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Full text: 58, 1938

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhähnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens 
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buchtenreiche Küste aufweist, besitzt der übrige See einen relativ geschlossenen und nur großzügig gebuchteten 
Umriß. 
Alle diese Tatsachen haben ihren besonderen Einfluß auf die Eisverhältnisse, und der Verlauf der Eisver 
hältnisse wird ergeben, daß die bathymetrischen und topographischen Faktoren weitgehend zur Erklärung heran 
gezogen werden müssen. 
3. Strömungen. 
Uber die Meeresströmungen im Bereich des Untersuchungsgebietes läßt sich nur sehr wenig sagen, da die 
Beobachtungen sehr spärlich und verstreut sind. Aus der Bearbeitung der Eisverhältnisse ergaben sich wiederholt 
untrügliche Anhaltspunkte für das Vorhandensein einer Strömung, so daß es mangels direkter Messungen nötig 
war, zur Charakterisierung der Strömungsverhältnisse auch derartige Deduktionen zu verwenden, obwohl ihnen 
natürlich größere Unsicherheit anhaftet. 
Die Wasser Versetzung erfolgt gegen den Sinn des Uhrzeigers an den östlichen Küsten der Ostsee entlang 
nach Norden. Die Westküsten des Baltikums werden von dem relativ salzreichen und warmen Strom bespült, vor 
den Inseln und vor der Pforte von Zerel sowie vor der nördlichen Mündung der Straße von Moon wird diese 
Strömung seewärts verdrängt, da an diesen Stellen aus dem Inselschelfmeer und aus dem Rigabusen ausgehende, 
allerdings schwache Ströme einmünden. Umgekehrt zweigt, wenn auch keineswegs deutlich ausgesprochen, ein Teil 
des Ostseewassers um Domesnäs herum ab in den Rigaischen Meerbusen hinein, wo es bis zu dessen Ostküste spür 
bar ist. Entlang der nordestnischen Küste verläuft der Ostseestrom innerhalb der tieferen Rinne nach Osten. Noch 
bei Reval ist das wärmere, salzreiche Wasser aus dem Westen an der Milderung der dortigen Eisverhältnisse 
maßgeblich beteiligt. Dagegen ist der östlichste, flache Teil des Finnenbusens nicht mehr, oder wenigstens nur 
ganz sporadisch bei besonderen Wetterlagen, von dem genannten Strom berührt, der vielmehr auf der Höhe von 
Hogland nordwärts umbiegt, sich mit dem aus dem Ostzipfel stammenden salzarmen Wasser vereinigt und ent 
lang der Südküste Finnlands vor dem Schärengürtel westwärts strömt nach dem Schären- und Älandsmeer hin. 
4. Temperaturverhältnisse an der Wasseroberfläche. 
Die Oberflächentemperaturverhältnisse im Finnischen Meerbusen werden charakterisiert durch eine positive 
Abweichung längs der estnischen Küste. Diese steht im Zusammenhang mit dem Einströmen wärmeren Ostsee 
wassers aus dem Gotlandtief nach Nordosten, durch die Wirkung der Erdrotation an die estnische Küste gedrängt. 
Die Nullgradisotherme des Oberflächenwassers im Februar verläuft aus dem Schärenmeer in ostsüdöstlicher Rich 
tung durch die Mündung des Finnischen Meerbusens auf die estnische Küste in der Bucht von Kolkovik, östlich 
von Reval. 
Auch im Mai liegen die Verhältnisse ähnlich, nur daß hier die +4-Grad-Isotherme den gleichen Verlauf 
zeigt und im Nordosten, nahe der Finnischen Küste vor Frederikshamn, ein Gebiet mit tieferen Temperaturen be 
steht (unter +3°). 
Anders ist der Temperaturverlauf im August. Hier sind die küstennahen Gewässer wärmer als die zen 
traleren, tieferen. Besonders die nordöstliche Küste zwischen Wiborg und Leningrad besitzt diesen Wärmeüber 
schuß, der in gleicher Höhe erst wieder im Bereich der ostpreußischen Küste (Frisches Haff) und der mecklen 
burgischen Küste erreicht wird. Wenn auch diese Sommerwerte nicht unmittelbar wesentlich für den Verlauf im 
Winter sind, so zeigen sie aber doch, in welcher Richtung etwaige kontinentale Einflüsse zu suchen sind •— wich 
tig werden erst die positiven oder negativen Abweichungen der sommerlichen Meerestemperatur vom langjährigen 
Mittel. 
Die Umkehr dieses sommerlichen Temperaturgefälles zu dem winterlichen, wie es die Februartemperaturen 
anzeigen, vollzieht sich im November bereits deutlich. Im Bereiche der Mündung des Finnischen Meerbusens 
weisen die Küsten höhere Temperaturen auf als der mittlere Streifen. Dagegen queren die Isothermen östlich des 
27. Längengrades den Meerbusen nördsüdlich mit einer raschen Temperaturabnahme des Oberflächenwassers nach 
Osten. Die mittlere estnische Küste, die durch Halbinseln und Buchten reich gegliedert ist, bildet auch hier wieder 
eine Isothermengrenze (vgl. Februar und Mai). 
Der kontinentale, im Herbst abkühlende Einfluß macht sich von der Newabucht her geltend und setzt sich 
konzentrisch westwärts fort. Erst westlich von Kap Jamina zeigt sich die thermische Bevorzugung der estnischen
	        
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