Skip to main content

Full text: 58, 1938

Dr. Heinz Wichmann: über die Bedeutung des Blitjes im elektrischen Medianismus des Gewitters. 
5 
A. Einleitung. 
Die ersten umfangreicheren Untersuchungen über die Vorgänge innerhalb der Gewitterwolke auf 
Grund von Messungen des Potentialgradienten am Erdboden stammen von C. T. R. Wilson. Das von ihm 
selbst erdachte Verfahren („Wilsonplatte“ und Kapillar-Elektrometer) gestattete eine kontinuierliche Re 
gistrierung des Verlaufs der Änderungen des Potentialgradienten während eines Gewitters. Über seine auf 
photographischem Wege registrierten Messungen berichtet Wilson in seinen Arbeiten (1916 und 1920) [1], 
[2] *) u. a. wie folgt: 
„Der Potentialgradient kann in jedem Augenblick als ein Ergebnis des Zusammenwirkens verschiedener 
elektrischer Felder angesehen werden, sowohl derjenigen, welche zu Ladungen in verschiedenen Wolken, als 
auch zu verschiedenen Aktivitätszentren der gleichen Wolke gehören. Die Entladung durch einen Blitzschlag 
ergibt dann eine plötzliche Zerstörung des bestehenden Feldes. Dieses ergibt in der Registrierung einen plötj- 
lichen Ausschlag, der gemäß der Wiederherstellung des Gleichgewichts des Feldes in die normale Registrier 
kurve bzw. -richtung zurückgebt.“ In bezug auf das Vorzeichen der im Potentialgradienten durch Blitj- 
entladungen hervorgerufenen plötzlichen Änderungen, fand Wilson ein Uberwiegen „positiver Blitze“ im Ver 
hältnis 1.5 : 1. Unter einem „positiven Blitz“ versteht er eine Schwankung des Potentialgradienten (P. Gr.) 
im positiven Sinne, verursacht durch einen Transport negativer Elektrizität zur Erde. 
Weitere Untersuchungen von B. F. J. Schonland und J. Craib (1927) [3], sowie von E. C. Halliday 
(1932) [4] erbrachten ähnliche Ergebnisse. 
Die durch Augenbeobachtung und besonders durch Photographien festgestellte Verzweigung des Blitzes 
gaben B. Walter (1903) [5] und G. C. Simpson (1926 [6] Veranlassung, diese für die Bestimmung des Vor 
zeichens der Entladung heranzuziehen. Beide stellten fest, daß die Verzweigung einer Funkenenlladung im 
Laboratorium untersucht immer vom positiven Ladungspol wegwies, und schlossen daraus, daß die positive 
Elektrizität gegenüber der negativen, eben auf Grund der Möglichkeit sich zu verzweigen, schon bei ge 
ringeren P. Gr. einen leitenden Blitzkanal bilden kann. Von den Simpson zur Verfügung stehenden Blitz 
photographien waren 245 bezüglich der Verzweigung auswertbar. Von diesen zeigten 242 Verzweigung 
abwärts in Richtung Erde, wodurch die Wolke gemäß den Versuchen in diesen Fällen als positiv geladen 
gekennzeichnet war. Nur 3 zeigten Verzweigung nach oben, somit auf eine negative Wolkenladung hin 
deutend. Durch diese Vorstellungen kommen Walter und Simpson in einen Gegensatz zu den oben genannten 
Ansichten Wilsons. 
Diesem entgegen stehen Versuche von B. F. J. Schonland und T. E. Allibone (1931) [7] mit Stoß 
spannungen von 10® Volt, die sowohl eine Verzweigung der Funkenentladung vom positiven, als auch vom 
negativen Pol her ergaben, wenngleich sie im erstereri Fall stärker war. Desgleichen wurde eine Abhängig 
keit der Stärke der Verzweigung von der Form der verwendeten Elektroden beobachtet. 
Über eine umfangreiche Untersuchung dieses Falles berichtet J. C. Jensen (1933) [8] in einer Arbeit, 
in der er die Verzweigung des Blitzes auf Grund von photographischen Aufnahmen mit gleichzeitigen 
Messungen des P. Gr. am Erdboden vergleicht und die Ergebnisse zur Feststellung der Polarität der Gewitter 
wolken benutzt. Er fand hierbei, daß von 90 Entladungen zwischen Wolke und Erde, die eine abwärts 
gerichtete Verzweigung aufwiesen, 77 — also 85 % — mit positiven Feldschwankungen verbunden waren, 
daß es sich also nach der allgemeinen Ansicht um Entladungen einer negativ geladenen Wolke handeln 
mußte. Für Entladungen, die nach seiner Ansicht negative Feldschwankungen hervorgerufen hatten also 
dieser Ansicht entsprechend positive Ladung führten —, hat Jensen eine stärkere und reichere Verzweigung 
auf den Aufnahmen festgestellt, was also den Versuchen von Schonland und Allibone entspricht. 
*) Die Zahlen beziehen sich auf das Schrifttum am Schluß der Arbeit.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.