Alfred Lohr: Beiträge zur Flugmeteorologie der Azoren
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I. Einleitung'.
Die Azorengruppe, so benannt nach den vielen Habichten (a§or), die die Entdecker vorfanden, besteht aus
9 Inseln, die auf das Gebiet von 25°—32° w. L. und 37°—40° n. B. verteilt sind (vgl. Kartenskizze Fig. 1). Sie
werden eingeteilt in die Westgruppe mit den Inseln Corvo und Flores, letztere mit der Beobachtungsstation St. Cruz,
die im Wetternachrichtendienst als Flores bezeichnet wird. Die Mittelgruppe umfaßt die Inseln Faial mit dem Haupt
ort Horta, Pico mit der höchsten Erhebung der Azoren, dem gleichnamigen Pico, San Jorge, Graciosa und Terceira,
mit der Hauptstadt Angra (do Heroismo). Zur Ostgruppe gehören die Inseln San Miguel, die größte der Inseln mit
der Hauptstadt Ponta Delgada, ferner Santa Maria mit den Formigas-Klippen.
Fig. 1
Diese mitten im Nordatlantischen Ozean hochragende Inselgruppe ist in ihrem geologischen Aufbau wie
ein aufgeschlagenes Buch, in dem man Seite für Seite die Entstehung dieser vulkanischen Inselwelt und die
gewaltigen Umgestaltungen bis zu ihrer jetzigen Form nachlesen kann.
Als mächtige Vulkankegel sind die einzelnen Inseln einem 2000 m, vielfach nur 1500 m tiefen, gemein
samen unterseeischen Plateau aufgesetzt. Steil ragen sie über die Meeresoberfläche hinaus und türmen sich in dem
bis auf 75 sm sichtbaren mächtigen Massiv des Pico bis zu 2320 m hoch. Steilwandige, große Kraterseen wechseln
ab mit vulkanischen Hochflächen, lange Ketten von gut erhaltenen großen und kleinen Vulkankegeln durchziehen
die Inseln und werden an den Inselrändern begrenzt von solchen, die teilweise oder ganz auseinandergeborsten
sind, wobei oft die eine Hälfte ins Meer versunken ist. An den übriggebliebenen Steilwänden, die jäh ins Meer ab-
stürzen, zeigen häufig verschiedenfarbige Bänder die Lage der einzelnen vulkanischen Schichten. Blühende Garten
landschaften mit subtropischer Vegetation wechseln ab mit kahlen verwitterten Lavafeldern.
Ebenso vielgestaltig wie die Oberfläche der Inseln ist aber auch die Un
ruhe des Tiefenlinien-Verlaufes des umgebenden Meeresbodens, der stellen
weise bis über 3500 m sich senkt. Nach Schott (1) handelt es sich nicht bloß um eine wirre Unruhe
der Erdkruste mit tiefen Kratern, sondern um einen geradezu gesetzmäßigen Wechsel der Höhen und Tiefen, und
Schott sagt: hierin steht die Azoren-Gegend wohl einzig da.