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Full text: 59, 1939

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. —- 59. Band. Nr. 6. 
Entwicklung überschritten hat, als solche dem Islandtief erst an. Ihren Ursprung verdankt 
sie den günstigen Strahlungsbedingungen, die sie am Anfang des beobachteten Zeitraums über 
Frankreich am Westhang des kontinentalen Hochdruckgebietes vorfindet. Die in Gang ge 
brachte Zirkulation ist aber keine gleitende, wie sie bei beständigen Druckgebilden normal 
ist. Vielmehr wird sie an vielen Stellen gleichzeitig angeregt und besteht aus sehr ungeord 
neter Konvektion. Das Tief entwickelt sich über einem größeren, bei Einstrahlung für Er 
wärmung der unteren Luftmassen bevorzugten Gebiet. Es ist also nicht durch einen Druckfall 
in oberen Schichten, sondern rein durch die Bodenverhältnisse bedingt. Sein thermischer 
Aufbau entspricht nicht dem einer lebensfähigen Zyklone. Die horizontalen Temperaturwerte 
zeigen keine nennenswerten Differenzen. Erst mit dem langsamen Einfließen der kühleren 
Meeresluft nimmt das Druckgebilde eine räumliche Struktur an, welche ihm ein weiteres Be 
stehen ermöglicht. Die Advektion erfolgt jedoch so langsam, daß die weitere zyklonale Ent 
wicklung unbedeutend bleibt. Die flache Zyklone löst sich daher bald wieder auf, wobei sie 
unter Bildung zahlreicher Gewittersäcke zu einem Ausläufer des Islandtiefs wird. 
Bei dem behandelten Tiefdruckgebiet und der aus ihm entstehenden Isobarenausbuchtung 
ist also der Gang der Entwicklung ein vollkommen anderer als bei den üblichen Randzyklonen. 
Letztere sind begleitet von gut ausgeprägten kohärenten Fall- und Steiggebieten. Häufig 
entwickeln sie sich so intensiv, daß sie die Mutterzyklone an Stärke übertreffen und diese in 
sich aufnehmen. Sie sind dynamisch, nicht thermisch bedingt wie unser Hitzetief. 
Eine Mittelstellung nehmen die V-förmigen typischen Gewittertröge ein. Die Ausbuchtung 
der Isobaren erfolgt teils dynamisch durch Druckfall in der Höhe, teils thermisch, durch 
Strahlung bedingt. Die dabei auftretenden Gewitter erscheinen meist als sehr schwere Front 
gewitter, welche sich entsprechend der in der Höhe voreilenden Kaltluft fortbewegen. 
Dieses Voreilen der Kaltluft in der Höhe ist ganz wesentlich für die weitere Entwicklung 
eines als Randtief entstandenen Gewittertrogs. Nicht allein von den Temperatur- und Feuchte 
verhältnissen der unteren Schichten, sondern hauptsächlich von der Geschwindigkeit, mit der 
die kühlen Luftmassen darüber Vordringen und zur verstärkten Labilisierung Anlaß geben, 
hängt die Schwere der Gewitter und die Stärke der entstehenden Zyklogenese ab. Aus cler 
Vielzahl derartiger Fälle sei nur die Wetterlage vom 18. und 19. Juli 1936 angeführt, die von 
R. Mügge in einem seiner Wolkenfilme (26) erfaßt wurde. Der Gewittertrog entsteht über 
dem nordwestlichen Kontinent. In ihm nehmen die zyklogenetischen Vorgänge so lebhafte 
Formen an, daß die zunächst unscheinbare Randstörung die ursprünglich sehr kräftige 
Mutterzyklone bald an Stärke übertrifft. Während letztere mehr und mehr verflacht, greift 
die Randzyklone immer weiter um sich. Die Mutterzyklone löst sich in der inzwischen nach 
Skandinavien gewanderten jungen Zyklone auf. Das neue Tief läßt sich noch tagelang auf 
seiner nördlichen Bahn verfolgen, wo es für weite Gebiete wetterbestimmend bleibt. 
Bei den beiden untersuchten Zyklonen liegt die Ursache ihrer vorzeitigen Auflösung in 
ihrem anormalen thermo-dynamischen Aufbau begründet, welcher bei der Sommerlage von 
Anfang an besteht, bei dem Wintertief sich erst bei dessen Wanderung nach Osten einstellt. 
In beiden Fällen erweist sich die östlich gelegene Antizyklone als in starkem Maße zyklo- 
lytisch. Im Winter ist dies dem kräftigen Absinken in unteren Schichten, im Sommer dem 
Abgleiten oberhalb cler Inversion zuzuschreiben. Bei der Sommerlage bleibt trotz der dem 
Hoch entgegenwirkenden Konvektion, die sich unter Beseitigung der Inversion teilweise bis 
in große Höhen erstreckt, der dynamische Einfluß der Antizyklone erhalten und überlagert 
sich dem gesamten Wetter geschehen auch in Zyklonennähe. Beide Male bleibt der Kern des 
dynamisch bedingten Hochdruckgebietes Zentrum cler Steuerung der Fall- und Steiggebiete. 
Dieses Verhalten zeigt er bei den untersuchten „anormalen“ Zyklonen, bei den „normalen“ 
Drucksystemen und den sie begleitenden Isallobarengebilden dürfen wir es noch weit ein 
deutiger erwarten.
	        
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