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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3
Eiswahrscheinlichkeit, dies ist nämlich keineswegs 7 der Fall, sondern aus Gründen der einheitlichen Funktion
zwischen Ostsee und Rigabusen, die den Verlauf der Vereisung bestimmt und das ganze Eisgebiet als eine sich
ergänzende Einheit erscheinen läßt. Es ist angebracht, den nördlichen Ausgang bei Zerel zu sondern von dem süd
lichen Teil bei Domesnäs, der mit größerem Recht hydrographisch als Eingang zu bezeichnen wäre. Die Eiswahr
scheinlichkeit zeigt einen späten Beginn, der jedoch im nördlichen Teil, entgegen den Erwartungen, später liegt, als
im südwestlichen. Dagegen scheint die Enteisung im nördlichen Teil etwas später zu erfolgen. Das Maximum der
Vereisung ist durch eine frühere Lage gekennzeichnet, bzw. die Enteisung zeigt einen früheren Anfang. Die mög
lichen Höchstwerte für die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von Eis werden im Hochwinter nicht erreicht.
Schließlich sei noch das Eisgebiet der Westküste Lettlands berücksichtigt. Es ist ausgezeichnet durch einen
späten Beginn der Eiswahrscheinlichkeit und durch eine ebenso frühe Enteisungswahrscheinlichkeit. Das Maxi
mum liegt bei sehr niedrigen Werten. Hier liegen die geringsten Wahrscheinlichkeitswerte des ganzen Unter
suchungsgebietes.
Zum Schluß sei noch zusammenfassend auf die Maxima eingegangen, die Schlußfolgerungen auf die Lage
der Vereisungskulmination am besten gestatten. Es zeigt sich nämlich, namentlich bei Betrachten der 10-Jahres-
Tabelle, ein konstantes Rück-Verlagern der Zeit der Kulmination von den östlich
sten Teilen des Finnischen Meerbusens (Wiborg, Kotka) über die estnischen Ge
wässer und den Rigabusen bis zur Spitze von Domesnäs. Hier gehört gleichzeitig die
große Zahl der Eiswahrscheinlichkeit zur Zeit des Maximums auf. Die südlicheren Stationen zeigen dann bei
kleineren Werten und im Hinblick auf die Art der Vereisung auch noch wesentlich unsicheren Werten wieder
eine scheinbare Verlagerung der Kulmination auf einen späteren Zeitpunkt. Bei dem sporadischen Auftreten von
Eis hier und bei dem großen Wärmevorrat des Meerwassers ist diese Feststellung jedoch nicht von gleicher Beweis
kraft wie bei den übrigen Stationen.