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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriuras — 58. Band, Nr. 8
mählich bei Temperaturen von durchweg wenigen Wärmegraden. Die nächste Frostperiode führt sodann bei
dem durch das vorangegangene milde Wetter ohne Eis vorbereiteten Wasser rasch zu einer längeren Eisbildung, die
dann die Hauptvereisung darstellt und länger anhalten kann, sofern nicht noch extrem hohe Wärmeaufspeiche
rung im Wasser erschwerend hinzutritt. Fälle, in denen keine Voreisperiode auftrat und die Beeisung bereits
früh zur Hauptvereisung wurde, traten bei Ekholm nicht auf. Sie waren besonders häufig in den extremen Eis
gebieten der Bottenwiek sowie auch im innersten Finnischen Meerbusen. Dagegen finden sich Fälle der zu zweit
genannten Art, in denen milde Witterung es zu keinen Vorperioden kommen ließ. Hierzu sind die Winter 1931/
1932 und 1932/33 zu rechnen; sie begannen erst im Februar.
Der strengste Winter war hinsichtlich der Länge der von 1925/26, er umfaßte 145 Tage mit Eis und wies
in Eisbeginn und Enteisung die absoluten Extreme der Berichtsperiode auf. Aber was die Intensität betrifft, so
erreicht ihn der späte, aber danach noch lange anhaltende Winter 1928/29 durchaus; er hat die am längsten an
haltende Festeisperiode mit horizontweitem Festeis aufzuweisen; sie begann am 6. Februar, wurde erstmalig am
10. und 11. März unterbrochen (peripheres Treibeis), weiterhin vom 23. bis 29. März und endete am 2. April,
wenn man diese letztere Teilperiode zu der vorigen hinzurechnen darf. Jedenfalls reichte das Festeis auch noch
am 15. und 16. April bis zum Horizont, das ist der Extremwert aller Winter. Der Winter 1925/26 dagegen hat
merkwürdigerweise während der Zeit des Hochwinters eine Abschwächung seiner Eisverhältnisse, als die strenge
Festeisperiode des Januar aufhörte und nur mehr Küstenfesteis mit peripherem Treibeis auftrat, das endgültig erst
wieder Mitte März in ausgedehntes Festeis überging.
Die Enteisung vollzieht sich in ähnlichen Formen wie bei Stenskär, nur daß das Küstenfesteis länger be
steht und die Zeit des ausschließlichen Treibeises verkürzt ist. Als mittlere Zeit der Enteisung kann, allerdings
mit großem Vorbehalt, die Monatswende April—Mai angenommen werden. Die späte Enteisung bei gleichzeitig
durchaus später Beeisung hat ihre Ursache wie auch bei Stenskär in der Tatsache, daß einmal der späte Eisbeginn
durch die notwendigerweise langanhaltende Konvektion bedingt ist, ohne Rücksicht auf bereits bestehenden Frost,
und daß zum andern im Frühjahr der ausgehende Oberflächenstrom das Eis des östlichen Teiles der estnischen
Küste herantreibt und die Eisverhältnisse zeitweilig verstärkt.
Abb. 18
mmi I Dezember I Januar I Februar i März
1927/24 1 11?!
I
7924/251
7925/2<M I 1 I
I
1926/27
I
l927/28\
1928/29\
1929/3</
7930/3
I
1931/32
1932/331
i933/34\
1934/35'
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17. Die Eisverhältnisse von Kokskär.
Der Leuchtturm von Kokskär (Keri) liegt in der freien See nordöstlich von Reval. Er zeigt Eisverhältnisse,
die vollmarinen Einflüssen unterliegen. Bei der Mittelbildung ergeben sich ähnliche Schwierigkeiten wie bei Reval.
Die Vereisung zeigt vorherrschend Treibeis, wie das aus der Lage der Station zu erwarten ist. Aber in ein
zelnen Wintern hat sich ein Küstenfesteisgürtel ausgebildet, der sogar mitunter bis zum Horizont reicht, wie z. B.