Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens
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Stenskär
Jahr
Nooember Dezember
Januar
Februar
März
April
Mai
75>22/27
1921/24
1924/25
1925/26
1926/27
1927/28
1928/29
1929/Jo
19JO/J1
1911/32
Abb. 17
nach: Tägl. Eisbericht der Dt. Seewarte.
Juni
16. Die Eisverhältnisse von Ekholm.
Ekholm (Mohni) ist eine mit einem Leuchtfeuer versehene Schäre im Finnischen Meerbusen in ähnlicher,
aber landnäherer Lage vor der estnischen Küste wie Stenskär. Die Eisverhältnisse sind großen Schwankungen
unterworfen, so daß es praktisch wenig Wert hat, Mittelwerte aufzustellen.
Im ganzen zeigt sich gegenüber von Stenskär eine Intensivierung der Vereisung. Dies prägt sich aus, ein
mal in der absolut etwas früher eintretenden Beeisung, sodann in dem stärkeren Vorwiegen von Festeis, insbeson
dere in Form eines circuminsularen Küsteneissaumes. Schließlich ist auch die größere Stärke der Eisdecke erwäh
nenswert. Die genannten Eigenarten bewirken wiederum eine längere zeitliche Ausdehnung des Festeises in die
Zeit der Enteisung. Ferner ist wichtig, daß bei Ekholm erstmalig von Westen her auch der Winter 1929/30 in
diesen seewärtigen Gebieten Eisbildung zeigt, und zwar sowohl in Form von verstreutem Treibeis, als auch in
Gestalt einer kleinen Treibeisperiode mit einem eintägigen Küstenfesteisgürtel. Es ist dies sozusagen das Embryo
nalstadium einer Hauptvereisung. Die Hauptursache für die stärkere Eisbildung ist die küstennähere Lage.
Während die drei letzten Winter bei Stenskär ausschließlich sehr variable Treibeisbildung aufwiesen, tritt
bei Ekholm in den drei genannten Wintern auch noch Festeis hinzu. Allerdings sind auch diese Winter abnorm
milde, aber die einzelnen Perioden zeigen einen Festeiskern, der zeitweise sogar horizontweite Erstreckung be
sitzt. So prägt sich generell die gleiche jährliche Veränderlichkeit aus wie bei Stenskär und anderen Stationen
des Finnenbusens, jedoch im ganzen mit einer intensiveren Vereisung.
Die Wechselhaftigkeit der Vereisung ist zu jeder Zeit des Winters ausgesprochen. Es gibt in den einzelnen
strengeren Wintern Festeisperioden von etwas längerer Dauer, wie z. B. 1928/29, aber diese liegen so unregelmäßig
in den einzelnen Jahren, oder zeigen sogar ein zweigipfliges Maximum, wie 1925/26, oder aber sind in sich noch
wieder ausgesprochen unruhig wie 1927/28 —, daß aus der Lage dieser strengen Eisperioden nicht ohne weiteres
der Schluß auf eine charakteristische Periode horizontweit ausgedehnten Festeises innerhalb der Hauptvereisung
gezogen werden kann.
Die früheste Eisbildung setzte am 1. Dezember 1925 ein, war aber natürlich noch nicht endgültig, vielmehr
folgten noch im ganzen fünf leichte Vorperioden, ehe die Hauptvereisung begann (2. Januar); auch dies war
noch ein relativ früher Beginn gegenüber den anderen Jahren. Der Einsatz der Hauptvereisung ist sogar erst An
fang Februar zu erwarten. Im allgemeinen besteht die erste Eisbildung bei Ekholm aus Treibeis; auch in den
Fällen stellt sich zuerst Treibeis ein, wenn diese Eisbildung den Beginn der Hauptvereisung darstellt. Das Fehlen
einer Eisvorperiode ist charakteristisch für die Extremwinter, indem bei strengen Frösten die erste Eisbildung
zu einem relativ frühen Zeitpunkt bereits eine kontinuierliche Eisdecke einleiten kann, bei mildem Winter dagegen
fehlt der Anlaß zu einer Vorperiode mangels stärkeren eiswirksamen Frostes. Die Abkühlung vollzieht sich all