Skip to main content

Full text: 59, 1939

Bruno Heß: Zyklonenauflösung an einer Frontalzone. 
17 
stört. Die Folge davon war das rasche Erlöschen der Zyklone in der untersten Troposphäre, 
während in den höheren Schichten noch etwa 48 Stunden länger eine gut ausgeprägte 
Zyklonalströmung erhalten blieb. 
Dieses Ergebnis kann so gedeutet werden, daß eine Frontalzone nur dann zyklonen 
bildend oder vertiefend wirken kann, wenn das zugehörige Temperatur- und Druckfeld eine 
mit der Höhe zunehmende Gleichgewichtsströmung verlangen. 
Aber auch durch eine Überlegung zur thermodynamischen Energiegewinnung offenbart 
sich die zyklolytische Wirkung jener Frontalzone. 
Wie P. Raethjen 10 in seiner „Energetik der Zyklonen“ abgeleitet hat, stellen bei einer 
driftenden Zyklone, die sich so bewegt, daß sie das Kältegebiet zur Linken und das Wärme 
gebiet zur Rechten hat, diese Gebiete die für einen Kreisprozeß erforderlichen Wärme- und 
Kältereservoire dar, weil nämlich dann die Luftteilchen unter hohem Druck Wärme auf 
nehmen und unter tiefem Druck Wärme abgeben können. 
Offenbar gehörte auch die betrachtete driftende Zyklone diesem sogenannten Wellentyp 
an. Soweit nämlich aus der Umgebung der driftenden Zyklone aerologische Temperatur 
messungen vorliegen, stehen diese in Einklang mit der in Abbildung 5 a (siehe Figur 18) der 
oben zitierten Arbeit schematisch dargestellten Temperaturverteilung. 
So zeigt der Aufstieg von Mildenhall zum 14-Uhr-Termin des 18. Januar, also zu einem 
Zeitpunkt, wo der Zyklonenkern etwa über Wales driftete, eine um durchweg 3 bis 5 Grad 
wärmere Troposphäre, als über dem nun innerhalb der Rückseitenströmung gelegenen Alder- 
grove festgestellt werden konnte. 
Auch die Aufstiege vom 19. Januar. 8 Uhr, sprechen noch dafür, daß etwa oberhalb der 
800-mb-Fläche eine derartige, lür einen Energie gewinnenden Kreisprozeß erforderliche 
Temperaturverteilung herrschte. So zeigt der Aufstieg von Hamburg vom 19. Januar, 8 Uhr, 
von den unteren 2000 m abgesehen, eine durchweg wärmere Troposphäre an, als die Radio 
sonde des nunmehr im Bereich der Rückseitenströmung gelegenen Mildenhall, wo wiederum 
höhere Temperaturen herrschten als in Kernnähe, wie durch den schon mehrfach angeführten 
Kaltlufttropfen über der südlichen Nordsee bestätigt wird. 
Wesentlich andere Verhältnisse waren dagegen in der untersten, etwa 2 km mächtigen 
Schicht anzutreffen. Und zwar hatte die Annäherung der Zyklone an die Frontalzone dort 
eine derartige Umgestaltung in der Temperaturverteilung zur Folge, daß die kältesten Luft 
massen nunmehr auf der Vorderseite gelegen waren. Schon ein Blick auf Figur 19 lehrt, was 
auch aus dem SandströmsPne.n Sat^ ohne weiteres folgt, daß diese unter hohem Druck liegenden 
Kaltluftmassen innerhalb der Zyklone keinen Energie gewinnenden Kreisprozeß durchlaufen 
können. Damit ist die rasche Auffüllung des Tiefs in den untersten Schichten, also auch 
auf Grund von Energiebetrachtungen erklärbar. 
10 Meteorol. Zeitschr., Bd. 54, S. 203, 1937.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.