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Full text: 59, 1939

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 59. Band, Nr. 5 
läufigen Vorstellung, nicht größer als bei Elbe 3 (nämlich höchstens 1000 К im Mittel). Die Trübung des 
Hamburger Hafens besteht nach Roy (siehe Nr. 7, Seite 14) zur Hauptsache aus organischem Detritus (Siel 
mündung!) usw. Die ganze sog. Selbstreinigungszone bis unterhalb Schulau, in der die Abwässer Groß- 
Hamburgs durch biologische Vorgänge gereinigt werden, weist also wenig anorganische Trübung auf, was 
damit zusammenhängt, daß wir hier das schlickige Unterelbemarschgebiet verlassen haben. 
Was die Trübungsschwankungen mit der Jahreszeit anbetrifft (Abb. 11), so weisen diese trotz der 
Unruhe im einzelnen einen Hauptentwicklungsgang auf: Die Trübung erreicht in der Außenelbe im Winter 
allgemein ihr Maximum (2000—3000 K), weist auch im Frühjahr noch hohe Werte auf, um dann im Sommer 
ihr Minimum zu entwickeln (ca. 1000—2000 К niedriger als im Winter). Im Herbst steigen die Werte be 
sonders im oberen Teil der Außenelbe wieder schnell an. Zur Erklärung dieser Erscheinung können wir z. T. 
die Cl'-Mittel zu Rate ziehen. Man ersieht aus diesen, wie auch aus den Oberwassermengen bei Artlenburg, 
daß der Wasserabfluß aus der Elbe von Januar bis April am stärksten, von Juli bis November am geringsten 
entwickelt ist. Erfahrungsgemäß wirkt sich die größere Oberwassermenge des Winters und Frühjahrs in der 
Unterelbe mehr auf die Strömung als auf den Wasserstand aus. Die verstärkte Ebbströmung transportiert 
nun in erhöhtem Maße die großen Detritusmengen oberhalb Cuxhavens in die Außenelbe und erhöht dort 
die Winter- und Frühjahrstrübung. Wenn die Frühjahrstrübung trotz des Abflußmaximums im April um 
ca. 1000 К unter der Wintertrübung liegt, so kann man hierfür wohl nur die Temperaturerhöhung (im Mittel 
10° vom Winter zum Frühjahr) und damit Dichteabnahme verantwortlich machen; sind doch Suspensionen 
im Wasser nicht nur vom Salzgehalt, sondern ebenso sehr von Temperaturänderungen abhängig, was durch 
einen sehr anschaulichen Laborversuch erhärtet werden konnte. Das Trübungsminimum im Sommer ist sowohl 
durch den minimalen Abfluß, wie den erhöhten Salzgehalt und die hohe Temperatur bedingt, während im 
Herbst oberhalb Elbe 3 schon wieder stärkerer Abfluß bei Temperaturabnahme die Trübung erhöht, und 
gleichzeitig in der Scharhörnrinne das Westwasser am intensivsten ostwärts setzt, und daher dort das Wasser 
noch recht klar ist. Das sekundäre Trübungsmaximum bei Elbe 4—Mittelgrund hebt sich, vom trübungs 
armen Sommerquartal abgesehen, wesentlich schärfer hervor als im oben besprochenen Gesamtmittel der 
Unterelbe, wobei dieses Maximum im Flerbst am weitesten seewärts liegt. Eine Erklärung für das winter 
liche sekundäre Maximum bei Elbe 3 erscheint sehr schwierig; seine Existenz kann bei der maximalen Fehler 
breite der Mittelung von ca. ±500 К evtl, fraglich sein. Beim Vergleich mit den entsprechenden Cl'-Mitteln 
fällt ohne weiteres auf, wie die trüben Gebiete um den Mittelgrund mit dem größeren Cl'-Gradienten ober 
halb Elbe 3 zusammenfallen, in welchem sie ja auch ihre Ursache haben. 
