Gert Hendrik Scheepers: Maisanbau und Klima im sogenannten Maisdreieck der Südafrikanischen Union 61
d) Dauer des Sonnenscheins und Feuchtigkeitsgehalt des Maises.
Um zur Trocknung der Kolben und Körner die nötige Wärme und Lufttrockenheit zu haben, ist auch in
der Reifezeit reichlicher Sonnenschein unbedingt erforderlich. Bei anhaltender Feuchtigkeit besteht die Gefahr
des Faulens der Kolben. Das Maisdreieck ist auch in dieser Hinsicht von der Sonne begünstigt. Die durch
schnittliche Stundenzahl des täglichen Sonnenscheins in den Monaten April, Mai und Juni (Reife- und Ernte
zeit) schwankt je nach Ort und Jahr zwischen 8 und mehr als 10, mit anderen Worten rund 70 und mehr als
90% der Stundenzahl, die die Sonne überhaupt scheinen kann.
Selbst wenn der Mais in noch feuchtem Zustand geerntet wird, besteht die Gefahr des Faulens nicht. Die
Körner trocknen bis zum Dreschen noch gut in den Haufen, in denen man die Kolben aufschichtet.
Die günstigen Sonnenscheinverhältnisse und damit die Lufttrockenheit im Maisdreieck setzen den Feuchtig
keitsgehalt des Maiskorns herab, so daß er um 4% niedriger als der des Korns aus den Vereinigten Staaten ist.
Das gut getrocknete Korn ist weniger dem Verderb während der Verschiffung ausgesetzt als das feuchte und
daher besonders für die Ausfuhr geeignet. Der trockene südafrikanische Mais eignet sich auch für die Weiter
verarbeitung besser als der feuchte Mais anderer Länder.
Der Niederschlag im argentinischen Maisgebiet erreicht manchmal noch ein zweites Maximum im März
und April, das heißt zur Reife- und Erntezeit. Da diese Monate gleichzeitig eine Periode niedriger Temperaturen
sind, verdirbt ein großer Teil des Maises auf dem Lande, in den Speichern oder auf dem Weg zur Verschiffung 65 .
Dritter Teil.
Die Unbeständigkeit der Maiswirtschaft.
Der Maisanbau im südafrikanischen Maisgebiet wird durch verschiedene wichtige Witterungserscheinungen
gestört. Die Hauptursache für die Schwankungen des Ernteertrages ist die Unbeständigkeit des Klimas, die sich
im Maisdreieck besonders in den wechselnden jährlichen Regenfällen bemerkbar macht und eine Unbeständigkeit
der Maiswirtschaft und damit Hemmungen eines weiteren wirtschaftlichen Aufstieges der ganzen Union zur
Folge hat.
1. Die Auswirkungen der Ertragsschwankungen.
Die Farmer werden, beängstigt durch die Unsicherheit eines Ernteerfolges, zurückhaltend. Sie haben keine
Lust zu großen Unternehmungen und sind äußerst vorsichtig in der Hergabe von Geld für den Einkauf guter
Arbeitsgeräte, guter Saat, für die Beschaffung künstlichen Düngers und für Arbeitskräfte. Als Beispiel können
die Erntejahre 1924/25 und 1925/26 angeführt werden. Das Erntejahr 1924/25 war ein geradezu ideales Jahr
für den Maisanbau. Sogar die kleinsten Farmer erzielten die erstaunlichsten Ernten. Ertragsrekorde wurden
verzeichnet, die nicht mehr überboten werden dürften. Die ergiebige Ernte hatte zur Folge, daß sich die Farmer
mit größtem Eifer auf das neue Erntejahr 1925/26 auch hinsichtlich der Neuanschaffungen vorbereiteten. Der
Boden sollte von Anfang an in einem größeren Maßstabe ausgenutzt werden, als es im Vorjahr geschehen war.
Die Unzuverlässigkeit des Wetters aber machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Das neue Erntejahr war
ein fast vollkommener Mißerfolg (siehe S. 24—30).
Die wiederholten Erntemißerfolge entmutigen die Farmer, insbesondere die jüngeren, sich in den sozial
und wirtschaftlich ungünstigen Gebieten anzusiedeln. Sie neigen deshalb dazu, in die Städte zu ziehen. Teil
weise gelingt es ihnen, dort in Arbeit zu kommen. Zum anderen Teil erhöhen sie die Zahl der Arbeitslosen in
den Städten. 66
66 Jones, Clarence F.: “Agricultural Regions of South America”, Economic Geography, Vol. IV, No. 1, Jan. 1928, S. 15.