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Full text: 59, 1939

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Ludwig Schnebel: Beitrag zur Zyklogenese. 
b) StabilitätsVerteilung. 
In der unteren Troposphärenbälfte finden wir über dem betrachteten Gebiet den östlichen 
Teil wesentlich stabiler aufgebaut als den westlichen, was mit der kräftigen Inversion in der 
östlichen Antizyklone in Zusammenhang steht. Diese Verhältnisse sollen durch die „Stabilitäts 
karten“ dargestellt werden, für die wir die Abkürzung „SK“ verwenden wollen. Entsprechend 
seien Temperatur- und Druckkarten mit „TK“ und „PK“ bezeichnet. 
Am 25. Januar strömt über der östlichen Kaltluft im südöstlichen von der Karte erfaßten 
Gebiet dem Festlandsinnern ein breiter Südweststrom warmer Meeresluft zu (siehe TK 600 mb). 
In unteren Schichten (TK 900 mb) zeigt die Temperaturverteilung im großen und ganzen 
ein Gefälle von Südwest nach Nordost. Über Süddeutschland drängen sich die Isolinien sehr. 
Bei 900 mb beträgt die Temperaturdifferenz zwischen Frankfurt und Köln mehr als 10° C. Dies 
erklärt sich aus der Höhe der unteren Kaltluft, bzw. aus der Neigung der Inversionsfläche, 
welche bei Frankfurt kurz unterhalb 900 mb beginnt, über Köln aber in dieser Höhe im wesent 
lichen durchstoßen ist. Die Stabilitätskarten, von denen SK 900/550 nicht mit veröffentlicht sind, 
zeigen eine große Übereinstimmung mit der Bodendruckverteilung, eine Erscheinung, die für 
alle drei untersuchten Tage zutrifft. 
Auf allen Stabilitätskarten finden wir das Labilitätsgebiet in Zyklonennähe. SK 800/550 
zeigt, daß auch oberhalb der großen Inversion die Stabilitätswerte in der kontinentalen Luft 
noch groß sind. Das horizontale Stabilitätsverhältnis „Q“ Mildenhall—Königsberg hat sich 
verändert von Q 1000/550 = 1/22 in Q 800/550 = 1/7. Der horizontale Gradient nimmt mit der 
Höhe ab, ist aber noch eindeutig vorhanden. 
Am 26. Januar herrscht in den unteren Schichten, ähnlich wie in denselben Höhen am 
Vortag und in allen Schichten am Nachtag, ein allgemein von Südwest nach Nordost ge 
richtetes Temperaturgefälle. Gleichzeitig ist mit dem Vordringen der westlichen Meeresluft 
eine Vergrößerung des Labilitätsgebietes verknüpft. 
In den vergangenen 24 Stunden ist vor allem in der Höhe über Frankreich und West 
deutschland eine Abkühlung zu erkennen. Diese rührt teilweise von einer individuellen Ab 
kühlung her, indem die vorhandenen Luftmassen in zyklonale Zirkidation gebracht sind, teil 
weise auch von einer Verdrängung durch kühlere Meeresluft. Denselben Vorgang beobachten 
wir auch noch bis zum nächsten Tag in 600-mb-Höhe weiter im Osten. 
Die Erwärmung dagegen, welche vom 25. zum 26. Januar hauptsächlich in den östlichen 
Gebieten, vom 26. bis 27. Januar jedoch über ganz Mitteleuropa eintritt, ist wesentlich nur 
den starken Abgleitbewegungen in den betreffenden Luftmassen zuzuschreiben. 
Entsprechend der Veränderung des thermischen Aufbaues dringt das Labilitätszentrum auf 
SK 1000/550 südlich vom Zyklonenkern gegen Osten vor; umgekehrt keilt nördlich der Linie 
Kölu—Berlin das Stabilitätsgebiet nach Westen aus. Mit zunehmender Höhe erstreckt sich der 
labile Raum mehr und mehr nach Osten. 
Der 27. Januar läßt ein deutliches Minimum der Stabilität nur noch auf SK 800/550 
erkennen. Es liegt über der Nordsee und greift weit nach Norddeutschland hinein. Im Süd 
westen entsteht ein zur Nachstörung gehöriger neuer Minderwert der Stabilität. 
Im Endstadium finden wir eine zentrale Energieanordnung nur noch in der Höhe. Beim 
Okklusionsprozeß werden die Unterschiede der Energie (potentielle) von unten nach oben 
ausgeglichen. 
Im allgemeinen versteht man unter „Okklusion“ die Auflösung oder Auffüllung von 
Zyklonen und denkt dabei an Abhebung oder Abschnürung von Warmluftmassen. Im Gegen 
satz dazu ist im vorliegenden Fall „Okklusion“ identisch mit der Stabilisierung der ursprüng 
lich von der Zyklone erfaßten Atmosphäre. Diese Stabilisierung ist mit Absinkbewegungen 
verknüpft. In gewissem Sinne darf daher gesagt werden, daß „Okklusion“ gleichbedeutend
	        
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