44
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte usw. — 58. Band, Nr. 5
Veränderung ihrer Form fast den ganzen Nachmittag über an der gleichen Stelle, während gleichzeitig die Haufen
wolken das Bergmassiv bis fast zum Gipfel umhüllten. Es ist das ein Beweis dafür, daß die Lenticulariswolke unter
dem Einfluß des Reliefs des Berges im Lee des Gipfelaufbaues sich bildet und hier ungehindert in Form und Lage
sich lange erhalten kann, trotzdem um das Bergmassiv herum die thermische Strömung hochbrandet, wie die sich
türmenden Haufenwolken anzeigen.
4. Sonder wolkenbilduiig am Pico-Gipfel.
Eine ganz spezielle, nicht selten auftretende Wolkenformation ist eine dem Pico-Gipfel aufgestülpte Wolken
haube, über der oft ein elliptischer Wolkenballen unbeweglich schwebt, wie im Bild 43 (Anh. Tafel 3) mit
Genehmigung des Herstellers wiedergegeben ist. Wie ein durchsichtiger Schleier mit weichen Rundungen schmiegt
sich die Wolkenhaube ganz der Gipfelpyramide an. Der Wolkenballen über der Haube hat in bezug auf seine Ent
stehung Ähnlichkeit mit der Kappenbildung über hochreichenden Cumulustürmen. Beide sind durch das Hoch
strömen feuchter Luft am Hindernis gebildet, in letzterem Falle bilden die Cumulus-Berge selbst das Hindernis, das
in eine laminare ruhige Strömung hineinragt. Das Wolkengebilde der Picohaube wird auch auf dem Pic von
Teneriffa (3710 m) beobachtet und ist wohl eine besondere Eigentümlichkeit isolierter, hoher Bergkegel in den Sub
tropen. Die Wolkenhaube entsteht durch rasche Abkühlung warmer Aufgleitluft bei Berührung mit dem schnee
bedeckten Gipfel. Daher kommt es, daß für die Bewohner der Insel diese Wolkenhaube im Winter das Anzeichen
für bald einsetzenden Regen ist. Eine anschauliche Schilderung dieser Wolkenformation und der Vergleich mit
der Kappenbildung bei Cumulusbergen findet sich auch bei A. Baldit (25).