Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens
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Vorperiode 1926/27, die mit leichtem Eis eingeleitet wurde und am 26. 1. in schweres Packeis, eine der stärksten
und widerstandsfähigsten Eisarten, die man in der Ostsee kennt, überging. Drei Tage herrschte das schwere Pack
eis, dann verschwand nach zwei Tagen Treibeises überhaupt alles Eis. Man erkennt daraus, daß hier weitgehend
andere als Temperaturfaktoren wirksam gewesen sein müssen.
Im großen betrachtet zeigt sich eine gewisse Konstanz des Vereisungsspielraumes, die sich vornehmlich in
der Eiswahrscheinlichkeit ausprägt. Im einzelnen dagegen vollzieht sich oft ein rascher Wechsel von schwerem
Eistreiben zu Eisfreiheit. Die Aufteilung der Vereisung in Einzelperioden geht meist ziemlich weit; 1927/28
wurden neun Perioden gezählt. Lediglich der Winter 1923/24 zeigte trotz des Vorwiegens beweglicher Eisarten
eine Kontinuität, die sich auf eine ebenso deutliche Kontinuität in dem Temperaturverlauf zurückführen läßt
(vgl. Abb. 46), zumal auch zahlreiche andere Stationen diese Beobachtung gestatten. Ebenso wie auch das Auf
treten von starkem Festeis, von dem bereits die Rede war, eine deutliche Beziehung zu strengem Frost erkennen
läßt (z. B. 1928/29 und 1930/31).
Abgesehen von den beiden milden Wintern lagen die Daten für die endgültige Enteisung für alle Jahre
relativ nahe beieinander. Demgegenüber sind die Schwankungen für das Auftreten des ersten Eises recht beträcht
lich. Kann für die Enteisung als Durchschnitt die Monatswende April—Mai angenommen werden, so läßt sich
für den Beginn, der zwischen Ende November und Anfang Februar schwankt, kein brauchbarer Durchschnitt
ermitteln.
Bei der Häufigkeit kurzer Eisperioden ist die Ausscheidung einer Hauptvereisung schwierig. Sie ist nur in
wenigen Fällen sofort erkennbar. Selbst die Periode starken Festeises 1930/31 kann nicht widerspruchslos als
solche hingenommen werden, da ihr die folgende Periode mit starkem Treibeis und Packeis und mäßigem Frost
gegenübersteht. 1922/23 lagen zwei sehr gleichartige Eisperioden vor, von denen auf Grund der Temperaturminima
im Februar die erste als Hauptvereisung anzusehen ist.
Es zeigt sich also bei Zerel ein Vorherrschen mariner Einflüsse im Rahmen der allgemeinen Tem
peraturverhältnisse. Im übrigen vgl. auch die estnischen Berichte.
Zerel
. Jahr
1922/23
1923/24
1924/25
1925/26
1926/27
1927/28
1928/29
1929/30
1930/51
Nooember
I
Dezember
I
I
I
I
1991/32
Januar— r .Februar— ( —März,AnriL., ,Mai Juni
Abb. 49
nach: Tägl. Eisbericht der Dt. Seewarte.
45. Die Eis Verhältnisse von Domesnäs-SO, NO, NW, SW.
In den Täglichen Eisberichten werden vier Eisbeobachtungsgebiete bei Kap Domesnäs (Kolkasrags) unter
schieden. Das Seegebiet wird nach den vier Zwischenhimmelsrichtungen SO, NO, NW und SW eingeteilt. Die
ersteren beiden beziehen sich also noch auf Teile des Rigaischen Meerbusens, während die anderen der Straße
von Irben, also eher der Ostsee zuzurechnen sind.
Der allgemeine Charakter der Eisverhältnisse des Gesamtgebietes wird folgendermaßen gekennzeichnet. Wie
zu erwarten, sind die Eisverhältnisse ganz besonders wechselhaft, es treten alle Eisarten, vom schw T eren Packeis