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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums -— 58. Band, Nr. 3
findet. Es handelt sich dabei weniger um eine lokal geprägte Eigenart, sondern um eine allgemeine, hydrogra
phische Erscheinung. Längere Festeisperioden ohne jede Unterbrechung kommen vor, aber doch nicht in jedem
Winter, mitunter ist ein Winter während der Hauptvereisungszeit aus mehreren derartigen Festeisperioden zu
sammengesetzt, zwischen denen sich Zeiten mit rückverlegtem Festeisrand oder gar peripherem Eisaufbruch ein-
schieben.
Hinsichtlich der Intensität der Winter kann eine Abnahme in den letzten Jahren festgestellt werden. Sie
äußert sich nicht nur in einer Verkürzung der Vereisungsdauer, vornehmlich infolge eines früheren Enteisungs
termines, sondern auch in einer geringeren Häufigkeit und Dauer der horizontweiten Festeisperioden. Dagegen
ist der Beginn der Vereisung nicht von der Tendenz der Verkürzung der Vereisung betroffen. 1933/34 fand sogar
die absolut früheste Eisbildung der gesamten Berichtszeit statt (16. November). Es muß hierbei festgestellt werden,
daß der an vielen übrigen Stationen intensive und frühe Eiswinter von 1925/26 bei Kübassaar zwar auch streng
war, aber hinsichtlich seiner ersten Eisbildung erst an vierter Stelle steht. Auch die Enteisung erfolgt endgültig
bereits am 3. Mai, während sechs Winter später enteisten. Er wies auch nur zusammengenommen 72 Tage auf,
an denen das Festeis bis zum Horizont reichte, während er darin von dem Winter 1927/28 um 15 Tage übertroffen
und von dem Winter 1928/29 erreicht wurde. Gleichzeitig ergibt sich hieraus, daß der Winter 1928/29 bei Kü
bassaar nicht der strengste war, wohl aber die späteste Enteisung aufwies (17. Mai), der Schluß der Festeisperiode
trat jedoch in normaler Zeit ein. Als zweifellos extremster Winter ist der von 1927/28 zu nennen, der mit
169 Tagen die längste Dauer aufwies, jedoch weder den frühesten Eisbeginn noch die späteste Enteisung zeitigte.
Hinsichtlich der Dauer der Tage mit horizontweitem Festeis wird er ebenfalls nicht übertroffen, dagegen hat der
Winter 1925/26 die absolut höchste Zahl der Tage mit Fahrbarkeit der Eisdecke. — Aus den statistischen Gegen
überstellungen erhellt, wie verschieden die einzelnen allgemein als streng zu bezeichnenden Winter sind, und wie
sehr es darauf ankommt, bei der Definition des strengsten Winters genauestens die Beschaffenheit der Eisdecke
nach verschiedenen Richtungen hin zu untersuchen. Gleichzeitig ergibt sich, daß in Kübassaar andere Winter als
die strengsten anzusehen sind gegenüber den meisten übrigen Stationen, an denen diese Winter weniger intensiv
waren (vgl. Abschnitt IX). Gleich bleibt sich die Verteilung der extrem milden Winter auf die einzelnen Stationen,
sie variieren nur sehr wenig.
Als zeitlicher Rahmen für die durchschnittliche Beeisung ist etwa die 2. und 3. Dezemberdekade zu nennen,
die Enteisung dagegen fällt in die Spanne zwischen 25. April und 5. Mai, die des Schlusses der Festvereisung
einige Tage früher. Allgemein ist die Vereisung bei Kübassaar charakterisiert durch ein kontinuierliches Bestehen
einer Festeisdecke mit wechselnder Ausdehnung und mit wechselnder Beschaffenheit der peripheren Teile, so ist
keine Zeit des ganzen Winters im Bereich der 12 Berichtsjahre frei von der Möglichkeit der Treibeisbildung; darin
macht sich die Nähe mariner Einflüsse der Straße von Moon bemerkbar.
KÜBASSAAR \ Dezember I Januar I Februar I Särz i April ¡Mai
1923/24
1924/25,
1926/2-/
1928/29
Abb. 37
1929/301
1932/33,
1934/35