Die Verteilung des Gelbstoffs in der gesamten Unterelbe ergibt sich aus Abb. 14. Wir sehen dort eine 
fast stetige Gelbstoffabnahme vom Hafen bis See. Unterhalb der oligohalinen Zone ist der Gelbstoffgradient 
jedoch infolge der zunehmenden Aufmischung mit Seewasser stärker als oberhalb derselben. Auch die übrigen 
von R e d e к e eingeführten Brackwasserzonen fallen gut mit den Gelbstofferscheinungen der Unterelbe zu 
sammen. Wir sehen nämlich, daß dort, wo nach R e d e к e die Grenze zwischen der mesohalinen und der poly 
halinen Zone liegen muß, nicht nur ein Sprung in den СГ- und Trübungswerten auftritt, sondern auch Gelb 
stoff unterhalb Elbe 4 sprunghaft abnimmt. Vor allem tragen die aus dem Klotzenloch westwärts setzenden 
Wassermassen zu der scharfen Herausbildung dieser Grenze bei. Auffallend ist weiterhin die Tatsache, daß 
die Gelbstoffwerte bereits auf der Strecke Hamburg—Störmündung abnehmen, wenn auch nicht so stark wie 
weiter unterhalb. Es scheint auf dieser Strecke eigentlich kein Grund für eine solche Abnahme vorzuliegen. 
Ganz im Gegenteil konnte ich z. B. feststellen, daß die unterelbischen Nebenflüsse einen höheren Gelbstoff 
gehalt als der Strom selbst aufweisen (so wurde z. B. in der Medemmündung etwa das 5fadie des Strom 
wertes beobachtet [1500 К gegen 280 R]). Daher wäre wenigstens bis zur oligohalinen Zone eher eine Zu 
nahme von Gelbstoff zu erwarten. Nun steht aber andererseits fest, daß Gelbstoff hauptsächlich aus stark 
kolloiden Humusstoffen, den Huminsäuren besteht 9 . Weiterhin wird von Sven Oden erwähnt, daß diese 
Huminsäurekolloide stark absorbierend z. B. auf die Molekülgruppen des Wassers wirken und sich mit einer 
Wasserhülle eng umgeben (Vorgang der sog. Hydratisierung). Ebenso gut findet nun eine (z. T. gegen 
seitige) Adsorption der Schlicksuspension der Unterelbe durch den Gelbstoff statt. Das so entstandene Aggre 
gat wird beim Filtrieren natürlich neben der Trübung zum Teil auch den Gelbstoff zurückhalten. Somit 
erklärt sich bei zunehmender Trübung die Gelbstoffabnahme auf dem Wege von Hamburg zur Störmündung. 
Teilweise wird man beim Vergleidi zwischen der Gelbstoffmittelkurve und der Trübungsmittelkurve ober 
halb der Störmündung geradezu eine Gegenläufigkeit der Kurven beobachten (z. B. bei Brunshausen und 
Pagensand). Übrigens ist wenigstens im Gebiet der Selbstreinigungszone ein bakterieller Einfluß auf Gelb 
stoff nicht von der Hand zu weisen. Dahingehende Untersuchungen konnten jedoch in dieser Arbeit nicht 
angestellt werden. Bei der näheren Diskussion der Untersuchungen über die Natur des unterelbischen Gelb 
stoffs wird späterhin noch einmal auf alle diese Zusammenhänge eingegangen. Wir können nun auch nicht 
mehr behaupten, daß die Gelbstoffabnahme unterhalb der oligohalinen Zone lediglich auf Aufmischung mit 
Seewasser beruht. Dann wäre nämlich der Gelbstoffwert ohne weiteres dem Cl'-Wert in einfacher Weise 
reziprok und würde damit die Notwendigkeit von Cl'-Bestimmungen in Flußmündungen in Frage stellen; 
besonders, wenn die Fehlerbreite der Gelbstoffbestimmung herabgesetzt würde, wie dies in Zukunft noch 
geschehen wird. Aber auch in der Brackwasserzone wird eine Adsorption zwischen Trübung und Gelbstoff 
9 Sv. Oden: Die Huminsäuren. Sonderausgabe der kolloidchemischen Beihefte, Bd. XI. Leipzig 1922. S. 54—123.
	        
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