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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3
mit dem Einsetzen von Temperaturen unter —10° (20. 11.), konnte sich aber nicht halten. Noch eine zweite
Voreisperiode verstrich, bis bei sehr tiefen Temperaturen (unter —15°) Mitte Dezember die Vereisung endgültig
begann. Der vorübergehende Wärmeeinbruch um die Monatswende Januar-—Februar beeinflußte das Festeis doch
noch so weit, daß für einen Tag leichtes Festeis gemeldet wurde. Mit dem Vorwiegen höherer Temperaturen im
April verschwand das Eis am 23. 4., 8 Tage noch vor dem letzten Frost. — Wie auch bei den bisher besprochenen
Stationen (Kotka und Wiborg) begann die Eisbildung 1928/29 erst spät, trotz früher Fröste. Selbst schärferer
Frost Mitte Dezember bewirkte nur eine vorübergehende Eisbildung, das gleiche war Ende Dezember der Fall.
Erst Mitte Januar setzte die Hauptvereisung ein, die dann durch die arktischen Kältegrade des Februar (—25°
bis —30°) besonderen Nachdruck erhielt und demzufolge lange anhielt. Allein schon die Eismenge versprach
eine späte Enteisung, die denn auch trotz normalen Temperaturanstiegs im Frühling erst am 9. Mai stattfand,
16 Tage nach dem letzten Frost und fast zwei Monate nach dem ersten Auftreten positiver Temperaturen im
Frühjahr (12. 3.). —- Der folgende, milde Winter begann erst Anfang Februar mit Eisbildung, nachdem Ende
Dezember eine Frostperiode eisunwirksam verlaufen war. Der geringe Frost ließ kein starkes Festeis aufkommen,
das noch dazu zweimal unterbrochen wurde. Der Kern dieser Eisperiode, die eine ausgesprochene Hauptvereisung
nicht ohne weiteres hervortreten ließ, liegt zweifellos im Februar, denn da trat auch die ausgedehnteste Frost
periode auf. Das schwache Eis verschwand früh, und noch 20 Tage nach dem Verschwinden des Eises trat Spät
frost auf, eine Tatsache, die bei den östlichen Stationen nicht zu beobachten ist. — Im folgenden Winter mit
seinem regelmäßigen Temperaturab- und -anstieg war auch die Eisbildung gleichmäßig, ziemlich spät trat die Ent
eisung auf. Demgegenüber spiegelt der Anfang des letzten Berichtswinters die wechselnden Temperaturverhält
nisse deutlich wieder: Es traten zwei Voreisperioden auf, ehe mit anhaltendem Frost Anfang Februar die Haupt
vereisung einsetzte und am 29. 4., 29 Tage nach dem letzten Frost, schloß.
In den finnischen Berichten wird in Helsingfors Nord- und Südhafen unterschieden, deren Vereisung nicht
gleich ist. Der Nordhafen zeigt einen erheblich früheren Beginn der Eisbildung als der Südhafen. Der Schluß der
Vereisung liegt jedoch bei dem Nordhafen nicht so viel später. Es ist dies eine öfters zu beobachtende Erschei
nung, daß die Schwankung, die örtlich und zeitlich zu Beginn der Vereisung sehr ausgeprägt sein kann, zur Zeit
der Enteisung viel geringer ist. Der Unterschied der beiden Hafengebiete sei tabellarisch zusammengestellt für
die erreichbaren Jahre, vorweg muß bemerkt werden, daß es sich um wöchentliche Angaben handelt, bei denen
Einzelheiten oder kurzfristige Schwankungen oft verschwinden. Einige Jahre sind noch nicht veröffentlicht.
Woche nach dem 1. Dezember, in der Eisbildung einsetzte:
Südhafen
10.
5.
—
13.
9.
13.
10.
10.
6.
4.
4.
10.
4.
Nordhafen
3.
3.
10.
5.
6.
13.
2.
5.
6.
4.
2.
6.
4.
Jahr
1931/32
30/31
29/30
28/29
27/28
24/25
22/23
18/19
17/18
16/17
15/16
14/15
13/14
In einigen Jahren kann, wie sich aus der Tabelle ergibt, noch der Fall Vorkommen, daß die Daten übereinstimmen.
Dann beträgt der Unterschied zwischen dem Eisbeginn im Nordhafen und dem im Südhafen weniger als eine
Woche. Dies wird dann eintreten, wenn das Wasser langsam abgekühlt ist und später Frost eintritt, so daß die
Eisreife des Wassers das ganze Hafengebiet bereits erreicht hat (z. B. 1924/25). Auch sehr scharfer Frost ver
kürzt natürlich die Spanne der Eisbildung. Mitunter macht sich die Begünstigung des Südhafens nur insofern
bemerkbar, als bei gleichem Eisbeginn das Eis hier noch einmal verschwindet, während es im Nordhafen bleibt
(1913/14). Für die gleichen Jahre der obigen Tabelle sei noch der Schluß der Vereisung und der daraus resul
tierende Unterschied zwischen Nord- und Südhafen mitgeteilt. Wie schon angedeutet, ist hier der Unterschied
weit geringer.
Woche nach
dem 1.
März,
in der die Enteisung stattfindet:
Südhafen
5.
7.
— 5.
5.
3.
6. 4. 6. 4. 7.
5.
6.
6.
Nordhafen
7.
7.
3. 7.
6.
3.
6. 4. 8. 7. 8.
8.
7.
6.
Jahr
1931/32
30/31
29/30 28/29
27/28
24/25
22/23 19/20 18/19 17/18 16/17
15/16
14/15
13/14
Der Fall, daß die Enteisung des gesamten Hafengebietes noch in ein und derselben Woche stattfindet, tritt relativ
häufig auf. Ein Unterschied von drei Wochen ist nur zweimal (1915/16, 1917/18), ein solcher von zwei Wochen
nur dreimal (1931/32, 1928/29, 1918/19) vorgekommen.
Auch in bezug auf die Eisstärke ist, wie zu erwarten, der Südhafen günstiger gestellt. Die Maxima liegen
zeitlich mit denen des Nordhafens überein, sind jedoch meist niedriger, wie der folgende tabellarische Vergleich
lehrt: