Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens
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Abb. 62. Die Streckenlängen im Eise des Finnischen Meerbusens in drei einzelnen Wintern von Leningrad nach
Westen (aus Lit. Nr. 106, S. 33). Die Signaturen für die einzelnen Winter dürften zu vertauschen sein (1924/25
war der mildeste Winter, nicht 1923/24!).
Aus der gleichen Veröffentlichung seien drei Kartenskizzen (Abb. 63, S. 110) benutzt, die die mittlere Eis
verbreitung im Finnenbusen in einem milden, einem mittters in dem hier besprochenen Eisgebiet I. Die Schraffur
leren und einem strengen Winter zeigen. Es ergibt sicheindeutig daraus die Gleichartigkeit des Vereisungscharak
im Osten bedeutet lediglich dichtes Festeis, das ein ziemlich dehnbarer Begriff ist.
Der Ladoga See.
Der Ladoga See zeigt als reines Süßwasserbecken natürlich extremere Eisverhältnisse, noch dazu bei der
binnenländischen Lage, jedoch wird diese Tatsache gemildert durch die große Tiefe des Sees. Dadurch kann
relativ viel Wärme vom Sommer her in einem großen Wasservolumen gespeichert werden. Dies wirkt sich auf eine
spätere Vereisung in den küstenferneren und tieferen Gewässern aus. Im November beginnt die Eisbildung in den
nördlichen Schärengebieten und wohl auch bereits an der südlichen russischen Küste, die sehr flaches Wasser
besitzt. Wie auch im Finnischen Meerbusen bildet sich ein Küstenfesteissaum aus, dem seewärts Festeis folgt, das
im Hochwinter (März) fest ist und den gesamten See überdeckt. Die Stärke des Eises beträgt 40—60 cm, Pack
eis wird entsprechend stärker.
Zu Beginn der Eisbildung wird die Eisdecke vielfach noch wieder aufgerissen. Dann gelangt in manchen
Fällen das Treibeis in die Newa und damit in den Finnenbusen. Am deutlichsten spürbar ist die Enteisung durch
die Newa im Frühjahr. Wenn im Mai das Küsteneis gebrochen ist und nur Treibeis den See bedeckt, nimmt die
Newa bei auflandigem Wind große Mengen des Eises auf und verfrachtet es in den Finnischen Meerbusen. Dies
geschieht relativ spät, jedenfalls zu einer Zeit, wenn im Finnenbusen sonst kaum mehr Eis vorhanden ist. Der
Ladoga See zeigt nämlich eine erstaunlich späte Enteisung. Besonders extrem lagen die Verhältnisse z. B. 1902,
als Anfang Juni hydrographische Messungsfahrten unternommen wurden (Lit. Nr. 126, S. 34). Ich lasse hier die
Bemerkungen für die einzelnen Stationen im mittleren Teil des Sees folgen:
L6. 1902. VI. 2.: Ein Eisfeld in der Nähe — L9. 1902. VI. 2.: Ein Eisfeld in der Nähe — L 10. 1902.
VI. 2.: Eisfelder rund herum. — L 12. 1902. VI. 2.: Eis machte weitere Fahrt nach Süden unmöglich. — B 6.
1902. VI. 2.: Am Rande des Eises; große Eisfelder im Osten. Die Stationen der Sektion B von B9 an, konnten
1902. VI. 6. nicht besucht werden, weil grobes Treibeis gegen die ganze Küste von Salmi lag. — B 9 und B 10.
1902. VI. 9.: Unerreichbar in den Treibeismassen. — Bll. 1902. VI. 8.: Die ganze Gegend von Heinäluoto voller