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Full text: 59, 1939

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 59. Bd., Nr. 8 
dieser Diskontinuität nicht nur keine Zyklonenbildung, sondern sogar eine Zyklonenauflösung' 
erfolgte. Denn während Entstehungen und Vertiefungen von Zyklonen an Frontalzonen 
bereits in zahlreichen Veröffentlichungen untersucht wurden, sind bisher nur vereinzelt Bei 
spiele für eine derartige Zyklonenauflösung gebracht worden. 
Eine in diesem Zusammenhang aufschlußreiche Wetterlage ist von G. Pogade * 7 8 * in seiner 
Arbeit „Zyklolyse und Zyklogenese an nordamerikanischen Kaltfronten“ untersucht worden. 
Und zwar wurde dort eine entlang der arktischen Frontalzone über dem nordamerikanischen 
Kontinent driftende Zyklone in ihren Vertiefungs- und Auflösungsstadien aerologisch ver 
folgt. Als eine Bestätigung der ScherhagsPnen Divergenzsätje 7 wurde dort im Stadium der 
Vertiefung über dem Zyklonenkern eine Divergenz, im Auffüllungszustand entsprechend eine 
Konvergenz der Höhenisobaren festgestellt. 
Nachdem P. Raethjen 8 in seiner „Energetik der Zyklonen“ für diese Divergenzsätje 
bereits eine energetische Interpretation gegeben hat, läßt sich auch für den hier zu unter 
suchenden Wetterablauf, bei dem die Voraussetzungen für eine Anwendung der Scherhag sehen 
Divergenzsätze offenbar nicht gegeben sind, die zyklolytische Wirkung der arktischen Frontal 
zone sowohl aus Gleichgewichts- wie aus Energiebetrachtungen herleiten. 
Wie nämlich P. Raethjen 0 in seiner „Gleichgewichtstheorie der Zyklonen“ abgeleitet hat. 
erfordern das Austausch- und Strömungsgleichgewicht bei jeder Zyklone eine mit der Höhe 
zunehmende Zyklonalströmung, woraus sich wieder für das isobare Dichtefeld die Forderung 
ergibt, daß innerhalb der Zyklone kältere Luftmassen liegen als unter gleichem Druck in 
benachbarten Antizyklonen. 
Nun lehren uns die relativen Topographien, daß auch bei dieser Zyklone jene Forderung 
so lange erfüllt war, wie das Tief noch durch eine vorderseitige Warmluftzunge vom anti- 
zyklonalen Kaltluftblock getrennt war, und zwar durch einen über dem Kern mitdriftenden 
troposphärischen Kaltlufttropfen, auf dessen Entstehung und Verhalten noch in einem späteren 
Abschnitt eingegangen werden wird. 
Wie nun die relative Topographie der 500- über der 700-mb-Fläche vom 19. Januar, 
8 Uhr, deutlich erkennen läßt, war auch noch zu diesem Termin auf der Westseite der über 
Schleswig-Holstein zum Skagerrak erstrecktenWarmluftzunge ein nahezu gleich großer isobarer 
Dichtegradient zu bemerken, wie auf der Ostseite zum russischen Kaltluftblock hin (Fig. 17). 
Da sich demgegenüber in der relativen Topographie der 700- über der 900-mb-Fläche 
jener Kaltlufttropfen nur schwach angedeutet fand (Fig. 15), so war nach Abhebung der 
Warmluftzunge das zyklonale Strömungsgleichgewicht nach dem Boden zu am stärksten ge- 
8 Ann. d. Hydrogr. 1938, S. 32. 
7 R. Scherhag, Zur Theorie der Hoch- und Tiefdruckgebiete, Meteorol. Zeitschr. 51, S. 129, 1934. 
8 Meteorol. Zeitschr. 54, S. 203, 1937. 
9 Meteorol. Zeitschr. 54, S. 401, 1937.
	        
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