Hans Lüneburg: Hydrochemische Untersuchungen in der Elbmündung mittels Elektrokolorimeter
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Was die Mittelung der Chlorwerte anbetrifft, ist diese wesentlich schwerer durchzuführen, als die der
Temperaturen. Infolge des größeren horizontalen Cl'-Gradienten und der häufigen horizontalen Sprünge des
CE-Wertes im Verein mit der starken Tidenströmung (3—4 Knoten bei voller Entwicklung) ist die Mittelung
nicht sehr exakt und die Streuung im einzelnen bis zu ±4% 0 CE; die maximale Streuung findet sich vor allem
bei Elbe 4—Cuxhaven aus später noch ersichtlichen Gründen. Der mittlere Maximalfehler des Mittelwertes
beträgt etwa ±1% 0 C1'. — Die Sprungzonen der CE- und übrigen Werte an der Oberfläche der Außenelbe
treten vor allem an zwei Stellen im Zusammenhang mit ausgeprägten Konvergenzlinien auf (meist gut zu
beobachtende Stromgrenzen 1); und zwar liegt die erste Konvergenz etwa bei Elbe 4—Mittelgrund, die zweite
bei Elbe 2—Scharhörn. Diese zweite Konvergenz dürfte sich über Vogelsand-West hinweg in die große
Konvergenz der Helgoländer Bucht fortsetzen. Auch im Brackwasser oberhalb Cuxhavens sah ich an Strom
grenzen erkennbare Konvergenzen, die aber nidit mehr untersudat werden konnten. Auf beiden Seiten der
Außenelbkonvergenzen wurden nun häufig auf recht geringen Distanzen von nur 1—2 Kabellängen CE-
Sprünge von 2—3%o und mehr beobachtet.
Wenn sich trotz der großen CE-Streuung dennoch einigermaßen brauchbare Mittelwerte für die Elb
mündung ergaben, so ist dies um so erfreulicher. Im folgenden seien diese Kurven näher diskutiert (siehe
hierzu Abb. 8 und 9). Bei den Kurven fällt allgemein auf, daß im Gebiet Elbe 4—Cuxhaven der Gradient
besonders stark entwickelt ist (meist 0,5 bis l,0%o CE/Sm), wobei der maximale Gradient kurz unterhalb
Elbe 4 und besonders im Frühjahr auftritt (fast 2% 0 CE/Sm). Ähnliche Gradienten hat Goedecke bei Elbe 4
im Sommer 1933 für Salz- und Kalkgehalt gefunden (siehe Nr. 6, S. 6). Dieser besonders starke CE-Gradient
bei Elbe 4, wie auch der beginnende CE-Gehalt an der oberen Brackgrenze, werden uns im folgenden noch
wiederholt beschäftigen, da diese Sprungzonen einen starken Einfluß auf den gesamten hydrographisch-
chemisdien Zustand des Brackwassergebietes ausüben. — An dieser Stelle sei eine Erklärung dafür gegeben,
warum sich gerade zwischen dem Festland und Elbe 4 ein so starker CE-Gradient entwickeln kann:
Übersichtskarte über die Außenelbe
Betrachten wir einmal die Karte der Außenelbe, so erhellt daraus recht gut, wie die dortige Topographie
die Hauptursache für den starken Cl'-Gradienten und damit auch die größere Streuung und Jahresamplitude
östlich des Mittelgrundes sein kann. Ungeachtet der Tidenströmung bewegt sich stärker salzhaltiges Wasser
aus der südlichen Helgoländer Bucht, der ablenkenden Kraft der Erdrotation folgend, als Reststrom die tiefe
Rinne nördlich des Scharhörnriffes entlang ostwärts, bis es bei Scharhörn selbst (querab Hundebalje) in
flacheres Gebiet kommt und dort in einer fast immer scharf ausgeprägten Stromgrenze (die mit der Tide
zwischen Station 4 und Elbe 3, nordwest/südöstlich gelagert, hin- und herpendelt) mit dem weniger salzigen