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Full text: 59, 1939

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 59. Band, Nr. 5 
dortige Trübungsmaximum evtl, zur Erhöhung des Si beitragen kann, ist unbekannt; der Einfluß der Trübung 
dürfte aber nidit unerheblich sein. — Weiter westwärts nimmt der Si-Gehalt mit steigendem Cl'-Gehalt rasch 
ab, und bei Mittelgrund-Elbe 4 hat sich wieder der besonders starke und typische Sprung herausgebildet. Auch 
im Falle des Si wissen wir zunächst nicht, wieviel von der Abnahme lediglich durch die Verdünnung mit See 
wasser verursacht ist; denn besonders in der westlichen mesohalinen Zone und der ganzen polyhalinen Zone 
wurde in den Monaten Juni bis September eine starke Diatomeen-Entwicklung (vor allem Biddulphia) beob 
achtet, die auch ihrerseits bei der Si-Abnahme mitgewirkt hat; so wurde z. B. auf einzelnen Fahrten vor allem 
in der polyhalinen Zone ein restloser Verbrauch des Si in diesen Monaten festgestellt. — Aus Abb. 17 ergibt 
sich, welch großen jahreszeitlichen Schwankungen das Si ausgesetzt ist. Das Auslaugen der herbstlich-winter 
lichen biologischen Verfallsprodukte des Festlandes bewirkt im Verein mit der zunehmenden Oberwassermenge 
die hohen winterlichen Maxima. Wenn auch die Frühjahrsoberwassermengen größer sind, so wird dennoch 
durch die (wie rein qualitativ von mir beobachtet) im April vor allem in der polyhalinen Zone einsetzende 
Diatomeenblüte der Si-Gehalt stark reduziert. Im Sommer wurde eine starke Entwicklung des Phytoplanktons 
bis fast nach Cuxhaven herauf beobachtet; dieses Plankton hatte häufig das vorhandene Si restlos ausgenutzt. 
Durch den allgemein stärkeren sommerlichen Si-Verbrauch unterhalb Cuxhaven wird der sonst unterhalb 
Elbe 4 typisch entwickelte Sprung verwisdit und gleichzeitig die außenelbische Jahresamplitude zwischen den 
extremen Werten flußaufwärts immer größer (ca. 1500 mg bis etwa Elbe 3, und über 2000 mg ab Elbe 4). Im 
Herbst steigen die Si-Werte durch den Abbau sowohl des Planktons, wie auch der festländischen Pflanzenwelt 
wieder an und erreichen ungefähr die Größe des Frühjahrs. 
Bei der Mittelung der Werte des Phosphat-Phosphors (P04"'-P) zeigte sich eine besonders starke 
Streuung (bis zu ±10 mg), die zur Hauptsache auf dem labilen Charakter der Phosphatverbindungen beruht; 
der Lebenszyklus des Phyto- und Zoo-Planktons beeinflußt ja in stark wechselndem Maße das Verhältnis 
zwischen dem organisch gebundenen Phosphor und dem als Endergebnis der Mineralisation organischer 
Produkte entstehenden, ionogen gelösten Phosphat. Zur Erfassung des P-Haushaltes der Unterelbe wäre 
neben der POU'-Bestimmung noch eine solche des Gesamtphosphors wünschenswert gewesen, die sich aber 
leider nicht im Rahmen dieser Arbeit durchführen ließ. Die POV'-Bestimmungen dienen vor allem zur Er 
fassung des Abwassereinflusses und der Wirkung der planktonischen Fauna auf den Chemismus des Wassers. 
Wenn ich auf dem Gebiet der Hydrobiologie auch nur über geringe Kenntnisse verfüge, habe ich im folgen 
den dennoch ganz kurz meine oberflächlich gemachten qualitativen Planktonbeobachtungen im Zusammen 
hang mit den Phosphatergebnissen erwähnt; hierbei handelt es sich nur um das mit dem bloßen Auge 
sichtbare Plankton. 
In Abb. 18 sind die Phosphatmittel über das Jahr 1937 (wiederum ohne Winterquartal!) für das ge 
samte Unterelbegebiet dargestellt. Im großen Ganzen ist der POU'-Gehalt, wie nicht anders zu erwarten, im 
Außenelbegebiet geringer als in der eigentlichen Unterelbe. — Das aus dem Binnenland kommende Elbwasser 
erhält an den hamburgischen Sielmündungen eine starke Zufuhr vor allem an organischem Phosphor (teils 
in Lösung, teils geformt im Detritus), der unterhalb Hamburg in der Selbstreinigungszone z. T. auf bakte 
riellem Wege mineralisiert, also in POU'-Phosphor verwandelt wird. Infolge dieser fortschreitenden Minera 
lisation liegt das POU'-Maximum nicht im Bereich der Sielmündungen selbst, sondern etwa 10 Seemeilen 
seewärts bei Schulau und Lühe (mit 55 mg im Mittel). Unter Umständen, besonders bei wenig Oberwasser 
zufuhr, wird die Selbstreinigungszone stärker mit Abwässern belastet und der POU'-Gehalt weit über den 
Mittelwert hinausgetrieben; so wurde z. B. am 7. Juli bei Schulau ein POU'-Gehalt von 83 mg PO4"'—P/m 3 ! 
beobachtet bei gleichzeitig 35 mg im Llamburger Hafen. Wir haben es in diesem Einzelfall mit einer außer 
ordentlich heftig entwickelten Selbstreinigung oder Beseitigung der organischen Abwässer zu tun. Zur Zeit 
der biologischen Sterbeprozesse im Herbst erfährt der Phosphatgehalt der Selbstreinigungszone ebenfalls eine 
starke Erhöhung (auf 60—80 mg), die sich auf das ganze Unterelbegebiet schrittweise auswirkt. Das PO4'"- 
Maximum liegt im einzelnen durchaus nicht immer bei Schulau und verschiebt sich nicht nur mit der Tide, 
sondern vor allem mit der Ausdehnung der Selbstreinigungszone an sich, die wiederum von der Jahreszeit 
abhängt; hiervon noch im folgenden. — Die in der Selbstreinigungszone entstandene Phosphatmenge wird 
mit der Wiedergesundung des Elbwassers in steigendem Maße vom Phytoplankton verbraucht, wovon die 
erneute Abnahme bei Pagensand zeugt. Gleichzeitig wurde auch in den Proben vor allem im Gebiet von 
Brunshausen-Pagensand eine Menge winziger Grünalgen beobachtet, und zwar besonders im Hochsommer 
und Frühherbst, während Planktonentwicklung und PCXU'-Zehrung im April/Mai noch nicht zu erkennen 
waren. Es ist ohne weiteres ersichtlich, welch hervorragende Rolle die Hamburger Sielabwässer für das unter 
elbische Süßwasserleben spielen, da der große Nährstoffreichtum durch das Phytoplankton ein reicheres Zoo 
plankton und dieses wieder eine stärkere Entwicklung der größeren Lebewelt in und auch über dem Wasser 
bedingt 11 . Mit Interesse kann man der Auswirkung der geplanten Ableitung der hamburgischen Siele auf 
Rieselfelder entgegensehen, die jedenfalls die Chemie und damit die Biologie der Unterelbe grundlegend 
ändern wird. 
11 W. Schnakenbeck: Die biologischen Grundlagen für die Fischerei in der Niederelbe. „Der Fischmarkt.“ Cux 
haven 1933. Seite 256—259. Cuxhaven 1934, Seite 32—35, 148—151.
	        
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