Dr. Joachim Blüthgcn: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens
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beispielsweise den Unterschied in der Vereisung der Winter 1932/33 und 1933/34 bei Tahkona einerseits und bei
Worms (N) andererseits. Übereinstimmend mit allen Stationen ist die große Milde des Winters 1924/25, der hier
ohne Eisbildung verlief.
Die Enteisung fällt etwa in den Monat April, ist aber, wie eingangs schon bemerkt, größeren Schwankungen
unterworfen als bei der Enteisung normalerweise der Fall zu sein pflegt. Die Vereisung schließt ebenfalls aus
schließlich mit Treibeis, jedoch beim Vorhandensein einer Hauptvereisung mit weniger Nacheisperioden als zu
Beginn der Vereisung.
Abb. 28
TAHKONAI Dezember I Januar | Februar \ März | April \liai
1923/24
I
7924/25 {
1925/26\l
1926/27 1
1927/28 {
1928/29I
1929/3o\
1930/31|
l931/32\
l932/33\
1933/34 1
1934/35,
1 1 1 1
26. Die Eisverhältnisse von Dagerort-Ristna.
Die Vereisung von Dagerort-Ristna, der nordwestlichen Halbinsel Dagös, ist charakterisiert durch die Häu
figkeit von Treibeis leichter und schwerer Art. Starkes Festeis tritt nahezu nie auf. Leichtes Eis ist ebenfalls
relativ selten. Die Tatsache, daß die beweglichen Eisarten vorherrschen, erklärt aber, neben der seewärtigen Lage,
die Häufigkeit von Einzelperioden innerhalb der Gesamtvereisung. Die Folge davon ist, daß eine Hauptvereisung
nicht immer deutlich ist und zeitlich ein größerer Spielraum dafür in Betracht kommt. Das bedeutet, daß wegen
des erwähnten Grundcharakters der Vereisung die Hauptvereisung auch vor oder nach dem Minimum der Luft
temperatur liegen kann. Man muß also annehmen, daß die Einwirkung der Temperaturverhältnisse hier weit
gehend von Einflüssen topographischer und hydrographischer Art überlagert wird.
Ein Beispiel dieser Art liefert der Winter 1926/27, in dem drei Eisperioden auftraten. Die mittlere Periode,
von Mitte Januar bis Anfang Februar, fiel mit starkem Frost zusammen. Sie bildete auch die Hauptvereisung, die
sich durch das Vorkommen von starkem Festeis von den beiden anderen unterscheidet. Da das Eis aber schon
beim nächsten Anstieg der Temperatur wieder verschwand, konnte die intensive Frostperiode des Februar nichts
weiter ausrichten, als von Neuem eine Eisperiode aufzubauen, die aber nicht sehr ausgedehnt wurde. So wurde
unterbunden, daß die Hauptvereisung nicht in den Februar—-März, die Durchschnittszeitspanne hierfür, sondern
bereits in den Januar fiel.
1930/31 traten vier Eisperioden auf, von denen die erste (Januar—Februar) und die dritte (März) un
gefähr gleich intensiv waren. Die erstere war zwar etwas kürzer, fiel aber mit den Temperaturtiefstwerten zu
sammen; die dritte war länger, fiel aber nicht mit der absolut kältesten Zeit des Winters zusammen. Beide Eis
perioden bestanden abwechselnd aus leichtem Eis und Treibeis. Ausgehend von der durchschnittlichen Verspätung
der Hauptvereisung bis in den März ist es vielleicht angebracht, die dritte Periode als Hauptvereisung anzusehen.