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Full text: 58, 1938

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens 
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also durchaus zu dem durchschnittlich zu erwartenden Termin, die Vereisung einsetzte, sogar zu Festeisbildung 
führte, und trotzdem bereits am 20. Dezember für über einen Monat wieder aussetzte, zeigt ebenso wie die Tat 
sache, daß die Vereisung des ganzen Winters aus drei Einzelperioden bestand, deutlich den maßgeblichen Einfluß 
der Witterung in diesem Jahre. Diese drei Eisperioden bedeuten sogar für Pernau das Extrem unruhigen Verlaufs 
der Vereisung, normalerweise ist die Vereisung von dem ersten bis zum letzten Eis ununterbrochen. 
Wie zu erwarten, ist die Schwankung des Eisbeginns größer als die der Enteisung. Die Extreme des Eis 
beginns sind der 7. November 1925 und der 10. Januar 1933; berücksichtigt man jedoch nur die Hauptvereisung 
in den einzelnen Jahren, so ergeben sich als äußerste Daten des Beginns der 16. November 1927 bzw. 24. Februar 
1925. In 5 von den 11 Beobachtungsjahren fiel der Eisbeginn überhaupt nicht mit dem Beginn der Hauptvereisung 
zusammen, es traten Vorperioden auf, die jedoch meist nur kurz waren und z. T. so früh auftraten, daß selbst in 
dem geschützten, flachen Winkel von Pernau die Homogenität bzw. Eisreife des Wassers trotz günstigster hydro 
graphischer Voraussetzungen noch nicht erwartet werden konnte. Zu diesen letzteren Fällen sind die Vereisungen 
von 1925, 1930, vielleicht auch 1924 (1. Vorperiode) und 1931 zu zählen. 
Der Einfluß extrem milder Witterung auf den Beginn der Vereisung ist, wie z. T. schon oben angedeutet 
wurde, in den anderen Fällen anzunehmen, wo die Hauptvereisung erst im Januar oder noch später einsetzt, sei 
es mit oder ohne voraufgegangene Eisperioden. So begann die Vereisung 1932/33 erst mit der ersten und zugleich 
auch endgültigen Eisbildung am 10. Januar. 
Da bei einem späten Eisbeginn die Möglichkeit der Anhäufung großer Eismassen oder die intensive Ver 
stärkung der Eisdecke geringer ist, werden diese Winter auch einen gegenüber dem Durchschnitt früheren Eis 
gang aufzuweisen haben. Eine gleichmäßige Symmetrie, von dem Zeitpunkt der jährlichen Eiskulmination an 
gerechnet, ergibt sich für das Eisdiagramm jedoch keineswegs. Es treten somit modifizierende Einflüsse hinzu, die 
die Unterschiede in den Zeiten des Eisbeginns weitgehend ausgleichen, ja, es tritt häufig genug der Fall ein, daß die 
Enteisung scheinbar unabhängig von dem Zeitpunkt der Beeisung erfolgt: man vergleiche im Diagramm die Jahre 
1927/28 und 1928/29, oder 1933/34 und 1934/35. In diesen Fällen ist die spätere Enteisung durch extreme Frost 
perioden in der zweiten Hälfte des Winters zu erklären, wie dies 1928/29 klassisch der Fall war. Bei dieser Fest 
stellung ist die Beschränkung auf Festeis beweiskräftiger, da eine über den Durchschnitt hinausreichende Treibeis 
periode von dynamischen Faktoren (Strömung, Windrichtung) abhängt und über eine größere Intensität der spät 
winterlichen Frostperioden nichts auszusagen braucht. 
Die Enteisung ist geringeren Schwankungen unterworfen. Die Extreme für Pernau sind der 16. Mai 1929 
und der 6. April 1925, wobei die häufigsten Werte Ende April liegen. Die Enteisung vollzieht sich in zwei Stufen; 
zuerst ist sie kenntlich an dem Schmälerwerden des Eisgürtels, der nicht mehr bis zum Horizont reicht und dem 
gleichzeitig damit verbundenen Aufbrechen des Eises. Die nun folgende Treibeisperiode, anfänglich noch begleitet 
von festem Küsteneis, erstreckt sich auf einen außerordentlich wechselnden Zeitraum, da hierbei nicht mehr die 
Witterungsverhältnisse allein, d. h. die durch die Wärme bedingte Abschmelzungsintensität, sondern Drift als Folge 
von Wind und Strömung eine Rolle spielen. Nicht unwesentlich dürfte bei Pernau auch das Flußeis sein, das 
integrierender Bestandteil des aufgebrochenen Frühjahrstreibeises in der Bucht werden kann. 
Auf Grund der vorhergehenden Ausführungen über den Charakter der Veränderlichkeit der Eisverhältnisse 
bei Pernau ist es möglich, den durchschnittlichen Termin für Be- und Enteisung näher anzugeben. Rein rech 
nerisch ergibt sich der 3. Dezember als Datum des ersten Auftretens von Eis überhaupt. Der wahre Wert ohne 
Berücksichtigung der zufälligen Extreme, die den Durchschnitt beeinflussen, dürfte um den 10. Dezember liegen. 
Die Enteisung fällt durchschnittlich auf den 23. April. Dieses Ergebnis wird durch Eliminierung extremer Fälle 
nicht beeinflußt, auch die 1935 einmalig aufgetretene zweitägige Nacheisperiode unmittelbar nach eintägiger Eis 
freiheit fällt nicht ins Gewicht. Das Aufhören des festen Eises tritt bereits durchschnittlich, jedoch mit größeren 
Schwankungen, 5 Tage zuvor ein. 
Die Unregelmäßigkeiten im Zustand des Eises sind zu Beginn der Vereisung am größten. Zeigt die Ent 
eisung im wesentlichen alljährlich das gleiche Bild der Zustandsänderung von dem horizontweiten starken Fest 
eis, das sogar fahrbar ist, bis zum verschwindenden Treibeis, so treten zu Beginn der Vereisung unregelmäßige 
Schwankungen auf, die darauf beruhen, daß Witterungseinwirkung und hydrographische Bereitschaft noch nicht 
konform gehen. Dieser Zustand der unbedingt zu erwartenden Eiswirksamkeit, der die inzwischen eingetretene 
Eisreife des Wassers zur Voraussetzung hat, fällt zusammen mit der Zeit des endgültigen Auftretens von starkem 
Festeis in einem längeren Zeitraum. Das Auftreten starken Festeises ist aber gleich großen Schwankungen unter 
worfen, im Durchschnitt, wie das Auftreten von Eis überhaupt. Daraus ist zu entnehmen, daß der Vorgang der 
Homogenisierung, d. h. der Beendung der Konvektion, und der Eisreife einen ziemlich konstanten Zeitraum um 
faßt, der etwa zu einem Monat anzusetzen ist, soweit die Verhältnisse von Pernau diesen Schluß erlauben. Wenn
	        
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