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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 58. Bd. Nr. 10.
III. Einige weitere bemerkenswerte Registrierungen.
In den beiden vorhergehenden Abschnitten kam es in der Hauptsache darauf an, die Verschiedenartig
keit der Teilregistrierungen in ihrer Bedeutung für das Erkennen des wirklichen Verlaufs einer Blitj-
entladung sowie die grundlegenden Vorgänge der Auf- und Entladung klarzulegen.
Es ist daher auch nicht ohne Grund gerade die Registrierung B. 3 für die Klärung der Grundvorgänge
benutjt worden; denn sie zeigt diese in einer einfachen und eindeutigen Weise, wie kaum eine der übrigen
Registrierungen, die daher auch oft schwer zu verstehen sind, wenn man nicht vorher an einem einfachen
Beispiel den Blick für das Erkennen, der oft schnell und in unregelmäßiger Folge verlaufenden, gegenein
ander arbeitenden Erscheinungen, geschult hat.
Bevor jetjt auf einzelne Registrierungen näher eingegangen wird, sei noch festgestellt, daß aus Gründen
der Platjersparnis von den jeweils 3 bzw. 2 Teilregistrierungen in der Hauptsache nur die den Verlauf
der Feldänderung richtig wiedergebende Teilregistrierung (a) veröffentlicht wird, insbesondere, weil es
sich bei diesen meines Wissens um die ersten derartigen Messungen mit Röhrenverstärker handelt. (Bisher
hat man sich mit frequenzabhängigen Registrierungen begnügt, sowohl aus der Annahme heraus, daß es sich
bei einem Bli§ nur um sehr schnelle Vorgänge handelt, als auch deswegen, um den schon festgestellten
technischen Schwierigkeiten, die diese Regislrierart mit sich bringt, aus dem Wege zu gehen.) Lediglich in
den Fällen, wo unbedingt auf eine der übrigen Teilregistrierungen eingegangen werden muß, wird diese
mit wiedergegeben.
Im Gegensatz zu H. Heinze [9] ist die Feldrichtung in den Registrierungen wie allgemein üblich, oben +
und unten —, gewählt worden.
Es seien zuerst noch vier Beispiele [B. 8; 19; 25; 40] in Abb. 8 von den Teilregistrierungen des trägeren
Registrierinstruments wiedergegeben, deren grundlegende Besprechung sowie Schlußfolgerung in bezug auf
die Messungen von C. T. R. Wilson bereits im Abschnitt I gegeben worden ist. Bei allen vier Registrierungen
zeigt sich die Wirkung der Trägheit des Registrierinstruments (G 3 , Abb. 1) durch Unterdrückung der
schnellen Schwankungen sehr deutlich, indem nur der sogenannte Aufladungsvorgang zur Geltung kommt,
insbesondere bei B. 8 und 25, bei denen in Wirklichkeit sehr viele Einzelentladungen vorhanden sind, wie
dies die darunter befindliche Registrierung a der Feldänderungen in weit geringerer Trägheit anzeigt.
Da der überragende Einfluß des Aufladungsvorganges aber in der Registrierung a neben den schnellen
Feldschwankungen ebenso zum Vorschein kommt und man aus ihrer Form ohne weiteres diejenige der
trägeren Teilregistrierung (c) ablesen kann, hat es sich, abgesehen von der Eindeutigkeit des Ergebnisses
der 1. Meßreihe in dieser Hinsicht bei der 2. Meßreihe erübrigt, noch Registrierungen des trägeren Instru
ments aufzunehmen. Dieses beweisen die drei nächsten Registrierungen B. 6; 15; 33, und selbst B. 43 läßt
trotj der Mannigfaltigkeit der Entladungsvorgänge den überlagerten Aufladungsvorgang erkennen.
Eine bemerkenswerte Erscheinung, die sich bei einer Reihe von Registrierungen zeigt, ist ein nur
langsames Ansteigen der Registrierkurve nach der ersten oder zweiten Einzelentladung, wie dies sehr schön
die Registrierung B. 7 (Abb. 8, Anhang-Tafel) erkennen läßt, bei der nur langsam die zur Bli^entladung
hinreichende Stärke des Feldes wieder erreicht wird. Wir haben es hier sehr wahrscheinlich mit einem die
erneute Aufladung kompensierenden Nachfließen von Elektrizität in der bereits fertiggestellten Blitjbahn
zu tun, wie dieses auf photographischen Aufnahmen mit langsam rotierendem Apparat häufig gefunden
wird (B. Walter [5]). Mit Abnahme des Nachfließens, wahrscheinlich bedingt durch Verringerung der
Ionisation des Blitjkanals, kann dann der Potentialgradient wieder ansteigen und sich eine neue Teilentladung
ausbilden. H. Heinze [9] konnte in gewissen Fällen diese Zusammenhänge an Hand seiner frequenzabhängigen
Registrierungen und gleichzeitiger photographischer Aufnahme des Blitjes mit rotierendem Apparat eindeutig
nachweisen. Die Registrierungen B. 10; 20; 44 sowie die schon oben erwähnte B. 6 lassen diese Erscheinung,
auf die dann meist noch mehrere starke Einzelentladungen folgen, wie dies B. 6 und B. 20 zeigen, deutlich
erkennen.
Man kann diese Erscheinung auch als eine gewisse Erschöpfung der elektrischen Energiequellen werten;
denn sie zeigt sich gerade in erhöhtem Maße bei Nachlassen der Gewittertätigkeit, wie z. B. bei den Re
gistrierungen B. 41; 42, wo es gar nicht wieder zu weiteren Einzelentladungen zu kommen scheint. Über
haupt zeigen sich gegen Ende des Gewitters merkwürdige Erschöpfungserscheinungen, sowohl was die