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Full text: 58, 1938

Alfred Lohr: Beiträge zur Flugmeteorologie der Azoren 
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4. Bewölkung. 
Wenn man die Zahlentafel 19 rein klimatologisch betrachtet, so könnte man meinen, es handle sich um eine 
Inselstation im hohen Norden mit einer spärlichen Anzahl heiterer Tage und einer großen Anzahl wolkiger Tage 
und nicht um Beobachtungen aus dem subtropischen Bereiche. 
Zahlentafel 19. 
Mittlere Anzahl der Tage im Jahre mit Bewölkung (in Zehnteln). 
Bew.-Art 
Heiter 
0—2 
Wolkig 
3—7 
Bedeckt 
8-10 
Zeitraum 
Ort 
1 
Ponta Delgada . . . 
5 
281 
79 
1901—1932 
Angra . 
0,7 
217 
148 
1907—1932 
Horta . 
11 
230 
124 
1906—1932 
Flores . 
6 
166 
193 
1921—1932 
Man darf dabei aber nicht vergessen, daß es sich auf den Azoren bei dem größten Teile der wolkigen Tage 
nur um eine lockere Cu- oder Fr-cu-Bewölkung handelt. Diese entsteht sowohl thermisch, und zwar begünstigt durch 
das Nebeneinander von Bergkegeln und kahlen überhitzten Hochflächen, den sogenannten Achadas, als auch dyna 
misch durch die Stauwirkung der Inseln. Bei subtropischer und tropischer Luftzufuhr bilden sich im Luv der Inseln 
Stratus-Bänke, die sich mit dem Cumulus über Land vermengen und die Bergketten der Inseln einhüllen. Von 
weitem sind dann die Inseln schon durch große Wolkenanhäufungen im Vergleich zur wolkenlosen Umgebung 
kenntlich gemacht. Manchmal bildet der Stratus auch eine Art Barriere um die Luvseite der Inseln, während das 
Innere wolkenfrei bleibt. Viel trägt zu der hohen Bewölkungsziffer auch der Umstand bei, daß jede Insel ihr 
eigenes zentrales Bergmassiv auf weist, das Anlaß zu Hindernisbewölkung gibt, von der sich dann Fetzen ablösen 
und über die Insel hinziehen. Eine geschlossene Stratus-Schicht über den Bergen selbst tritt nur an etwa 87 Tagen 
des Jahres auf. Im Lee findet in einiger Entfernung der Insel infolge der dort vorhandenen absteigenden Strömung 
Wolkenauflösung statt, die meistens so scharf ausgeprägt ist, daß die größeren Buchten und ebenso die weiter vor 
springenden Teile der Inseln sich in den Auflösungsformen der Wolken widerspiegeln. 
a) Anzahl der Wolkentage. 
Erfahrungsgemäß werden bei den geschätzten Größen, z. B. auch dem Bewölkungsgrad, immer die 
persönlichen Fehler des Beobachters eine große Rolle spielen. Das gilt vor allem für die Abgrenzung des Begriffes 
heiter oder wolkig (Grenze zwischen 2/10 und 3/10) bzw. wolkig oder bedeckt (Grenze 7/10 und 8/10), so daß 
den Schwankungen der mittleren Anzahl der Bewölkungstage an den einzelnen Stationen keine zu große Bedeutung 
beigelegt werden darf. Immerhin fällt in obiger Zahlentafel 19 die größere Anzahl der heiteren Tage in Horta und 
die der bedeckten Tage in Flores im Gegensatz zu den anderen Stationen auf. 
Zahlentafel 20. 
Mittlere Anzahl der heiteren Tage in Horta und der bedeckten Tage in Flores je Monat. 
Ort 
Monat 
I 
II 
III 
IV 
V 
VI 
VII 
Vili 
IX 
X 
XI 
XII 
Zeitraum 
1 
Horta 
0.4 
0 6 
0.0 
0.5 
0.6 
0.8 
1.8 
2.6 
1.7 
1.1 
0.3 
0.5 
1907-32 
Flores 
19.3 
19.2 
20.5 
18.1 
18.0 
17.5 
11.1 
9.5 
11.2 
14.7 
15.6 
18.4 
1921—32 
Der Hauptanteil der bedeckten Tage fällt in Flores auf die Wintermonate Januar, Februar, März, also auf 
die Zeit der Westwind-Wetterlage. Da die Insel Flores sehr steil aus dem Meere hochragt, wird die Ausbildung der 
Leewirbel und die damit verbundene Wolkenbank, wie es in der Skizze Fig. 30 (Seite 29) angedeutet ist, bei den 
starken winterlichen W- bis NW-Winden scharf hervortreten, so daß die Aufklarungszone im Lee nur sehr schmal 
ist. In Verbindung mit den Hinderniswolken über dem gebirgigen Inneren der Insel bei Schlechtwetterlagen wird 
die durch die Leewirbelbildungen erzeugte Bewölkung häufig den Eindruck eines bedeckten Himmels hervorrufen. 
Der größere Anteil von heiteren Tagen in Horta z. B. im Vergleich zu Angra ist wohl auf die Leewirkung der 
im Nordosten vorgelagerten Insel San Jorge und des im Osten gegenüberliegenden mächtigen Massivs des Pico 
zurückzuführen. Nach obiger Zahlentafel 20 entfällt der größte Anteil an heiteren Tagen auf die Zeit der größten 
Intensität des Azorenmaximums (Juli, August, September) also auf die Zeit mit vorherrschenden NE- und E-Winden. 
Trotz der erhöhten Einstrahlung in diesen Sommermonaten wird die örtliche thermische Wolkenbildung zeitweise 
verhindert durch die Leewirkung der benachbarten Inseln.
	        
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