Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums,
59. Bd. Nr. 4.
i
II. Bemerkungen zur Geschichte des Seeobsdienstes
auf deutschen Fischdampfern.
Im Jahre 1924 begannen deutscherseits Versuche, auch für die Hochseefischerei die wetterdienstliche
Beratung für die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Fangreisen nußbar zu machen.
Die im Kriege erreichte Verbesserung des Funkgerätes gab die Möglichkeit seiner Verwendung auch
auf kleineren Schiffen. Im Dezember 1924 sandte daher die Deutsche Seewarte ihren Funktelegraphisten
Stölken mit einem Fischdampfer nach Island, um gelegentlich einer normalen Fangreise die Empfangs
verhältnisse an Bord in diesem wichtigen Fanggebiet zu untersuchen.
Vom Juli 1925 wurden über den Hochseerundfunk erstmalig Wetternachrichten an die Fischdampfer
abgegeben, vom 1. September 1925 ab regelmäßig täglich.
Im Herbst 1925 erfolgte eine zweite Funkversuchsfahrt durch den Funktelegraphisten Prien der
Seewarte auf FD „Senator Sachse“, um das inzwischen entwickelte Funkgerät zu erproben und die Abhör
barkeit der Wetterberichte zu prüfen. Diese Fahrt führte zu neuen Vorschlägen zur Verbesserung der
Aufhängung der Geräte an Bord und zur Durchgabe der Wetterberichte. Im November 1925 enthielt der
Wetterbericht folgende Angaben: Windmeldungen von 18 Stationen, kurze Witterungsübersicht, Wettervor
hersagen für Nordsee und Umgebung Islands, sowie Sturmwarnungen für die verschiedenen Teilgebiete
der Nordsee.
Vom 13. Mai bis 1. Juni 1926 nahm der Meteorologe der Seewarte M. Rodewald an einer Fangfahrt
unter Island mit dem FD „Carsten“ teil, um ebenfalls die Aufnahme der Wetterberichte und Warnungen
sowie die Aufstellung eigener meteorologischer Meßgeräte an Bord zu prüfen. Die wissenschaftlichen Beob
achtungen fanden ihren Niederschlag in einer Veröffentlichungn in den „Annalen der Hydrographie u. Mar.
Meteorologie“ 1929, Seite 41—53, und in einem Vortrag vor den nautischen Fachkreisen.
Vom 24. Juni bis 10. August 1926 fuhr der Meteorologe der Seewarte Dr. J. Georgi auf dem FD
„Rieh. C. Krogmann“ nach Reykjavik und von dort zu flugmeteorologischen Messungen nach Adalvik (NW-
Island) als Teilnehmer einer meteorologischen und strahlungsbiologischen Forschungsreise unter Leitung von
Prof. Dr. Dannmeyer (Hamburg). Auf seinen Bericht und auf einen Vortrag vor der Berufsvereinigung
der Fischdampferkapitäne in Bremerhaven-Geestemünde wurden der Seewarte bis zur Schaffung eines be
sonderen Fischdampfer-Wettertagebuchs die Schiffstagebücher zur Verwertung der darin bereits enthaltenen
meteorologischen Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt.
Die Forschungsreise unter Prof. Dannmeyer wurde! mit den gleichen Aufgaben in größerem Rahmen
wiederholt vom 11. Juni bis 21. August 1927. Hierbei wurde besonderes Augenmerk auf die erheblichen
örtlichen Einflüsse in den Wettermeldungen der wichtigen isländischen Beobachtungsstationen ge
richtet. Diese Beobachtungen konnten im folgenden Jahre auf einer Forschungsfahrt der Seewarte auf
„Meteor“ unter Leitung von Dr. Georgi vom 25. Juli bis 4. September 1928 sogar erstmalig auf Beob
achtungen an der grönländischen Küste ausgedehnt werden.
Diese Arbeiten fanden ihren Niederschlag in Berichten in „Annalen der Hydrographie“ usw. 1927,
Seite 67—69, 1929, Seite 86—88, Zeitschrift für Geophysik 1928, Seite 352—361, „Arktis“ 1928, Heft 4,
„Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“ 49. Band, Nr. 3, und 51. Band, Nr. 5.
Inzwischen nahm der Ausbau der Wetterberatung im Rahmen des Hochseerundfunks seinen Fortgang:
er wurde 1927 erweitert und Ende 1929 für die Nordsee und die Gewässer um Island so weit aufgebaut, wie
dies die damals noch vorhandene Beschränkung auf feste Küstenstationen für die Deutsche Seewarte möglich
machte. Eine von der Hochseefischerei geforderte weitere Unterteilung der Vorhersagebereiche und eine