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Full text: 58, 1938

10 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 58. Bd. Nr. 10. 
Aufladung der Wolke dar. Die mit 1, 2, 3 und 4 bezeichneten Ausschläge in entgegengesetzter Richtung, 
gehören zu einzelnen „Teilentladungen“ des Blitjes. 
Da das Wort „Teilentladung“ von B. Walter als Bezeichnung für die aufeinander folgenden leuchtenden 
Entladungen eines Blitjes geprägt worden ist, wie solche auf photographischen Aufnahmen mit rotierendem 
Apparat in Erscheinung treten, wird in folgendem von „Einzelentladungen“ gesprochen, wenn dahingestellt 
bleiben soll, ob es sich dabei um leuchtende Entladungen handelt oder nicht, weil derartige Schlüsse aus den 
Feldmessungen nicht gezogen werden können. 
Von den Teilregistrierungen a, b, c entspricht b etwa derjenigen, welche C. T. R. Wilson und seine 
Nachfolger mit dem Kapillarelektromemter gewonnen haben, c genau den von H. Heinze registrierten Feld 
schwankungen. Diese beiden Teilregistrierungen lassen sich untereinander nicht in Beziehung setjen, weil 
die eine (b) nur den mittleren Effekt der gesamten Feldstörung darstellt, die andere (c) dagegen nur die 
schnellen Schwankungen wiedergibt. Aus diesem Grunde wird hier eine dritte Registrierung (a) auf 
geschrieben, welche in der oben besprochenen Weise mit einer Gleichstromverstärker-Schaltung (in G 2 Abb. 1) 
gewonnen wurde. Diese Registrierung a (Abb. 4) gibt den Verlauf der Feldänderungen richtig wieder, und 
zwar mit dem gleichen zeitlichen Auflösungsvermögen wie die Heinzeschen Messungen (c). Wenn man also 
am gleichen Blitj die 3 Teilregistrierungen a, b und c miteinander vergleicht, so gewinnt man dadurch die 
Beziehung zwischen den früheren Messungen Wilsons und den neuen Ergebnissen Heinzes. 
Die Teilregistrierung b (Abb. 4) stellt also eine solche Registrierung dar, wie sie auch mit der Wilson- 
schen Apparatur hätte gewonnen werden können. Von den „Teilentladungen“ des Blitjes 1-^-4 ist nichts 
zu erkennen, sie liegen unter dem Auflösungsvermögen des Instrumentes. Dagegen tritt ein, auch in a 
registrierter, im Vorzeichen den Einzelentladungen entgegengesetzter Ausschlag deutlich hervor. Verringern 
wir jetzt die Zeitskala der Teilregistrierung b bis auf die von Wilson benutzte Größe, so erscheint die ganze 
Registrierung b, wie es in Abb. 5 dargestellt ist. Diese für Wilsons Apparatur plötzliche Schwankung des 
Feldes, haben dann Wilson und seine Schüler als durch den Bli§ hervorgerufen angesehen und aus deren 
Vorzeichen auf die Ladung der wirksamen Gewitterwolke Rückschlüsse gezogen. Demgegenüber hat aber 
Heinze Registrierungen derjenigen Art gewonnen, welche in Abb. 5 c dargestellt ist, und er konnte durch 
gleichzeitige photographische Bl itjauf nahmen auf rotierender Platte zeigen, daß die leuchtenden „Teil 
entladungen“ des Blitzes jeweils synchron waren mit den steil abwärts gerichteten Ausschlägen der Re 
gistrierung c (in Abb. 4 mit 1, 2, 3, 4 bezeichnet). So kamen Wilson und seine Schüler zu der Meinung, der 
Büß befördere vorwiegend negative Elektrizität von der Wolke zur Erde, Heinze dagegen bewies das um 
gekehrte Vorzeichen des im Blitz vorhandenen Elektrizitätsüberganges. Unsere Registrierung a zeigt nun 
den Zusammenhang zwischen den Ergebnissen Wilsons und Heinzes. Die mit dem Bli§ verbundene mittlere 
Feldschwankung (wie Abb. 4 b) hat das Vorzeichen Wilsons, stellt aber einen Vorgang dar, den man nur als 
Aufladungsvorgang deuten kann; die Wolke oder ein Teil der Wolke läd sich positiv auf. (Allerdings ist 
diese Interpretation der Registrierung nicht zwingend. Die Potentialänderungen in der Registrierung könnten 
auch auf Kapazitätsänderungen zurückgeführt werden, wie weiter unten näher ausgeführt wird.) Die Blitz 
entladung selbst besteht aus mehreren, in den Aufladungsvorgang eingeschalteten Einzelentladungen der 
positiven Wolkenelektrizität (1, 2, 3, 4 in Abb. 4). Erst durch diese, sowie durch anschließendes „Nach- 
fließen“, wird das Ladungsgleichgewicht der Gewitterwolke wiederhergestellt. 
II. Auf- und Entladungserschcinungen ohne eigentliche Blitzentladung. 
Wir kehren jetzt zur Teilregistrierung a, Abb. 4 zurück, und setjen als von H. Heinze bewiesen voraus, 
daß die darin mit 1-^4 bezeichneten Ausschläge zu „Teilentladungen“ eines Blitjes gehören. 
Da der Ausschlag 0 ein entgegengesetztes Vorzeichen hat, müssen wir ihn als eine Aufladung in bezug 
auf die Einzelentladungen betrachten und somit die ganze, den Einzelentladungen überlagert erscheinende 
langsame Feldschwankung als einen Aufladungsvorgang ansehen. Wie aus den Registrierungen hervorgeht, 
setzt dieser Vorgang meist ziemlich plötjlich ein und ist als eine sehr schnelle Zunahme der Potentialdifferenz 
zwischen dem wirksamen Teil der Gewitterwolke und dem Erdboden anzusehen. Diese Zunahme kann natür 
lieh nur solange andauern, bis die Potentialdifferenz so groß geworden ist, daß die erste Vorentladung des 
Blitjes einsetzt. Zeitlich wird dies meist schon nach etwa 0.1 0.01 sec. erreicht, und zwar in dem in 
Abb. 4 a mit H. bezeichneten Hemmungspunkt der Aufladung, der also mit dem Einsatzpunkt der ersten
	        
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