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Full text: 58, 1938

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3 
14. Die Eisverhältnisse von Stenskär (estn. Ber.). 
Die Schäre Stenskär (Vainlu) liegt im östlichen Finnischen Meerbusen in freier Lage, der estnischen Küste 
etwas näher als der finnischen. Die marinen Einflüsse können sich frei auswirken und gestalten die Eisverhältnisse 
darum sehr wechselhaft. 
Die Schwankungen der Vereisung sind zwar im einzelnen groß, aber wenn man von den beiden eisfreien 
Wintern 1924/25 und 1929/30 absieht, so ergibt sich doch als Gesamteindruck der Beeisung im Verhältnis zu den 
herrschenden marinen Einflüssen eine gewisse Konstanz des Beeisungszeitraumes. Wie zu erwarten, setzt die Ver 
eisung erst spät ein, und zwar ausschließlich mit Treibeis. In fast allen eisführenden Wintern begann die Ver 
eisung mit einzelnen Vorperioden, die in der Regel nur aus Treibeis bestanden. Lediglich 1930/31 besaß die 
dritte der Vorperioden einen Festeiskern, der größere Ausdehnung mit größerer Tragfähigkeit verband. 
Die früheste Eisbildung fand am 14. Dezember 1925 statt, dieser Winter war auch gleichzeitig der strengste, 
er wies die späteste Enteisung auf (9. Mai). Die späteste Eisbildung begann 1923/24 (22. Januar). So ergibt sich 
keine erhebliche Spanne zwischen den Extremen der ersten Eisbildung. Das Häufigkeitsmittel liegt Mitte Januar. 
Diese Verhältnisse deuten darauf hin, was übrigens in ähnlicher Weise bei Kokskär nachweisbar ist, daß die not 
wendigerweise langanhaltende Konvektion die Eiswirksamkeit der Frostperioden des Frühwinters neutralisiert. 
Ist dann das Wasser soweit abgekühlt, daß eine Eisbildung stattfinden kann, geschieht dies unter der Einwirkung 
des bereits wesentlich früher zur Herrschaft gelangten Frostes rasch und mit einer gewissen Konstanz von Jahr 
zu Jahr. 
Festeis bildete sich in den meisten Wintern, die letzten drei jedoch ausgenommen. Freilich ist eine zusam 
menhängende Festvereisung selten; sie ist charakteristisch für strenge Winter, in denen außer einem Festeisgürtel 
konzentrisch um die Schäre sich zeitweise das Festeis bis zum Horizont ausdehnt. Bei der freien, seewärtigen 
Lage setzt diese Erscheinung voraus, daß auch die übrigen, insbesondere östlichen Gebiete des Finnischen Meer 
busens eine intensive Vereisung aufzuweisen haben, dergestalt, daß aus dem sodann reichlich vorhandenen Treib 
eis peripher zu den Küsteneissäumen die mittleren, küstenferneren Gebiete der See mit Eis belegt und in strengen 
Frostperioden völlig fest geraten können. Winter dieser Art waren bei Stenskär der von 1925/26, 1928/29 und in 
geringerem Maße 1927/28 und 1930/31. 
Während sich das Festeis in der Regel für längere Zeit erst im Februar—März bis zum Horizont ausdehnt, 
trat dies im Winter 1925/26 ausnahmsweise bereits im Januar ein. Zu dieser Zeit treten im allgemeinen nur erst 
die schon von anderen Orten bekannten eintägigen, zeitlich von Treibeis umgebenen Festeisperioden auf, die auf 
intensive Einzelfröste, meist Strahlungsfröste, zurückgehen und nur oberflächlich sind. Sie verschwinden darum 
bald. Die volle Homogenisierung und nachfolgende Umkehr des Temperaturgefälles mit der Tiefe zeigt sich erst 
als vollendet, wenn längere Festeisperioden eintreten können. 
Es ist auffallend, wie mild die drei letzten Winter ausgefallen sind. In ihnen ist Festeis überhaupt nicht 
aufgetreten. Sie bestehen nur aus Treibeisperioden verschiedener Dauer, so daß gerade noch die Möglichkeit be 
steht, eine Hauptvereisung dabei zu unterscheiden. Trotz der leichten Beschaffenheit des Eises kann dieses aber 
doch noch zeitweise eine Verstärkung der Tragfähigkeit auf Gangbarkeit erreichen. Aber auch diese zergliedert 
sich bereits in einzelne kurze Perioden. So ergibt sich ein konstantes Abschwellen der Intensität der Eiswinter in 
den letzten Jahren, das auch schon in den letzten beiden Wintern mit Festeis spürbar ist. Leider sind die Angaben 
über Packeis nur auf den ersten Winter beschränkt, weitere fehlen. 
Charakteristisch für die Stationen des östlichen Finnischen Meerbusens ist die Art der Enteisung. Sie findet 
erst relativ spät statt, später als man aus der seewärtigen Lage schließen möchte. Als Mittel kann die Spanne vom 
28. April bis zum 1. Mai angenommen werden. Dabei sind die Schwankungen nicht sonderlich groß. Die früheste 
Enteisung fand am 10. April 1927 statt. Selbst die extrem milden Winter der letzten drei Jahre wiesen noch zu 
durchaus normaler Zeit Treibeis auf, das allerdings in einzelnen Nacheisperioden erschien, während die Ver 
eisung in allen übrigen Jahren, in denen überhaupt eine Vereisung stattfand, ohne eine Unterbrechung der Kon 
tinuität der Vereisung schloß. An die letzte Festeisperiode, die meistens bis in den April hineinreicht, schließt 
sich unmittelbar eine Treibeisperiode an, die einen längeren Zeitraum umfassen kann, teilweise sogar über einen 
Monat. Sehr selten reicht die Festvereisung, wenigstens entlang der Küste, bis zum Schluß der Vereisung über 
haupt; dies war 1923/24 eingetreten. 
Die Treibeisperiode ist nicht ohne weiteres schon ein Anzeichen beginnender Abschwächung der Trag 
fähigkeit. Zwar ist dies in vielen Fällen damit verbunden, aber da sich die Insel im Frühjahr in dem ausgehen 
den Oberflächenstrom des Finnenbusens befindet, der mit seinen erheblichen Eismassen aus dem Osten einen Auf 
bruch der Schäreneissäume bedingt, braucht das Eis deswegen noch nicht sofort an Gangbarkeit verlieren. Die
	        
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