meßort nicht ein. Da der Dampfer „Mellum“ 10 sm nordwestlich von Helgoland
stationiert war, scheidet jeder Landeinfluß aus. Die Versuchsbedingungen sind also ausgesprochen günstig
für die Feststellung des normalen von Advektion und sonstigen Störungen (Absinken) unbeeinflußten
Temperaturganges in verschiedenen Höhen über dem Meere.
Die gewonnenen Messungen sind für die einzelnen Zeiten und Höhen in Figur 6 eingetragen.
Da die Messungen in 0,5 m Höhe vormittags offenbar durch Schiffseinflüsse verfälscht sind, wurden als
Ergänzung die entsprechenden Messungen auf der Station Südmole ebenfalls angegeben und auch später
verwendet.