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Full text: 58, 1938

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3 
11. Die Eisverhältnisse von Sommers. 
Sommers besitzt in vieler Beziehung ähnliche Eisverhältnisse wie Tyters, nur daß der unruhige Charakter 
der Vereisung viel ausgeprägter ist. Treibeis und Festeis wechseln des öfteren miteinander ab, oder treten gleich 
zeitig auf. Packeis gibt es seltener. Merkwürdig dabei ist, daß das seltene Auftreten des Packeises relativ früh 
liegt, und daß das Packeis nur kurze Zeit anhält, jedenfalls nie bis zum Verschwinden des Eises überhaupt. 
Da das Auftreten von Eis großen Schwankungen unterliegt, sei nur allgemein festgehalten, daß die Monate 
Februar—März die Haupteismonate sind. Als eine Abweichung von Tyters sei hervorgehoben, daß der Schluß 
meist früher liegt als bei Tyters, daß aber das Treibeis einen höheren Anteil an der Vereisung hat als Tyters. 
Scheinbar liegt Sommers weit mehr im Bereich des früh jährlichen Treibeisstromes, der zur Enteisung des öst 
lichen Finnenbusens intensiv mitwirkt, als Tyters. 
12. Die Eisverhältnisse von Tyters. 
Die Insel Tyters (Tytärsaari) im östlichen Finnischen Meerbusen zeigt im Gegensatz zu Hogland und 
Sommers ziemlich ruhige Eisverhältnisse. Treibeis, vor allem Packeis, werden selten gemeldet. Die Vereisung setzt 
allerdings erst spät ein (Ende Januar), darin kommt die marine Beeinflussung, die sich aus der zentralen Lage 
ergibt, zum Ausdruck. Die Stärke der Eisdecke kann aber erheblich sein. So erreichte das Festeis im Winter 
1928/29 89 cm. Die Stärke des Treibeises kann nicht immer zur Charakterisierung der lokalen Eisverhältnisse 
herangezogen werden. So beruhte die zunehmende Stärke des Treibeises im April 1928, nach Beendigung der 
Festeisperiode, wohl vornehmlich auf Herantreiben stärkeren Treibeises aus Osten. Das Festeis überschreitet fast 
in jedem Berichtswinter 60 cm Stärke. Der Schluß der Vereisung fällt in die erste Hälfte des Mai, seltener schon 
in den April. 
Es zeigt sich also, daß der Unterschied gegen die Küstenplätze im Frühwinter ausgeprägter ist, da dann 
Tyters noch keine Eisbildung aufweist. Der Schluß der Vereisung unterscheidet sich nicht wesentlich von den in 
gleicher östlicher Länge liegenden Küstenstationen. , 
13. Die Eisverhältnisse von Hungerburg. 
Hungerburg (Narva-Joesuu) ist die östlichste der estnischen Stationen an der Mündung der Narwa. Die 
Meeresbucht ist flach mit einer ungegliederten Küste. Im Osten schiebt sich die Halbinsel Kurgalo weit in den 
Finnenbusen vor, so daß die Meeresströmungen im innersten Winkel nicht wirksam werden, um so wirksamer ist 
jedoch der Fluß, dessen aus dem Peipussee stammendes Wasser ganz ähnlich, wie es bei Riga der Fall ist, die Eis 
verhältnisse modifiziert. 
Die Vereisung besteht aus einem Küstenfesteissaum und häufigeren Treibeisperioden. Diese treten meistens 
vor der Hauptvereisung auf. Dies ist wohl wesentlich auf den Flußeinfluß zurückzuführen. Die Eisbildung wird durch 
die Strömung der Narwa hintangehalten bzw. wieder unterbrochen, während im Frühjahr mit dem Aufbruch des 
Flußeises auch das Meereis aufbricht und in kurzer Enteisungsperiode verschwindet. Aber auch im Laufe des 
Hochwinters spürt man störende Einflüsse in der Vereisung. Zwar dehnt sich das Festeis in jedem Berichtswinter 
eine Zeitlang bis zum Horizont aus, aber doch mit so unregelmäßigen Zwischenräumen und vielfach durch peri 
pheres Treibeis unterbrochen, daß eine ruhige und langanhaltende Festvereisung nur selten zustandekommt. 
Der strengste Winter, der zugleich die intensivste Festeisperiode zeigte, ist der von 1925/26. Er bestand 
nur aus einer einzigen Vereisungsperiode, ohne Vor- und Nacheisperioden. Die erste 'Eisbildung begann bereits 
am 7. November, und das Eis verschwand am 2. Mai. Die Zeit, während der das Eis bis zum Gesichtskreis reichte, 
umfaßte die Spanne zwischen dem 9. Januar und 26. April, von einzelnen verfrühten Tagen Mitte Dezember abge 
sehen. Ähnlich kontinuierliche Festvereisungen kommen in mehreren Wintern vor, von denen die von 1928/29, 
1930/31, 1931/32 genannt seien. Dagegen ist eine deutliche Aufgliederung der Festeisperiode erkennbar in den 
Wintern 1926/27, 1927/28 und 1934/35. Teils fand in diesen zeitweilig eine Rückverlegung der Eiskante statt, 
teils trat sogar peripher Treibeis auf. 
Der Beginn der Vereisung ist großen Schwankungen ausgesetzt, die für eine Mittelbildung wenig geeignet 
erscheinen. Inwieweit bei dem durchschnittlich relativ späten Eisbeginn marine Einflüsse seitens des an der Küste 
Estlands einwärts verlaufenden, salzreichen und wärmeren Stromes mitspielen, wie sie beispielsweise bei Reval 
deutlich hervortreten, läßt sich schwer sagen. Es besteht jedenfalls die Tatsache, daß die erste Zeit der Vereisung 
durch Treibeis ausgezeichnet ist, z. T. sogar ganz ohne jede Küstenfesteisbildung. Diese Zeit des Treibeises glie 
dert sich in unregelmäßige Treibeisvorperioden. In den Fällen, in denen gleichzeitig mit dem Treibeis auch an 
der Küste Festeis erschien, ist eine Kontinuität eher gewährleistet. 
Es scheint in der Tatsache, daß noch bis Ende Januar jene für marine Einflüsse sprechenden, nur ein
	        
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