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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3
Jeder Winter zeigt eine Vereisung, kein einziger ist so mild verlaufen, daß er nur sporadische, oder gar
keine Eisbildung aufwies. Die kürzeste Vereisung war immer noch eineinhalb Monate lang, während die längste
1925/26 165 Tage umfaßte und der Winter 1933/34 auch noch 140 Tage mit Eis hatte.
Die Küstenfesteisbildung ist den Winter über nicht unterbrochen, wenigstens gilt dies für den Normalfall.
In einzelnen, weniger intensiven Wintern treten auch mehrere Küstenfesteisperioden auf. Anders verhält es sich
mit dem Festeis, das bis zum Horizont reicht, bzw. bis zur Eiskante. Dieses tritt nur in kürzeren Einzelperioden
auf, die mit den Frostperioden im großen und ganzen parallel geben. Die Zeit des häufigsten Auftretens des
ausgedehnten Festeises fällt in die Monate Februar und März bis Anfang April. Vorher auftretende Festvereisung
größerer Erstreckung beschränkt sich auf einzelne Tage. Das Treibeis, das das Küstenfesteis peripher säumt, ist
kontinuierlich. Aus dieser Tatsache kann man einen wichtigen Schluß ziehen: Der stete Aufbruch des peripheren
Eisgebietes wird durch Strömungen verursacht, jedoch sind die Wassermassen trotzdem einer Eisbildung bzw.
Erhaltung des Eises günstig, da die Abwesenheit von wärmerem und salzreicherem Ostseewasser sowie die geringe
Tiefe im Herbst sehr schnell Voraussetzungen für eine anhaltende Vereisung schaffen. Hinderlich sind also ledig
lich die örtlichen, dynamischen Faktoren.
Was die Ausbildung der strengen Festeisperioden betrifft, so steht der Winter 1928/29 an der Spitze, jedoch
fehlt ihm die längere Gesamtdauer und die längere Dauer des Küstenfesteises, um als extremster Winter ange
sprochen zu werden. Vielmehr dürfte wohl der Winter 1925/26 mit seiner größten Länge, spätesten Enteisung,
frühen Beeisung, extrem langen Dauer des Küstenfesteises und seiner Ende März liegenden Hauptfestvereisung
als der strengste Winter anzusprechen sein. Der Winter 1933/34, der sehr früh begann und auch relativ lange
anhielt, zeigte zwar eine lange Küstenfesteisperiode, aber statt horizontweit ausgedehnten Festeises zur Zeit der
Kulmination trat nur ausschließlich Festeis (also ohne peripheres Treibeis) bis zur (sichtbaren) Eiskante auf.
Hierin prägt sich eine gewisse Intensitätsmilderung aus, die in bezug auf die Dauer der Vereisung nicht so deut
lich zu spüren war, wie eingangs erwähnt worden ist.
Die Stärkezunahme des Festeises vollzieht sich, soweit Beobachtungen vorliegen, ziemlich rasch ebenso wie
auch die Abnahme. Man kann aus dieser Tatsache entnehmen, daß wenigstens das Bereich des Küstenfesteises,
ohne den peripheren Treibeisgürtel, völlig unter der Herrschaft kontinentaler VereisungsVerhältnisse steht. Diese
Verhältnisse werden dann seewärts durch die Kräfte des ausgehenden Stromes überlagert und entsprechend modi
fiziert.
Der Schluß der Vereisung läßt folgendes Charakteristikum erkennen. Aus dem Diagramm ist gegen Ende
der ersten Aprildekade ein deutlicher Absatz zu erkennen, der sich mit geringen Schwankungen durch alle Spalten
bis zum letzten Jahr hindurchzieht. Er kennzeichnet in mehreren Fällen den Vereisungsschluß überhaupt, in ande
ren wieder kennzeichnet er das Aufhören des Festeises, während Treibeis noch einige Zeit weiter erhalten bleibt.
Wesentlich darüber hinaus reicht eigentlich nur die Vereisung des Winters 1923/24, wo zu der genannten Zeit
Abb. 31
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