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Full text: 57, 1937

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 57. Band, Nr. 2 
südlich von Labrador gelegen, so sind nördliche und nordwestliche Winde die Folgeerscheinung; ist es weiter 
in den Atlantischen Ozean gegen Island gerückt, so nehmen die Winde westliche Richtung an. Zieht dagegen 
das Minimum gegen Grönland in die Davisstraße, so sind südwestliche Winde die Folge. Wegen dieser Luft 
druckverteilung treten südliche, südöstliche, östliche, nordöstliche und auch die nördlichen Winde im Winter 
stark zurück, wobei die nördlichen unter diesen Winden, wie aus den Tabellen 178—181 zu ersehen ist, noch die 
Vorherrschaft haben. Dabei scheinen die beiden südlichen Stationen Hoffenthal und Zoar stärker unter den 
Einfluß der Minimen gezogen zu werden, denn bei ihnen sind diese westlichen Winde etwas häufiger und die 
Windstillen treten zurück, in Nain und Hebron nehmen dagegen die Windstillen gegenüber den beiden süd 
licheren Stationen zu. Diese Winde haben einen ganz verschiedenen Charakter, je nach ihrer Herkunft, und 
bedingen das Wetter grundlegend. Zum Vergleich wurde das Jahr 1893 herausgegriffen (Tabellen 188—191), das 
einen normalen Verlauf der meteorologischen Elemente innerhalb des Jahres zeigt, wie sich durch Vergleich mit 
den Mittelwerten der 20 Jahre ergibt. Zur Feststellung des Einflusses der Windrichtung auf die Temperatur wurde 
nach den Terminbeobachtungen für das Jahr 1893 für jeden Monat die Windrichtung in Prozenten errechnet 
und aus den dazu gehörigen Temperaturen das Mittel gebildet. Daraus ergibt sich, daß in Hoffenthal im De 
zember die kältesten Winde die Westwinde sind mit 40% und einer Durchschnittstemperatur von —21,6°. Im 
Januar sind bei der gleichen Station die SW-Winde vorherrschend mit einem Mittelwert der Temperatur von 
-—21,5°. Auch die schwächeren Westwinde haben in diesem Monat -—20,1°. 
In Zoar sind nun ebenfalls die kältesten Winde im Dezember die Westwinde mit —23,1°, in Nain dagegen 
ist der Nordwestwind mit 51% häufiger, und zwar mit einem Mittelwert der Temperatur von —23,0°, in Hebron 
aber ist der Südwestwind mit -—24,4° der kälteste. In Zoar ist im Januar unter den Winden der Westwind am 
häufigsten mit 17% und auch der kälteste mit einem Mittelwert der Temperatur von —25,2°, für Nain und 
Hebron kann man in dieser Hinsicht dasselbe sagen, denn es herrscht in Nain der Westwind mit 52% und einer 
Temperatur von —23,3° und in Hebron der Westwind mit 47% und -—20,1° vor. Im Durchschnitt sind die 
NW-Winde unter dem Einfluß des Meeres noch wärmer, während sie im Februar und März teilweise die west 
lichen und südwestlichen Winde an tieferen Temperaturen noch überwiegen (vgl. Tabellen 191 und 189). In 
Hoffenthal und Nain bleiben die westlichen Winde, als unmittelbar vom kalten Kontinent kommend, die kälte 
sten. Ähnlich große Kältegrade zeigen auch die Windstillen. Um mehrere Grade wärmer sind dagegen die weniger 
häufigen Nordwinde. Wesentlich wärmer sind auch die nordöstlichen Winde. In Nain bringen im Februar die 
Westwinde einen Mittelwert der Temperatur von —24,8°, die Nordwestwinde einen solchen von —23,2°, die 
Windstillen -—21,8°, die Nordwinde —14,0° und die Nordostwinde sogar 0°. In Hebron sind die Unterschiede 
noch stärker. 
Herrschen im Winter die West- und Nordwestwinde sowie die Windstillen vor, so hat man größere Kälte 
(siehe Januar, Februar 1887, ferner Januar, Februar 1890, ebenso Februar 1891 und Februar 1894). Als Beispiel 
wurden der Januar und Februar des Jahres 1887 der Station Nain gewählt. Man findet im Januar den Westwind 
mit 46%, den Nordwestwind mit 10% und Windstille mit 37% vorherrschend. Der Mittelwert der Temperatur be 
trägt in diesem Monat —26,2°. Im Februar dieses Jahres herrscht der Westwind mit 64%, der Nordwestwind mit 
12% und Windstille mit 15% vor. Die Mitteltemperatur dieses Monats beträgt —23,2°. Als weiteres Beispiel wird 
der Februar des Jahres 1891 von Hebron angeführt. Es herrschen in diesem Monat der Westwind mit 46%, 
Windstille mit 24% vor. Der Nordwestwind ist schwächer. Man findet in diesem Monat einen Mittelwert der 
Temperatur von —25,5°. Weiterhin wird der Februar des Jahres 1894 von Hebron angeführt, in dem der 
Westwind mit 63% und Windstille mit 23% am häufigsten sind. Die Mitteltemperatur dieses Monats besitzt 
den Wert —24,5°. Ferner läßt sich für den Dezember des Jahres 1893 für Zoar, Nain und Hebron hinsichtlich 
der Temperatur bei obengenannten Winden ähnliches aussagen. In Hoffenthal sind die südwestlichen Winde 
neben den westlichen und nordwestlichen häufiger. 
Wie aus den Tabellen 178—181 zu ersehen ist, sind die Nordwest- und Westwinde im Winter ziemlich stark 
vorherrschend und bringen natürlich Schönwetterlage mit. Die Bewölkung ist im Winter deshalb am geringsten 
(siehe Tabellen 119, 133, 155, 177). Dabei hat Hebron, das am nördlichsten liegt und der Kaltluftmasse des 
Kontinents am nächsten gelegen ist, den geringsten Bewölkungsgrad im Winter und ferner auch die geringste 
Windstärke (siehe Tabellen 183—186). Hoffenthal dagegen, das den winterlichen Zugstraßen näher liegt, zeigt 
auch im Winter größere Bewölkungsgrade und größere Windstärken. Allgemein nimmt die Windstärke, wie 
schon oben angeführt (S. 14) wegen der näheren Lage zu den Zugstraßen von Norden nach Süden überhaupt 
zu. Das südlicher gelegene Hoffenthal hat das ganze Jahr ziemlich gleichbleibende Windstärke. An den nörd 
licher gelegenen Stationen ist sie im Winter am größten, denn dann findet man die größten barometrischen
	        
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