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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte usw. — 58. Band, Nr. 5
gungsvorgänge in den Wolkenmassen war zu erkennen, daß die um die Südflanke herumkommende Strömung am
Rande des wolkenfreien Raumes aufgestaut wurde. Die von Süden herandrängenden Quellwolken wurden hier
hochgestaut und oben abgebogen, um dann im absteigenden Ast des Wirbels sich aufzulösen, wie es in der
Skizze (Fig. 38) angedeutet ist.
Fig. 38
i-Strömung
2. Wolkenformationen im Stromfeld über den Inseln.
Bei Besprechung der Bewölkungsverhältnisse wurde schon kurz hervorgehoben, wie sowohl durch Stauwolken
bildung als auch durch Wolkenauflösung die durch die Inseln hervorgerufenen Veränderungen im Stromfeld der
Luft sichtbar gemacht werden. Es wurde außerdem schon darauf hingewiesen, daß sehr häufig der Küstenverlauf
der Inseln in den Auflösungsformen am Rande der Wolkendecke im Lee der Insel sich widerspiegelt. Ein Beispiel
dafür gibt Bild 39 (Anh. Tafel 2), das vom Verf. vor der Westküste der Insel Terceira bei einer Ostwind-Wetter
lage aufgenommen wurde.
Neben der Beeinflussung des Stromfeldes der Luft um die Inseln herum und über den Inseln zeigen sich auf
den Inseln selbst die verschiedenartigsten Auswirkungen auf dasselbe durch auftretende Fallböen von den Steil
küsten herab, durch das Ausschießen von Strombündeln hoher Geschwindigkeit aus Tälern und Schluchten, das am
Inselrande an den einfallenden Windseen sich zeigt und durch das An- und Überströmen von Hindernissen, be
sonders wenn diese als vorspringende Huks weit auf See in das dort ungestörte Stromfeld hinausreichen. Verf.
konnte während eines Aufenthaltes auf den Azoren auf der Nordseite der Insel San Miguel auf dem Kamme eines
solchen weit in das Meer hinausreichenden Höhenrückens infolge Pressung der Stromlinien beim Überströmen des
Hindernisses Windgeschwindigkeiten in Böen bis 26 m/sec messen, während landeinwärts an geschützten Stellen in
Böen nur 15—18 m/sec erreicht wurden. Bei auflandigen Winden wurde wiederholt an der Nordküste einer Insel
nur die halbe Windstärke derjenigen gemessen, die an dem auf der Südseite der Insel gelegenen Observatorium
gleichzeitig aufgezeichnet wurde.
Einige Beispiele von den Azoren für Fallböen, Leewirbelwirkungen und das Ausschießen von Strombündeln
hoher Geschwindigkeit aus Schluchten usw. wurden vom Verf. (13) bereits bei einer Schilderung eines Azorensturmes
angegeben.
Die beiden langgestreckten Inseln San Jorge und Pico verlaufen parallel nebeneinander von NW nach SE.
Dazwischen liegt (vgl. Lageplan Skizze 1, auf S. 5) ein 10 sm breiter Meeresarm. Die bei Wnden aus nördlichen
Richtungen durch die Insel San Jorge zwangsweise erzeugte atmosphärische Welle wird in ihrem Wellenkamm durch
einen langgestreckten Wolkenwulst kenntlich gemacht. Dabei liegt dem die Insel San Jorge in ihrer ganzen Länge
durchziehenden Gebirgskamm, dessen höchste Erhebung 1066 m beträgt, eine Stratocumulus-Walze auf. Sie ist an
den Flanken der Insel scharf begrenzt. Die nächste lange parallel zur ersteren angeordnete Wolkenwalze befindet
sich dann über der Mitte des Seeraumes und die übernächste folgt im Luv der Insel Pico. Daraus ergibt sich eine
Wellenlänge der erzwungenen Schwingung von 5 sm.
Im Luv der einzelnen Inseln befindet sich sehr häufig in einiger Entfernung, dort wo der Vorstau einsetzt,
eine Bank von Quellwolken. Nach einem Aufklarungsstreifen setzt dann über der Insel selbst die Wolkendecke ein,
wobei an den luvseitigen Hängen oft die Brandungswolken beobachtet werden. Die Wolkendecke ist im Lee der
Insel wieder scharf abgegrenzt. Bei dieser leeseitigen Wolkenauflösung spiegeln sich, wie bereits erwähnt, fast
immer markante Formen des Inselgeländes, z. B. Buchten und weit vorspringende Huks am Auflösungsrande wider.
Bei Schilderung des Geländeregens wurde bereits auf diese Vorgänge beim Überströmen der Insel hingewiesen und
der Strömungsvorgang an Skizze 30 (S. 29) erläutert.