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Erich Go e decke: Beiträge zur Hydrographie der südlichen Nordsee
A. Hydrographische Untersuchungen in den Hoofden
und dem englischen Kanal im Januar 1935.
Einleitung.
Im Rahmen der Arbeiten der Internationalen Kommission für Meeresforschung sind seit dem Jahre 1935
von deutscher Seite die gemeinsamen hydrographischen und biologischen Untersuchungsfahrten des R.-F.-D.
„Poseidon“ während der Winter jahreszeit in die südliche Nordsee wieder auf genommen worden [(1), siehe
die Stationskarten von Schulz auf Tafel 14, Figur 1 und 2, und (2), die Tabelle 2 von Zorell auf S. 9]*. Die
hydrographischen Untersuchungen im Januar 1935 und insbesondere im Februar 1936 hatten den Zweck,
den fischereibiologischen und planktologischen Arbeiten durch eine eingehende Untersuchung der hydrogra
phischen Verhältnisse in diesem Teil der Nordsee während des Winters wichtige hydrographische Grundlagen
zu verschaffen. Zum anderen war eine spezielle hydrographische Aufgabe, festzustellen, wie weit z. B. das
gewonnene Bild über den hydrographischen Zustand der Oberfläche im Winter dieser beiden Jahre von dem
jenigen des schon in vielen Karten und Atlanten dargestellten „mittleren“ Zustandes abweicht. Die Bearbeitung
der Beobachtungsergebnisse hat gezeigt, daß gerade zu dieser Jahreszeit die hydrographischen Verhältnisse des
Oberflächenwassers starken zeitlichen Schwankungen unterworfen sind, ferner, daß diese zeitlichen Änderungen
des Oberflächenzustandes in erster Linie durch besondere meteorologische Einflüsse bedingt sind. Weiterhin
wird nach Auffassung des Verfassers hier zum ersten Male von hydrographischer Seite eine eingehende Be
schreibung des thermischen und haiinen Vertikalaufbaues der südlichen Nordsee gegeben.
Die hier zu besprechenden Ausführungen des 1. Hauptteils behandeln die Ergebnisse einer Bearbeitung
der auf der „Poseidon“-Fahrt vom 3. bis 26. Januar 1935 gewonnenen Beobachtungen.
J. Das Beobachtungsmaterial.
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Die hydrographischen Beobachtungen von dieser Fahrt bilden nicht nur eine wichtige Grundlage für
die zu gleicher Zeit an Bord ausgeführten fischereibiologischen Untersuchungen, sondern gewährleisten auch die
Aufstellung eines zusammenhängenden Bildes von dem in dem Gebiet der Hoofden immer noch zu wenig
bekannten Ablauf der hydrographischen Verhältnisse. Die Fahrtroute war so gewählt, daß es möglich war,
innerhalb von 24 Stunden ein zusammenhängendes Querprofil zu erledigen (4). Insgesamt konnten 14 Quer
profile in dem Gebiet zwischen Helgoland—Outer Silver Pit und dem englischen Kanal durchgeführt werden.
Außer den biologischen und meereschemischen Untersuchungen an Bord wurden zahlreiche Beobachtungen für
Temperatur- und Salzgehaltsbestimmungen gewonnen (6). Bei der Bearbeitung der gewonnenen hydrogra
phischen und meteorologischen Beobachtungen wurden ferner die auf 12 Reisen zwischen Terschellingerbank-
F.-Sch. und Themsemündung durchgeführten stündlichen Temperatur- und Salzgehaltsbeobachtungen der
Dampfer der Reederei Kirsten [siehe unter (1)] benutzt. Diese Beobachtungen wurden weiter durch Tempe
ratur- und Salzgehaltsbeobachtungen von zu gleicher Zeit stattgefundenen Fahrten des englischen Forschungs
schiffes „George Bligh“, durch Oberflächenbeobachtungen der internationalen Dampferroute Esbjerg—Harwich
* Eine wertvolle Ergänzung zu diesen „Poseidon“-Fahrten bilden die seit einigen Jahren von der Staatlichen Biologischen
Anstalt auf Helgoland veranstalteten biologischen Winterfahrten auf den deutschen Fischerschutzbooten „Elbe“ und „Weser“ in die
Hoofden und den englischen Kanal (3). Auf diesen Fahrten werden außer den biologischen Arbeiten an Bord stets zahlreiche
Gberflächcnbeobachmngen für Temperatur- und Salzgehaltsbestimmungen ausgeführt. Der Wert dieser hydrographischen Beobach
tungen liegt darin, daß sie 1 bis 2 Monate vor dem Beginn der betreffenden „Poseidon“-Fahrt angestellt wurden. Aus besonderen
Gründen wurde dieses Beobachtungsmaterial für die vorliegende Untersuchung nicht mitbenutzt, sondern es wird später eine
gemeinsame hydrographische und biologische Bearbeitung erfahren.