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Full text: 58, 1938

Alfred Lohr: Beiträge zur Flugmeteorologie der Azoren 
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Ein weiteres Beispiel, Die örtlichen Bedingungen, die das Stromfeld der Luft im Faialkanal beeinflussen, 
sind ähnlicher Natur wie die bei der Gibraltarstraße, die von Seilkopf (18) erläutert worden sind. Der 2—3 sm 
breite Faial-Kanal wird im Westen von den Steilufern der Insel Faial und ira Osten von denen der Insel Pico be 
grenzt. Dadurch ist die erste Beschleunigungsstufe bei nördlicher oder südlicher Strömung gegeben. Über den 
Steilufern der beiden Inseln bauen sich landeinwärts die beiden Bergmassive auf und zwar auf Faial der 1020 m 
hohe Caldeira und auf Pico der 2320 m hohe gleichnamige erloschene Vulkankegel. Die beiden Gipfel liegen in 
der Luftlinie nur 20 sm voneinander entfernt. Ein Teil der Stromlinien wird die Hänge der beiden Bergmassive 
überströmen, der sie umströmende Teil wird zusammengedrängt, wodurch auch in den oberen Schichten infolge der 
Querschnittverengung eine entsprechende Beschleunigung der Strömung sich ergibt. Am jeweiligen Kanalausgang 
schießt die beschleunigte Strömung, bevor die Stromlinien sich fächerartig erweitern, noch eine Strecke geradlinig 
weiter. Von beiden Seiten wird Luft herangeholt, außerdem wird zum Ersatz auch Luft von oben her angesaugt, 
wodurch es zur Wolkenauflösung kommt. Beispielsweise wird bei NE-Strömung die über dem Kanal vorhandene 
Wolkendecke ganz scharf mit der Südküste der beiden Inseln abgeschnitten, wie es von Horta aus so oft zu beob 
achten ist. Weiter draußen auf See setzt dann wieder die Bewölkung ein. Bei niederer Sc-Bewölkung im Kanal 
kann man zuweilen beobachten, daß von dem durch die Düsenwirkung beschleunigten Luftstrom ein Teil der Wolken 
decke über dem Kanalausgang sich bogenförmig noch etwas in die Aufklarungszone hinein fortsetzt. 
3. Wolkenformationen am Pico-Massiv. 
Ein ganz besonders interessantes Kapitel ist die thermisch und dynamisch bedingte Wolkenbildung am Pico- 
Massiv und in der Umgebung des Gipfelaufbaues, der die Höhe der anderen Azorenberge um das Doppelte über 
ragt und der als einziges Hindernis im weitesten Umkreise in das über dem Ozean ungestörte Stromfeld der Höhe 
hineinreicht. 
Je nach Verteilung von Temperatur und Feuchtigkeit in der Höhe wiederholen sich dauernd folgende Be 
wölkungsformen um und über dem Pico: 
1. Quellwolkenmassen setzen im untersten Drittel des Bergmassivs ein und türmen sich, den ganzen Berg 
umhüllend, bis über den Gipfel hoch. Die Wolkenbasis hebt sich im Laufe des Tages, ohne daß aber der 
Gipfel wolkenfrei wird. 
2. Die Quellwand hat ihre Basis in der oberen Hälfte, reicht bis über den Gipfel und setzt sich im Lee noch 
weiter fort. 
3. Die Wolkenbank steht wie eine Walze etwas über dem Gipfel. 
4. Eine Sc-Walze umgibt wie ein Kragen den Berg etwas unterhalb des Gipfels, während der Gipfel selbst 
den ganzen Tag über frei bleibt. Die Wolkenbank setzt sich häufig in diesem Falle in einem langen Cu- 
Zopf fort, der immer lockerer wird und zuletzt in einzelnen Ballen endet. 
Als charakteristische Hinderniswolke erscheint oft eine Wolkenfahne in Lenticularisform, die bisweilen 
direkt am Gipfel ansetzt, bisweilen auch unbeweglich in einiger Entfernung vom Gipfel im Lee steht. Diese 
Hindernis wölken haben das Aussehen eines horizontal liegenden Tropfens. Eine Reihe interessanter Aufnahmen 
derartiger Hinderniswolken sind von dem Gründer des meteorologischen Dienstes auf den Azoren, Colonel 
Chavez, und dessen Nachfolger im Amte, Colonel Agostinho, gemacht worden. Mit dankenswerter Ge 
nehmigung von Herrn Colonel Agostinho sind in den Bildern 40 und 41 (Anh. Tafel 2 und 3) zwei typische 
Fälle wiedergegeben. 
Fig. 42 
Ein anderes Beispiel einer derartigen vom Gipfel leewärts sich erstreckenden Wolkenfahne in Lenticularis 
form konnte der Verfasser im Februar 1936 von Horta aus beobachten (Skizze 42). Diese Wolke hielt sich ohne
	        
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